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Emsige Arbeiterinnen füllen den Honigtopf

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Ein Bienenstock ist ein komplexer Superorganismus. Imker Ronald Baumgärtner hat mehrere Völker, wir lassen uns in der Serie "So funktioniert das" den Bienenstock erklären.

Von Gabi Muth
Ronald Baumgärtner ist mit Leib und Seele Imker. Auf seinem Grundstück in den Leutersteiner Höfen hat er seine Bienenstöcke untergebracht. Und hier drin herrscht emsiges Treiben.
Fotos: Gabi Muth
Ronald Baumgärtner ist mit Leib und Seele Imker. Auf seinem Grundstück in den Leutersteiner Höfen hat er seine Bienenstöcke untergebracht. Und hier drin herrscht emsiges Treiben. Fotos: Gabi Muth  Foto: Muth, Gabi

Unermüdlich fliegen sie ein und aus, tragen Nektar, Pollen und Propolis in ihre hölzerne Behausung. "Die Redewendung von der emsigen Biene stimmt voll und ganz", sagt Ronald Baumgärtner. "Sie arbeiten sich sprichwörtlich zu Tode." Baumgärtner ist mit Leib und Seele Imker und kennt sich mit Arbeiterinnen und deren Königinnen bestens aus.

Imkern als neue Aufgabe nach dem Schlaganfall

Umdenken - das musste Ronald Baumgärtner vor acht Jahren, als ein Schlaganfall sein Leben komplett veränderte. Der Programmierer für Rennmotoren hatte bis dahin einen Zwölf-Stunden-Tag und war am Wochenende mit seiner Band auf Tour. Ronald Baumgärtner hat Glück gehabt, ist wieder auf die Beine gekommen. Doch er musste kürzertreten. "Dennoch bin ich nicht der Typ, der in seiner Freizeit gerne vor dem Fernseher sitzt. Ich brauche eine Aufgabe." Naturverbunden war er schon immer, und so kam ihm beim Joggen die Idee, dass er doch Imker werden könnte. Der Grund: "Man muss den Insekten helfen."

Er besuchte Kurse an der Imkerschule in Heidelberg und lernte die Praxis über ein Jahr lang bei seinem Imkerpaten. Mit drei Völkern ging es 2015 schließlich auf seinem Baum- und Wiesengrundstück in den Leutersteiner Höfen los. Heute hat Ronald Baumgärtner neun so genannte Wirtschaftsvölker und sechs Ableger, das sind neue Brutstämme. Seit dem Start in sein neues Hobby hat er viel über Bienen gelernt und tut es noch immer. Denn das Klima eines jeden Jahres ist anders und damit auch die Lebensweise und -bedingungen der Bienen.

Eine Bienenkönigin inmitten ihres Volkes: Imker Ronald Baumgärtner hat sie mit einem blauen Punkt markiert.
Eine Bienenkönigin inmitten ihres Volkes: Imker Ronald Baumgärtner hat sie mit einem blauen Punkt markiert.  Foto: Muth, Gabi

Vorsichtig hebt Ronald Baumgärtner den Deckel einer Beute - so nennt man den Bienenstock - und holt einen Rahmen heraus. "Bis zu 50.000 Tiere leben in einem Stock", sagt er. Der Rahmen ist prall gefüllt mit Waben, in denen die Eier und die Larven liegen. Auch die Königin ist zu sehen. Baumgärtner hat sie mit einem blauen Punkt markiert. Ihre Aufgabe ist das unermüdliche Eierlegen.

Ein komplexer Organismus

Ohnehin herrscht im Bienenstock, abhängig vom Alter der Tiere, eine klare Aufgabenverteilung, sagt der Imker. Während die einen saubermachen, sind andere für Wabenbau mit Wachs zuständig. Wieder andere produzieren das hochwertige Gelée royale, das jede Bienenlarve einmalig zum Start ins Leben als Futter bekommt. Die Ammenbienen kümmern sich um den Nachwuchs, die Arbeiterinnen sind mit dem Herantragen von Nektar beschäftigt - die Zutat für den guten Honig. Und schließlich gibt es noch die Wächterbienen, die das Flugloch bewachen. Alles in allem ein komplexer Superorganismus.

Wenn dann die Waben prall mit dem wertvollen Honig gefüllt sind, schleudert Baumgärtner das Naturprodukt aus und füllt es in Gläser ab. Und er kontrolliert regelmäßig, dass seine Völker nicht ausschwärmen, denn sonst kann der Bienenstock über Nacht leer sein. "Ein Imker hat immer zu tun", sagt Baumgärtner. Wenn es im Sommer und Herbst nicht mehr genügend Nahrung auf den Wiesen und Feldern gibt, füttert er die kleinen Tiere mit Zuckersirup. Im Winter ist Ruhe. "Dann pressen sich die Bienen zu einer Kugel zusammen und wärmen sich gegenseitig."

Neue Wege gegen die Milbe

Ronald Baumgärtner legt großen Wert auf eine regionale und biologische Arbeitsweise und ist froh, wenn seine Bienen genügend Blühflächen finden, die nicht mit Chemikalien gespritzt werden. Selbst bei der Bekämpfung der gefährlichen Varroamilbe geht er neue Wege. Durch ein spezielles Verfahren der Brutentnahme versucht er, weitestgehend auf den Einsatz von Ameisensäure zur Bekämpfung des Schädlings zu verzichten.

Oft ist Ronald Baumgärtner draußen bei seinen Bienenstöcken in den Leutersteiner Höfen anzutreffen. Und wenn er dann im Schatten seiner Streuobstbäume auf das Summen seiner Bienen hört, dann ist das Musik in seinen Ohren.

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