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Sachsen: Goldriesling, Neinerlaa & Pfefferkuchen

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Mehr als Kunst und Kultur: Das Essen steht in Sachsen hoch im Kurs. Wir werfen anlässlich der Serie "Unser Land" einen kulinarischen Blick auf das Bundesland.

Der Sachse ditscht gerne. Und das verstehen wir hier deshalb so gut, weil wir ganz ähnlich ticken. Sauce zum Essen? Immer gerne und bitte reichlich! "Das gehört in die sächsische Küche", sagt Ines Nebelung von der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen. Zum Beispiel mit Blick auf den Sauerbraten. Zwar gibt es regional Unterschiede, traditionell werden zur sächsischen Variante aber in jedem Fall Klöße gereicht (zum Ditschen) und eine lange eingekochte Sauce - gerne mit Rosinen und Saucen-Pfefferkuchen. Der kommt aus Pulsnitz, aber dazu gleich mehr.

Auf der Suche nach dem Besonderen

Bekannt ist, dass sich Sachsen vorrangig über Kunst und Kultur definiert. Wer zu Besuch ist, wird kaum Dresdens Semperoper und Frauenkirche links liegen lassen, auch nicht das Gewandhaus in Leipzig, das Erzgebirge und die Sächsische Schweiz oder die vielen Museen. Allerdings, sagt Ines Nebelung, sei die Kulinarik dabei eine wichtige Komponente. Für die Einheimischen, die traditionelle Gerichte bewahren gleichermaßen wie für Besucher, die genau das auf ihrer Deutschlandreise erleben möchten: kulinarische Besonderheiten aus eben der Region, die sie gerade erkunden.

Schloss Wackerbarth liegt zu Füßen der Radebeuler Weinberge an der Sächsischen Weinstraße.
Schloss Wackerbarth liegt zu Füßen der Radebeuler Weinberge an der Sächsischen Weinstraße.  Foto: www.tobiasritz-photography.com

Was der Genießer in Sachsen finden kann, ist regional unterschiedlich ausgeprägt, traditionell aber vor allem eines: deftig. "Das kann man gut am Neinerlaa sehen", sagt Ines Nebelung. Das Gericht ist Höhepunkt der erzgebirgischen Weihnacht - traditionelles Heiligabendgericht der Bergmannsfamilien zu Zeiten des Silbererzbergbaus. Das Neunerlei aus eben neun verschiedenen Speisen war etwas Besonderes, das man sich ausschließlich zu Weihnachten gönnte. "In vielen Familien kommt es traditionell bis heute auf den Tisch." Auch Restaurants wie der Ratskeller zum Neinerlaa oder der Berggasthof Pöhlberg in Annaberg-Buchholz servieren das Neunerlei aus Bratwurst, Sauerkraut, Linsen, Klößen, Sellerie, Semmelmilch, Hering, Roter Bete und Bratapfel. Dabei hat jede Speise ihre Bedeutung. Fleisch steht für Glück, Kraft und Wohlstand. Sauerkraut bringt eine gute Ernte, Rote Bete Schönheit, Linsen sorgen für körperliches Wachstum. "Heringssalat wird gereicht, damit das Kleingeld nicht ausgeht", sagt Ines Nebelung.

Fischwochen im Herbst

Der Christstollen ist untrennbar mit Dresden verbunden.
Der Christstollen ist untrennbar mit Dresden verbunden.  Foto: www.tobiasritz-photography.com

Apropos Fisch: Die vielen Seen und Teiche in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft stehen genau dafür. Zander, Wels und Karpfen gibt es hier, geräuchert, gekocht, gebraten, gegrillt - "vor allem zu den Oberlausitzer Fischwochen von Ende Oktober bis Ende November beim Abfischen". Weithin werden dann Feste gefeiert - mit Gerichten wie "Karpfen blau", mit Teichwanderungen und Exkursionen durch das Unesco-Biosphärenreservat oder mit Angeboten für Kurzurlaube in Landhotels.

Als Zentrum der Oberlausitzer Sorben, einem westslawischen Volk, gilt Bautzen. In den Lokalen wird ihre Küche serviert, etwa das Hochzeitsmenü aus klarer Suppe mit Leberklößchen und Eierstich, danach Rindfleisch mit scharfer Meerrettichsauce. "Auch diese Küche ist sehr deftig", erzählt die Tourismusexpertin. Was nicht heißt, dass es in Sachsen schlecht ums Süße steht. Im Gegenteil. Ab dem Reformationstag wird der Dresdner Christstollen, Sachsens Genussbotschafter Nr. 1., verschickt und zwar - das darf er stolz von sich behaupten - so ziemlich in die ganze Welt. "Schon die Kurfürsten und Könige liebten ihn."

Sorbische Küche: Bautzen ist kulturelles und politisches Zentrum der Sorben.
Sorbische Küche: Bautzen ist kulturelles und politisches Zentrum der Sorben.  Foto: www.tobiasritz-photography.com

Ein wenig raubt das einem anderen Star die Show und zwar dem, der in die Sauce muss. Natürlich nicht nur dort hinein. Wie der Christstollen hat auch der Pulsnitzer Pfefferkuchen eine lange Geschichte, seit 1558 wird er im kleinen Pulsnitz gebacken. Heute von noch acht handwerklichen Pfefferküchlereien und einer Lebkuchenfabrik. "Es ist eine anerkannte Ausbildung, eine Spezialisierung innerhalb des Konditorenberufs", weiß Nebelung. "Bis etwa ins Jahr 1900 war das Handwerk verbreiteter, viele haben aufgegeben. Aber wir sind glücklich, dass die Tradition erhalten geblieben ist." Produziert wird das ganze Jahr über - Gäste dürfen sich überraschen lassen. Vielleicht auch vom sächsischen Wein. Von Pirna über Dresden bis Diesbar-Seußlitz führt die 55 km lange Weinstraße durch das kleine Anbaugebiet von Müller-Thurgau über Riesling, Grau- und Weißburgunder bis zum Goldriesling - "ein sehr leichter Sommerwein". Große Betriebe gibt es nur drei, dafür viele Hobbywinzer und Straußwirtschaften. So rückt das Thema auch touristisch immer mehr in den Fokus. Der Gast genießt sein Gläschen Wein dann mit Blick aufs Elbtal.

Zur Autorin

Stefanie Sapara begeistert sich fürs Kochen und damit für kulinarische Schätze anderer Regionen. Wer etwas nachkochen möchte, dem empfiehlt sie den Blick auf www.sachsen-tourismus.de

 
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