Stimme+
Neckarsulm
Lesezeichen setzen Merken

Was mit den Zweirädern im Museum passiert

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

In unserer Serie "So funktioniert das" zeigen wir, wie die Sammlung des Zweirad- und NSU-Museums gepflegt wird. Dazu gehört auch das Führen einer Akte für jedes Modell.

Von Stefanie Pfäffle
Sven Heimberger kümmert sich in der Werkstatt um eine NSU-Max, die für Dreharbeiten gebraucht wurde.
Foto: Stefanie Pfäffle
Sven Heimberger kümmert sich in der Werkstatt um eine NSU-Max, die für Dreharbeiten gebraucht wurde. Foto: Stefanie Pfäffle  Foto: Pfäffle, Stefanie

Wer kennt das nicht? Auf schwarz ist Staub einfach besonders gut sichtbar. "Die Maschinen in der Ausstellung werden bei uns wirklich jeden Tag abgestaubt", erklärt Natalie Walz, Leiterin des Deutschen Zweirad- und NSU-Museums in Neckarsulm. Ein großer Aufwand, schließlich steht da nicht nur ein Motorrad rum. Aber das "Schönhalten", sie in einem guten Zustand zu bewahren, gehört auch zum Konservieren von Ausstellungsstücken dazu. Das ist wesentlich mehr als ein bisschen daran herumzuschrauben.

Originalzustand ist wichtiger als Fahrtüchtigkeit

Sind die eigentlich alle fahrbereit? Diese Frage hören Natalie Walz und Sven Heimberger, der für die Technik zuständig ist, fast täglich. "Nein, natürlich nicht, wozu auch", entgegnet Heimberger dann. Für viele alte Stücke müsste viel zu viel ausgetauscht werden, und dann wäre es vorbei mit dem Originalzustand. "Außerdem trägt das auch nicht zur Konservierung bei, wir sind da, um zu bewahren, die Geschichte zu bewahren, quasi der statische Part", ergänzt Walz. Wie bei Frauen, die seien im Original auch besser als mit vielen Ersatzteilen, ergänzt sie augenzwinkernd.

Mehrmals wöchentlich werden dem Museum Fahrzeuge, auch Fahrräder, angeboten. Passen sie ins 2015 entwickelte Sammlungskonzept, kommen sie nach Neckarsulm. Die Sammlung besteht seit 1956, seitdem wurde sie stetig erweitert, doch in letzter Zeit geschah dies nur sehr langsam. "Unser Platz ist endlich, deswegen müssen die Exponate in den Kontext passen."

Zwar haben die Neckarsulmer einen Schwerpunkt bei den NSU-Produkten, aber es gibt noch 89 andere Marken. "Da suchen wir uns als Spezialmuseum nur die Besonderheiten aus, also nicht die hundertste Honda Cap, sondern die guten Stücke, die wichtig sind, vielleicht eine besondere Geschichte oder einen besonderen Fahrer haben."

Alles muss raus

Kommt das Motorrad ins Depot in der Nähe des Museums, wo sich der Großteil der rund 1200-teiligen Sammlung befindet, wird es erstmal fotografiert. Ab damit in die Werkstatt mit zwei Motorrad- und einer Autohebebühne. "Dann leere ich erstmal den Benzintank und konserviere das Kraftstoffsystem. Benzin hat nur eine gewisse Haltbarkeit, dann fängt alles an zu rosten", erklärt Heimberger, der selber diverse Maschinen besitzt. "Das ist noch eine Stufe weiter als einwintern, aber vergleichbar." Die meisten alten Motorräder haben einen Vergaser, auch der muss entleert und konserviert werden, weil sich sonst die Leichtmetalllegierungen, aus denen diese in der Regel bestehen, zersetzen. Ganz wichtig auch: raus mit der Batterie und extra lagern. Nur ein winziger Teil von Heimbergers Arbeitszeit ist dem Restaurieren gewidmet, wofür er einen Schrank mit dutzenden Ersatzteilen bereithält.

Der weitaus größere Teil der Konservierungsarbeit ist so gar nicht metallisch. Im Archivraum hat jedes Stück eine eigene Mappe, in der sein bisheriges Leben möglichst genau dokumentiert ist. "Jedes Fahrzeug ist umso wertiger, je lückenloser seine Geschichte ist mit allen Bestandteilen", betont Walz.

Ereignisse wie jenes vor wenigen Wochen lösen Luftsprünge aus. Ein Mann hatte dem Museum 1961 seine seltene 1928 Windhoff überlassen. Jetzt fand er den Originalfahrzeugbrief und alte Fotos, die Nummern stimmen überein. "Ihm war wichtig, dass die Sachen zusammenkommen", sagt Heimberger. Er ist dafür zuständig, alles zu den Fahrzeugen zu recherchieren, denn je besser die Akte, desto besser können Besucher und Interessenten zum Ausleihen aus anderen Museen informiert werden. Derzeit sind die Mitarbeiter dabei, alles auch digital zu erfassen.

 

Bonanza-Rad gefragt
„Ein Museum ist wie ein Eisberg: Der Besucher sieht nur einen kleinen Teil der Sammlung“, meint Natalie Walz, Leiterin des Deutschen Zweirad- und NSU-Museums Neckarsulm. Zu der Sammlung gehören um die 1200 Fahrzeuge plus weitere Kleinexponate. Der Großteil lagert im Depot, fein sortiert nach Ländern und Marken auf zwei Etagen. Im Untergeschoss hängen 200 Fahrräder an der Wand. „Alle paar Tage ruft jemand an, weil er ein altes Rad hat, aber leider ist nie ein Bonanza-Rad dabei, das fehlt uns nämlich noch“, bedauert Walz. Auch die Fahrräder werden oft für Filme angefragt.


Mehr zum Thema

Blick über das historische Bohrhausmagazin und den fahrbaren Bohrturm.  
Fotos: Gabriele Schneider
Stimme+
Bad Rappenau
Lesezeichen setzen

Wie die Sole in die Schwimmbäder kommt



Mehr zum Thema

Überschaubar in den Ausmaßen: Rund fünf Meter lang und zwei Meter hoch ist das Blockheizkraftwerk der Zeag im Neckarbogen.
Fotos: Christiana Kunz
Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Wie ein Blockheizkraftwerk funktioniert



Mehr zum Thema

Firmengründer Josef Heim (links) und sein Sohn Kevin, der den Betrieb seit 2004 leitet, vor einem Regal mit Feinkostkonserven.
Foto: Josef Staudinger
Stimme+
Leingarten
Lesezeichen setzen

Bei Wild auf den Geschmack gekommen



Mehr zum Thema

Nick Weinert ist vom Mähdrescher ab- und auf den Hänger aufgestiegen und prüft die Qualität des Dinkels, den er gerade gedroschen hat.
Stimme+
Untergruppenbach
Lesezeichen setzen

Wie gefräßige Insekten machen Mähdrescher alles nieder



Mehr zum Thema

Die Flaschen werden in einer großen Anlage gesäubert, befüllt und erhalten dort auch Verschlüsse und Etiketten. Am Ende des Bandes werden sie in Kästen einsortiert.
Fotos: Elfi Hofmann
Stimme+
Eppingen
Lesezeichen setzen

Palmbräu in Eppingen bereitet Bier mit den traditionellen Zutaten zu


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben