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Wie der Breitenauer See Hochwasser verhindert

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In unsere Serie "So funktioniert das" erklärt Betriebsleiter Johannes Kübler das System, das hinter dem Breitenauer See steckt, der ja zuallererst ein Hochwasserrückhaltebecken ist. Im Dauerstau führt der Breitenauer See 2,4 Millionen Kubikmeter Wasser. Bei Hochwasser kann er weitere 850.000 Kubikmeter fassen.

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Betriebsleiter Johannes Kübler zeigt die Anlage. Fotos: Friedrich
Betriebsleiter Johannes Kübler zeigt die Anlage. Fotos: Friedrich  Foto: Friedrich, Sabine

Was an Wasser aus der Sulm hinter der Vorsperre beim Löwensteiner Beckershof in den See reinfließt, kommt an der anderen Seite vorne raus über den Bypass in den Mühlkanal. Klingt ganz einfach, was Betriebsleiter Johannes Kübler erzählt. Die Formel lautet: Zufluss ist gleich Abfluss, und das in einer Menge von 60 Litern pro Sekunde. Alles, was mehr ist, geht in den Einstau.

Denn was viele Menschen gar nicht wissen: Der Breitenauer See ist zuallererst ein Hochwasserrückhaltebecken, und zwar das zentrale des Wasserverbands Sulm. Der baut gerade die letzten Schutzeinrichtungen, die Becken Nummer 16 und 17 an Amorbach und Hängelbach in Neckarsulm. Nach knapp 50 Jahren wird damit das 116 Quadratkilometer große Einzugsgebiet von Löwenstein bis Neckarsulm vor einem hundertjährlichen Hochwasser geschützt sein.

Nach Starkregen die Wassermassen aufnehmen

Im Dauerstau Breitenauer See befinden sich 2,4 Millionen Kubikmeter Wasser in der 40 Hektar großen Fläche. Wenn bei heftigen Unwettern mit Starkregen Wassermassen aus den Löwensteiner Bergen ins Tal stürzen, kann er weitere 850.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen.

Dieser Stauraum wurde noch nie seit der Fertigstellung 1980 ausgeschöpft. Kübler, der oberste Stauwärter, kennt den bisher höchsten Wert. Der wurde beim Weihnachtshochwasser 1993 erreicht, als der Dauerstau um 80 Zentimeter anstieg. "Wir hatten noch 1,20 Meter Luft nach oben." Könnte das jemals zu wenig sein? Kübler, der seit 1985 beim Wasserverband Sulm arbeitet, schüttelt den Kopf. Das Wort "nie" will er nicht in den Mund nehmen. Aber: "Die Wahrscheinlichkeit, dass der Breitenauer See überläuft, ist gering."

"Es muss alles funktionieren. Denn Hochwasser kündigt sich nicht an", sagt der gelernte Landwirtschaftstechniker, der sich in Hydraulik, Elektronik und EDV fortgebildet hat. Nach 35 Jahren Erfahrung weiß er: "Meistens kommt Hochwasser am Wochenende oder feiertags. Das ist verrückt." Nach dem Starkregen im Mai 2016 seien zehn von 15 Becken im Einstau gewesen und pufferten rund eine Million Kubikmeter Wasser. Rund 4,2 Millionen Kubikmeter kann das Schutzsystem aufnehmen.

Überblick über wichtige Daten

Im Betriebsgebäude in der Nähe des Damms kann Kübler jedes Becken auf den Monitor holen, bekommt so einen Überblick über Pegelstände, eingestautes Volumen, Zu- und Abfluss, Niederschlagsmenge oder Schieberstellungen. Er kann sich aber auch über das Handy in jede Einrichtung einklinken. Jedes Becken hat seine eigene Betriebsvorschrift, in welchem Turnus es gewartet, gesteuert und getestet werden muss. "Die Pegelmesseinrichtungen dürfen nicht verschlammen", macht Kübler auch auf die Wartung aufmerksam. Mindestens einmal pro Woche fällt dies an, und bei den automatisch gesteuerten Becken wird monatlich am PC Hochwasser simuliert. So lässt sich herausfinden, ob die Regelung der Schieber funktioniert und die Alarme richtig abgesetzt werden.

1995 wurde der Breitenauer See letztmals für eine vertiefte Sicherheitsüberprüfung abgelassen. Laut Kübler steht das in den nächsten fünf Jahren wieder an. 2013 war für die Sanierung von Uferabschnitten der Pegel nur gesenkt worden. Vier Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte sowie Aushilfen gehören zum Team von Kübler, der auch Reparaturen und die Unterhaltung von rund 100 Hektar Fläche organisiert.

Der Wassserverband Sulm

Der Wasserverband Sulm wurde 1973 gegründet. Anlass waren verheerende Hochwasserereignisse im Februar und Mai 1970, als Kolbenschmidt und Audi in Neckarsulm unter Wasser standen und der damalige VW-Chef drohte, das Audi-Werk abzuziehen. Dem Wasserverband mit Sitz in Weinsberg gehören an: Bad Friedrichshall, Bretzfeld, Eberstadt, Ellhofen, Erlenbach, Heilbronn, Lehrensteinsfeld, Löwenstein, Neckarsulm, Obersulm, Oedheim, Weinsberg, der Landkreis Heilbronn und das Land Baden-Württemberg. Das Einzugsgebiet beträgt knapp 120 Quadratkilometer.

Derzeit werden die Becken 16 (Amorbach) und 17 (Hängelbach) gebaut, das sind die letzten zwei Prozent, die zum einem kompletten Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser plus Klimaschutzfaktor führen. 39,2 Millionen Euro sind dann investiert worden, allein umgerechnet 5,5 Millionen Euro in den Breitenauer See, 23 Millionen Euro zahlte das Land als Zuschuss. Das größte Volumen mit 910.000 Kubikmetern hat das Trockenbecken in Neckarsulm von 1975. Dann folgt der Breitenauer See, 1980 mit 850.000 Kubikmetern Volumen in Betrieb gegangen, einer der drei Dauerstaus.


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