Wie die Sole in die Schwimmbäder kommt
Die Rehakliniken in Bad Rappenau nutzen sie, die Schwimmbäder und das Gradierwerk ebenso, denn sie soll sehr gesund sein: Die Rede ist von der Bad Rappenauer NaCl-Starksole. Das weiße Gold wird wohl nie ausgehen. Täglich werden acht Kubikmeter Salzlösung durch Rohre gepumpt.

NaCl-Starksole nennt man die voll gesättigte, konzentrierte Natriumchlorid (NaCl)-Lösungen. Die Starksole der Kurstadt hat einen Salzgehalt von fast 27 Prozent. "Mehr geht auch gar nicht und kann vom Wasser nicht aufgenommen werden", erklärt Almut Friedrich vom Heimat- und Museumsverein. Aber wie entsteht die Sole überhaupt? Und wie gelangt sie in die Einrichtungen?
"Unter dem Salinengarten befinden sich in einer Tiefe von etwa 180 Metern über 30 Meter starke Salzflöze", sagt Almut Friedrich, die bis 2015 viele Jahre Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins war. Um diese doch unvorstellbare Tiefe greifbarer zu machen: 180 Meter lang - allerdings ebenerdig- ist zum Beispiel der Fußweg vom "Historischen Bohrhausmagazin" bis zum Gradierwerk.
Zwei Bohrlöcher in Bad Rappenau
Sole entsteht, indem Salz des Flözes mithilfe von zugeführtem Wasser aufgelöst und durch Rohre nach oben gepumpt wird. In Bad Rappenau wird im Salinengarten in der Talmulde am Einsiedelwald noch in zwei Bohrlöchern gepumpt, außerdem in einem unter einem Feld in Richtung Zimmerhof.
Die täglich etwa acht Kubikmeter der konzentrierten Salzlösung fließen durch Rohre zu einem Sammeltank, und werden von dort weiter zu den Kurkliniken, ins Hallen- und ins Freibad geleitet. Alle diese Einrichtungen verfügen über Sole-"Zapfhähne".
Ein Teil der Sole wird verdünnt, um das Gradierwerk damit betreiben zu können. In dieser Freiluft-Inhalieranlage rieselt die verdünnte Sole über Schlehenreisig und erfrischt die Luft drumherum.
In den Kliniken wird die Sole zur Behandlung von Atemwegskrankheiten (Inhalieren), von Haut- oder rheumatischen Erkrankungen, Allergien, Stimm-, Sprach- und Sprechstörungen eingesetzt sowie zur Sole-Photo-Therapie gegen Schuppenflechte. In den Schwimmbädern entfaltet die Sole ihre Heilwirkung beim Baden.
Bevor die voll gesättigte Sole wie heute nur noch zu medizinischen Zwecken verwendet wurde, wurde im Bad Rappenauer Salzabbau bis 1973 auch Salz hergestellt, die Sole durch Trocknung in großen Pfannen eingekocht und so zu Salz gemacht. Von diesem Kochvorgang stammt der Name Kochsalz.
Museum zum Thema Salz und Sole

Chemielaborantin Almut Friedrich verfügt über ein sehr großes Wissen über Salz und Sole. Zusammen mit dem Heimat- und Museumsverein hatte sie im Vorfeld der Landesgartenschau 2008 die Sanierung, Renovierung und die Erlebbarmachung der Anlagen im Salinengarten aus der Zeit der Salz- und Solegewinnung organisiert. Unter anderem entstand dabei auch das historische Bohrhausmagazin beim Gradierwerk, in dem bis heute ein von Ehrenamtlichen des Vereins betreutes Museum zum Thema Salz und Sole untergebracht ist.
Zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Hubert hat Almut Friedrich für den Verein zur damaligen Landesgartenschau in der Kurstadt auch die fast 70-seitige informative Broschüre "Salz und Sole: das historische Bohrhausmagazin" erarbeitet. Bis heute führt der Verein zum Thema Salz und Sole auch immer wieder durch die Stadt. Das Bohrhausmagazin ist von März bis Oktober samstags von 15 bis 17 Uhr geöffnet, der Heimat- und Museumsverein führt Interessierte zudem regelmäßig hindurch, ebenso durch das Museum im Fränkischen Hof.
Und alle, die Angst haben, irgendwann gebe es vielleicht einmal kein Salz mehr, beruhigt Almut Friedrich: "Salz wird es immer geben." Denn schon allein von hoch oben aus dem Weltraum fielen tagein, tagaus Unmengen an Salz auf die Erde nieder.
In unserer Serie "So funktioniert das" laden wir Sie ein, einen Blick hinter die Kulissen von Alltagsdingen zu werfen. Jeder weiß, was eine Mühle ist - aber wie genau wird Korn zu Mehl? Wir gehen gerne ins Freibad - aber wie wird das Wasser sauber gehalten? Wie wird aus Wasser Sprudel? Wie werden Glocken gesteuert? Solche Fragen beantworten wir hier:
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