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Aus Gülle wird Strom

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Biogasanlagen gewinnen Energie aus vergorenen Tier-Fäkalien. Auch für Marcel und Alexander Benz aus der Eppinger Elsenztalsiedlung war das neu, sie sind seit einem Jahr Energiewirte.

Von Nicole Theuer
Der Fermenter ist das Herzstück einer Biogasanlage. In diesem Bioreaktor vergären Mikroorganismen die Rohstoffe zu Gas.
Der Fermenter ist das Herzstück einer Biogasanlage. In diesem Bioreaktor vergären Mikroorganismen die Rohstoffe zu Gas.  Foto: Theuer, Franz

Wie wird aus Kuhmist und Gülle Energie? Das ist auch neu für Marcel und Alexander Benz. Seit rund einem Jahr, seit Juni 2019, ist ihre Biogasanlage in Betrieb. Eine einjährige Planungs- und Genehmigungsphase war vorausgegangen. "Wir hätten auf jeden Fall etwas bauen müssen", stellt Alexander Benz fest: "So, wie wir bisher Mist und Gülle gelagert haben, war es nicht mehr möglich." Die neue Düngeverordnung macht auch den beiden Benz zu schaffen.

Masterarbeit gab den Anstoß

Die Entscheidung, eine eigene Biogasanlage im Hof zu bauen, haben sich die Landwirte reiflich überlegt. Entscheidungshilfe bot die Ausbildung: "Ich habe meinen Meister gemacht", erzählt Marcel Benz, "und im Rahmen meiner Abschlussarbeit musste ich einen Betriebsweiterentwicklungsplan ausarbeiten, in dem ich die Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage berechnet habe." Nach dem Abschluss der Meisterprüfung haben sich die beiden die Sache nochmal durch den Kopf gehen lassen und durchgerechnet. Zwar dürfe man eine solche Anlage mit allem betreiben, was verrottet, erklärt Alexander Benz, aber man muss alle Rohstoffe anmelden, die man verwendet.

"Bei uns lag die Verwendung von Mist und Gülle auf der Hand", stellte er fest, doch das hieß dann: "Wir müssen die Menge an Gülle und Mist schon selbst haben, um eine solche Anlage zu betreiben." Drei bis vier Tonnen Festmist sind das dann pro Tag, außerdem 25 Kubikmeter Gülle. Andere Stoffe dürfen sie nicht einbringen. Die Rechnung ging auf. Vater und Sohn begannen auf ihrem Gelände in der Elsenztalsiedlung mit dem Bau.

In dieser Biogasanlage produzieren Alexander und Marcel Benz Biogas. Den erzeugten Strom verkaufen sie an einen Energieversorger.
Fotos: Franz Theuer
In dieser Biogasanlage produzieren Alexander und Marcel Benz Biogas. Den erzeugten Strom verkaufen sie an einen Energieversorger. Fotos: Franz Theuer  Foto: Theuer, Franz

Einmal am Tag kommen die Tonnen an Mist mit einem Traktor zur Anlage. Die Gülle läuft direkt in die Vorgrube. Dort wird sie aufgerührt, bis eine homogene Masse entsteht. Von der Vorgrube geht es weiter in den Fermenter, eine Art Bioreaktor, in dem Mikroorganismen, Zellen oder Pflanzen fermentiert, also kultiviert werden.

Fermenter ist das Herzstück

"Der Fermenter ist das Herzstück der Anlage", macht Marcel Benz deutlich. Er wird alle zwei Stunden mit Gülle gefüllt. Der Vorgang ist computergesteuert und wird elektronisch überwacht. Trotzdem verlangt die Anlage Tag und Nacht ein wachsames Auge: "Falls was schiefläuft, bekommen wir eine Fehlermeldung aufs Handy" macht Marcel Benz deutlich, "und dann müssen wir sofort schauen, was los ist."

Der Fermenter verfügt über eine Wand- und Fußbodenheizung. Das Gemisch aus Gülle und Mist wird konstant auf 42 Grad Celsius gehalten. Durch das Erwärmen beginnt das Gemisch zu gären, dadurch entsteht Gas. Dieses wird durch eine unterirdische Gasleitung zum Motor geleitet. "Damit sich das Gas abkühlen kann, muss die Gasleitung 100 Meter lang sein", erläutert Alexander Benz. Danach kommt die Gülle in den Nachgärer, in dem die Masse weiter erhitzt wird.

So entsteht Strom aus Gas

Am Ende des Prozesses gelangt das Substrat in das Gärrestlager, wo es 150 Tage gasdicht verweilt. Das Gas treibt einen 75-Kilowatt-Motor an, der Strom erzeugt. "Diesen Strom verkaufen wir dann", so Alexander Benz.

Der Betrieb einer Biogasanlage erfordert mehr, als den Fermenter mit Festmist zu füllen und die Anlage zu überwachen. "Wir müssen dokumentieren, was wir füttern", erzählt Marcel Benz. Einmal im Jahr müssen sie diese Protokolle dem Landratsamt und der EnBW vorlegen. Rund um die Anlage musste ein Wall gebaut werden. Der Wall ist so konzipiert, dass er im Falle einer Havarie der Anlage den kompletten Inhalt der Behälter aufnehmen kann.

 

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