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Kirchheimer Demeter-Landwirte wollen Stück Land gesund weitergeben

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Drei Männer, drei Generationen: Die Lieberherrs bewirtschaften ihren Hof biologisch-dynamisch. Das macht mehr Arbeit, doch die Produkte lassen sich gut vermarkten. Wir erklären in der Serie "So funktioniert das", wie ein Demeter-Hof arbeitet.

Von Birgit Riecker
Bernd, Werner und Heiko Lieberherr (von links) erzeugen Demeter-Lebensmittel. Der Verzicht auf Chemie ist mit einem größeren Arbeitsaufwand verbunden.
Foto: Birgit Riecker
Bernd, Werner und Heiko Lieberherr (von links) erzeugen Demeter-Lebensmittel. Der Verzicht auf Chemie ist mit einem größeren Arbeitsaufwand verbunden. Foto: Birgit Riecker  Foto: Riecker, Birgit

Es ist Erntezeit: Bernd Lieberherr bringt Stroh und bläst es ins Lager. Heiko Lieberherr hat Getreide auf dem Anhänger, und Werner Lieberherr versorgt die Kühe. Das Besondere an diesem Lieberherr-Trio. Es handelt sich um drei Generationen, die zusammen einen Demeter-Hof biologisch-dynamisch bewirtschaften ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz und Düngung.

Hilfe bekommen sie dabei von ihren Kühen. Sie fressen beispielsweise Klee, der zuvor mit seinen langen Wurzeln den Boden gelockert und damit verbessert hat. Wichtig ist außerdem der Kuhmist als ein wertvoller Dünger.

Demeter-typisch ist zudem die Anwendung von bio-dynamischen Präparaten aus verschiedenen Kräutern, Kuhfladen und Quarzmehl. "Das erhöht die Gesundheit und Fruchtbarkeit von Böden und Pflanzen", erklärt Bernd Lieberherr.

Die Erträge sind gut

"Vor 50 Jahren habe ich den Hof umgestellt", berichtet der 80-jährige Senior, Werner Lieberherr. Viel gelernt habe er in der Zwischenzeit. "Und heute bin ich der Stift meiner beiden Landwirtschaftsmeister", sagt er und lacht. Sein 51-jähriger Sohn Bernd und der 24-jährige Enkel Heiko schmunzeln. Sie kennen und lieben den Humor von Werner Lieberherr. Und wie fällt die Bilanz der Jüngeren aus? "Ja, es funktioniert gut", bestätigt Bernd Lieberherr. "Die Erträge auf den Äckern, die wir am längsten bewirtschaften, sind bei uns die besten." In unserem Klima könnten alle Bauern biologisch wirtschaften, findet er.

"Ätzend ist nur das bürokratische Drumherum." Manchmal sei es ganz schön schwierig, mit den konventionell wirtschaftenden Landwirten über einen Kamm geschert zu werden. Der Verzicht auf Chemie ist mit einem höheren Aufwand verbunden. "Wo andere Bauern das Unkraut abspritzen, wird bei uns gehackt", erzählt Werner Lieberherr. "Das geht ganz schön in die Knochen", ergänzt seine Frau Irma. "Aber ich würde es wieder genau so machen, wenn ich die Wahl hätte. Wir wollen wenigstens ein kleines Stück Land auf dieser Erde gesund an unsere Kinder weitergeben."

Das war es auch, was die beiden 1970 neugierig gemacht hat. Ihr Nachbar auf dem Haghof hatte bereits umgestellt und bat die beiden, mit ihm zu einer Felderbegehung im Hohenlohischen zu gehen. "Das hat mich überzeugt. Das Getreide stand üppig da, die Kühe waren gesund", erinnert sich Werner Lieberherr. "Wenn's dort geht, geht's bei uns auch", befand er. Obwohl sie gläubige Christen sind, wurden sie im anthroposophisch orientierten Demeter-Verband aufgenommen.


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Den Unterschied schmeckt man

Erst seit 1980 wird die Bio-Milch von der Molkerei in Schrozberg abgeholt und verarbeitet. "Man schmeckte den Unterschied, und die Nachfrage war gewachsen", so Werner Lieberherr im Rückblick. Und so wurde auch der Stall erweitert. "Der Bio-Milchpreis ist auskömmlich, und seit drei Jahren haben wir einen Bio-Milchautomaten auf dem Hof, der gerne angenommen wird."

Auf den Getreide- und Kartoffeläckern hackten die Lieberherrs und striegelten die Böden mit der Maschine. Mit Pflug und Hackschare wird der Boden gelockert. "Jetzt ist die Nachfrage nach Kartoffeln sehr hoch", sagt er weiter. Der größte Teil der erzeugten Kartoffeln wird seit 50 Jahren über das Handelskontor Willmann in Vaihingen an den Naturkost-Fachhandel vermarktet. Natürlich gibt es die Kartoffeln auch direkt ab Hof. Und auch die Supermarktkette Edeka ist inzwischen in die Vermarktung der Bio-Kartoffeln eingestiegen "Das Getreide liefern wir an die Spielberger-Mühle in Brackenheim", so Lieberherr. "Seit drei Jahren bauen wir auch wieder Zuckerrüben an", erzählt Lieberherr. Das sei ziemlich aufwendig und nur möglich, weil zwei syrische Asylbewerber kräftig mit zupacken.

Auch im Bio-Weinberg läuft es gut. "Wir gehören ja zur Weingärtnergenossenschaft Stromberg-Zabergäu. Und dort ist es Geschäftsführer Bernd Kost gelungen, mit dem Bio-Wein als Türöffner Geschäfte mit Japan zu machen", freut er sich. Aber ansonsten setzen die Lieberherrs am liebsten auf die regionale Vermarktung ihrer gesunden Produkte. "Für unsere Zukunft bin ich zuversichtlich", resümiert Werner Lieberherr.

 

Opfer von Corona
Wie viele Feste ist auch das 50-jährige Jubiläum des Demeter-Betriebs von Familie Lieberherr der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Ob und wann das Hoffest mit vielen Attraktionen nachgeholt werden kann, ist noch offen.

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