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Die älteste Neckarschleuse funktioniert einwandfrei

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Die älteste Neckarschleuse verrichtet seit fast 200 Jahren ihren Dienst in Heilbronn. Das Bauwerk am Wilhelmskanal unweit der Experimenta steht jedem offen, der genug Kraft hat, die Tore aufzustemmen.

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Fachmann Volker Schlägel demonstriert, wie Wasser aus der Schleusenkammer am Wilhelmskanal geleitet wird. Mit Holzstangen lassen sich die Tore öffnen. Foto: Hettich
Fachmann Volker Schlägel demonstriert, wie Wasser aus der Schleusenkammer am Wilhelmskanal geleitet wird. Mit Holzstangen lassen sich die Tore öffnen. Foto: Hettich  Foto: Hettich, Alexander

"Oft haben die Leute keine Geduld", weiß Volker Schlägel. Der technische Angestellte für Hochwasserschutzanlagen bei der Stadt Heilbronn muss häufiger Schäden an der alten Schleuse beklagen. Dann hat wieder jemand zu heftig an den Holzstangen gezerrt, mit denen die mächtigen Tore aufgezogen werden.

Dabei ist die Bedienung ein museales Vergnügen, das keine Hast erlaubt. Bei der Buga bildeten sich oft Gruppen Schaulustiger, wenn jemand den Mechanismus in Gang setzte. Heute schauen die "Duscher" zu, jene Skulpturengruppe, die Künstlerin Christel Lechner zur Bundesgartenschau aufgestellt hat. "Ein bisschen Kraft braucht es schon", warnt Schlägel. In der Tat ist es in der Hitze etwas mühsam, die Schleusentore mit Muskelkraft aufzustemmen, aber mit etwas Anstrengung flutscht es.

Yachten und Sportboote nutzen die Schleuse

Das Prinzip ist denkbar einfach: Tor auf, Wassergefährt rein, Tor zu. Dann werden auf der gegenüberliegenden Seite per Kurbel Durchlasse geöffnet. Das Wasser in der Kammer hebt oder senkt sich, das Boot kommt auf die gewünschte Höhe. Die Differenz beträgt hier immerhin mehr als drei Meter. "Das dauert schon zehn Minuten oder mehr", erklärt Fachmann Volker Schlägel.

Heute werden die alte Schleuse und die etwas modernere, etwas größere Nachbarkammer vor allem von Yachten, Sportbooten oder Ruderern genutzt. Der historische Fahrstuhl steht im Grunde jedem offen. "Man kann da auch mit dem Schlauchboot durch", sagt Jakobine Biehl, Sachgebietsleiterin Gewässer und Hochwasserschutz, die einiges zur Geschichte des Bauwerks recherchiert hat.

Der Bau des nach König Wilhelm I. benannten Kanals und der Schleuse machte den Fluss erstmals über Heilbronn hinaus Richtung Mannheim schiffbar. Für die Stadt waren das zunächst schlechte Nachrichten. Am jahrhundertalten Stapelrecht hatte Heilbronn gut verdient. Händler mussten ihre Waren in der Stadt stapeln, umladen und dafür bezahlen. Mit einer durchgehenden Schiffsverbindung war dieses Privileg dahin.

Häftlinge mussten den Knochenjob erledigen

"Für den Schleusenbau wurden 800 Pfähle aus Tannenholz in den Boden getrieben", weiß Jakobine Biehl aus alten Unterlagen. Zu dem Knochenjob wurden Häftlinge des Gefängnisses Hohenasperg verdonnert. Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit war es vollbracht. Der König kam persönlich zur Einweihung des Wilhelmskanals, der den Altneckar in Heilbronn umschiffte. Der Bau kostete fast 200.000 Gulden, nach heutigem Wert um die zwei Millionen Euro.

Wie viel Geld die Instandsetzung kostet, weiß noch niemand. Klar ist laut Biehl: "Die ganze Anlage ist sanierungsbedürftig." Das Innenleben der Schleusenwände besteht aus einer Art Fachwerkkonstruktion, die mit Mauerwerk verfüllt ist. Die Schleusenkammer ist mit Eichenholz ausgelegt.

Wann die Sanierung angegangen wird ist offen. Bis dahin tut die alte Schleuse weiter ihren Dienst - wenn nicht allzu viele hastige Nutzer die Mechanik malträtieren. Wer sich die Bedienung trotz der Erklärtafeln nicht zutraut, kann auch schon mal im Rathaus anrufen. "Wir helfen dann weiter", sagt Volker Schlägel.

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