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Wie ein Blockheizkraftwerk funktioniert

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Den Begriff hat man schon oft gehört. Nur: Wie sieht so ein Blockheizkraftwerk denn aus und wie funktioniert es eigentlich genau? Im Heilbronner Neckarbogen haben wir eines unter die Lupe genommen.

von Carsten Friese
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Überschaubar in den Ausmaßen: Rund fünf Meter lang und zwei Meter hoch ist das Blockheizkraftwerk der Zeag im Neckarbogen.
Fotos: Christiana Kunz
Überschaubar in den Ausmaßen: Rund fünf Meter lang und zwei Meter hoch ist das Blockheizkraftwerk der Zeag im Neckarbogen. Fotos: Christiana Kunz  Foto: Kunz, Christiana

Im Neckarbogen am Haus H6 an der Theodor-Fischer-Straße führt der Weg der Aufklärung über eine eine Metalltreppe in einen Schacht hinunter. Hinter einer schweren Stahltür steht in einer Energiezentrale der Zeag so ein Exemplar. Ein langer, schwarzblauer Kasten auf einem Betonsockel, fünf Meter lang, zwei Meter hoch, einen Meter breit, ist das Objekt der Neugierde.

Bei einem Kraftwerk hätte man etwas größere Dimensionen erwartet. "Es gibt Blockheizkraftwerke, die sind so groß wie ein Kühlschrank, andere so groß wie eine Trafostation", vergleicht Michael Möhrer, der bei der Zeag als Projektleiter für Quartiersentwicklung arbeitet. Es hänge immer von der Leistung ab. Im Neckarbogen versorgt das Kraftwerk Anwohner mit Strom und Wärme. Es erzeugt rund 840.000 Kilowattstunden Strom im Jahr, was einem Jahresverbrauch von 280 Durchschnittshaushalten entspricht.

Als ein Techniker die Türen öffnet, wird der Blick ins Innere frei. Das Prinzip dahinter: Mit Erdgas als Kraftstoff wird das Blockheizkraftwerk betrieben. Der besondere Vorteil ist, dass die entstehende Verbrennungswärme der Stromproduktion gleich noch genutzt wird. "Wenn ich Stromerzeugung und Abwärmenutzung koppele, entstehen deutlich weniger Gesamtverluste", erklärt Michael Möhrer.

Abwärme der Verbrennung wird über ein Rohrsystem in Pufferspeicher gespeist.
Abwärme der Verbrennung wird über ein Rohrsystem in Pufferspeicher gespeist.  Foto: Kunz, Christiana

Beim klassischen System gingen zum Beispiel in einem Kohlekraftwerk im Schnitt 44 Prozent an Wärme verloren. Im Blockheizkraftwerk seien es rund zehn Prozent. Das bedeutet: Man muss für das gleiche Resultat weniger Primärenergie einsetzen. Ein Blockheizkraftwerk, das Strom und Wärme gleichzeitig produziert, sei "deutlich effizienter" als klassische Systeme wie ein zentrales Kraftwerk und einzelne kleine Gas- oder Ölheizanlagen in den Häusern, verdeutlicht der Zeag-Mitarbeiter.

Zentrale Bauteile der Anlage

Ein Generator und ein großer Kolbenmotor sind zentrale Bauteile des Blockheizkraftwerks. Die erzeugte Wärme wird über ein Rohrsystem in isolierte 5000-Liter-Pufferspeicher transportiert. Wenn im Netz die Nachfrage steigt durch Duschen oder Heizen, wird die Wärme auf die Reise geschickt. Sie bleibt im Neckarbogen, wird in 16 Gebäuden mit 321 Wohnungen genutzt.

Die zentrale Einheit: ein großer Kolbenmotor. Sechs Zylinder, angetrieben von verbranntem Erdgas, erzeugen durch Drehung elektrischen Strom.
Die zentrale Einheit: ein großer Kolbenmotor. Sechs Zylinder, angetrieben von verbranntem Erdgas, erzeugen durch Drehung elektrischen Strom.  Foto: Kunz, Christiana

Der Strom entsteht, indem der Kraftstoff die Zylinder im Motorblock in Bewegung setzt und durch Drehung elektrische Energie erzeugt wird. Durch armdicke Kabel geht der Strom auf eine kurze Reise, versorgt einen Gebäudeblock mit 85 Wohnungen mit sogenanntem Mieterstrom zu einem günstigen Tarif. Überschüssiger Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist.

Weitere Vorteile der Nahwärmeversorgung: Mieter/Investoren benötigen kaum Platz für Haustechnik. Es fallen insgesamt weniger Investitionen an, Schadstoffe werden nur an einer Stelle erzeugt und durch eine höhere Anlageneffizienz sinkt zudem der CO2-Ausstoß.

Regelmäßige Wartungen gehören dazu

Armdicke Kabel befördern den Strom auf kurzem Weg zu den Bewohnern.
Armdicke Kabel befördern den Strom auf kurzem Weg zu den Bewohnern.  Foto: Kunz, Christiana

Ende 2018 ging das Blockheizkraftwerk der Zeag im Neckarbogen in Betrieb. "Es läuft gut", sagt Möhrer. Regelmäßige Wartungen, beim Schmieröl und der Staubbeseitigung, gehören bei so viel Technik dazu.

Rund 6000 Stunden von 8760 Stunden im Jahr läuft es. Nur bei Wartungen oder bei extrem geringer Nachfrage im Hochsommer hat es auch mal Pause.

 

 

 


Serie "So funktioniert das" 

In unserer Serie "So funktioniert das" laden wir Sie ein, einen Blick hinter die Kulissen von Alltagsdingen zu werfen. Jeder weiß, was eine Mühle ist - aber wie genau wird Korn zu Mehl? Wir gehen gerne ins Freibad - aber wie wird das Wasser sauber gehalten? Wie wird aus Wasser Sprudel? Wie werden Glocken gesteuert? Solche Fragen beantworten wir hier:
 

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