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Nordrhein-Westfalen
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NRW: Mehr als Karneval und Industrie

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In der Serie unser Land stellen wir Nordrhein-Westfalen vor. Die Vorurteile über NRW sind oft groß, die Zeiten von Kohle und Stahl jedoch längst vorbei. Das Land musste und muss sich neu erfinden.

Ein arbeitsloser Bergmann, der sich deprimiert durch eine heruntergekommene graue Stadt am Stau vorbeiquält, sich einmal im Jahr verkleidet und den Rest der Zeit Fußball schaut. So könnte man überspitzt die Klischees beschreiben, die womöglich manche im Süden von Nordrhein-Westfalen im Kopf haben - und sie könnten damit nicht falscher liegen. Denn das einwohnerstärkste Bundesland hat mehr zu bieten als Fußball, Fasching - pardon, Karneval - und Industrie. Beeindruckende Landschaften, wild lebende Tiere, Ausflugsziele der Superlative und Einwohner, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.

Von der Industrie geprägt

Das Werksschwimmbad im Zollverein Essen besteht aus zwei Überseecontainern – darin schwimmen ist kostenfrei.
Das Werksschwimmbad im Zollverein Essen besteht aus zwei Überseecontainern – darin schwimmen ist kostenfrei.  Foto: Ina Fassbender

Ja, NRW ist - in Teilen - von Industrie geprägt, immerhin war der Raum an Rhein und Ruhr lange eine der wichtigsten Industrieregionen Europas und hat entscheidend zum Wiederaufbau und deutschen Wirtschaftswunder beigetragen.

Doch mit dem beginnenden Niedergang der Kohleindustrie in den 1960ern musste sich das Bundesland auf neue Werte stützen. Dieser Strukturwandel dauert an: Der Anteil der Metall- und Chemieindustrie in NRW ist immer noch fast doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt, doch Dienstleistungs- und Technologiewirtschaft machen heute einen Großteil des Bruttoinlandsproduktes aus - NRW hat immer noch das höchste in Deutschland.

Impostanter Zeuge: Zollverein Essen

Die industrielle Vergangenheit hat imposante Zeugen hinterlassen: Beeindruckendes Beispiel ist der Zollverein Essen. Von der größten Steinkohlenzeche der Welt wandelte sich das ehemalige Gelände der Ruhrkohle AG nach der Stilllegung 1986 zum Unesco-Welterbe im Jahr 2001. Heute beherbergt das Gelände auf 100 Hektar verschiedene Freizeit- und Kulturangebote: Neben der Folkwang Universität der Künste findet sich dort eine Parcours-Anlage, das Red Dot Museum, eine Soccer-Golf-Anlage und, wärmstens empfohlen, das Werksschwimmbad, das erhöht neben der Koksofenbatterie liegt und aus zwei aneinander geschweißten Überseecontainern besteht.

Superlative abseits der Metropolregion

Die Landeshauptstadt Düsseldorf ist eine von 30 Großstädten in NRW.
Die Landeshauptstadt Düsseldorf ist eine von 30 Großstädten in NRW.  Foto: engel.ac/stock.adobe.com

Abseits der Metropolregion Rhein-Ruhr, die eine der am dichtesten besiedelten Regionen Europas ist, zeigt sich das Land von einer ganz anderen Seite. Mit den Regionen Münsterland, Ostwestfalen-Lippe (OWL), Niederrhein, Bergisches Land, Eifel, Sauer-/Siegerland ist für jeden etwas dabei.

Mit gleich zwölf Talsperren ist das Bergische Land die talsperrenreichste Region Europas, für Technik-Fans steht in Paderborn das größte Computer-Museum der Welt, Bierliebhaber können in Korschnbroich die älteste Altbierbrauerei der Welt besuchen, Wasserliebhaber in einer der heißesten Thermal-Quellen Mitteleuropas in Aachen baden. In der Atta-Höhle kann eine der größten Tropfsteinhöhlen Deutschlands erforscht werden. Nicht nur die nördlichste Flamingo-Brutkolonie Europas gibt es in NRW, sondern auch die letzten Wildpferde sowie eine freilebende Wisent-Herde.

Vielfältige Menschen

Und so vielseitig wie das Land sind auch die Menschen in Nordrhein-Westfalen. Das Wappen versucht dabei zu einen, was schwer vereinbar scheint. Denn das Symbol für den Rhein, das Westfalenross und die Rose - das historische Wappen des Landes Lippe - stehen für Regionen, die sowohl im traditionellen Brauchtum als auch sprachlich höchst unterschiedlich sind. Wer würde vermuten, dass Kölner, die "Woher küss do?" fragen, im selben Bundesland leben wie Lipper, bei denen es heißt: "Wo kommst du wech?"

Spektakuläre Natur

Sie leben seit Jahrhunderten in Freiheit: die Wildpferde im Merfelder Bruch.
Sie leben seit Jahrhunderten in Freiheit: die Wildpferde im Merfelder Bruch.  Foto: Henning Kaiser

Spektakuläres findet sich in NRW auch in der Natur. Zu sehen etwa im Naturpark Eifel, der seit 2004 unberührte Buchenwälder beherbergt, die sich langsam in Urwald verwandeln oder im Naturpark Sauerland-Rothaargebirge, in dem auf 154 Kilometern Wanderstrecke einer der schönsten Höhenwege Europas erkundet werden kann. Historisch faszinierende Aspekte bieten die Externsteine im Teutoburger Wald oder das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, welches über der Porta Westfalica trohnt.

Auch für Sportliebhaber hat NRW etwas zu bieten: So können Radler auf einer 400 Kilometer langen Route Wasserburgen bestaunen oder die fast 1000 Kilometer lange "Königin der Radtouren" im Münsterland befahren. Und, wo wir schon beim Sport sind: Gleich ein Drittel der Vereine der ersten Bundesliga kommen aus NRW. Wenn das nicht mit den Vorurteilen aufräumt ...

Zur Autorin

Katrin Draskovits hatte früher selbst Vorurteile über NRW. Inzwischen ist sie nicht nur mit einem Lipper liiert, sondern liebt es auch, die Vielfältigkeit des Landes zu entdecken.

 
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