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Mecklenburg-Vorpommern: Wasser, Wind und keine Berge

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Aus unserer Serie "Unser Land": Rekordverdächtig: Mecklenburg-Vorpommern hat viel mehr zu bieten als nur die Ostseeküste.

Mitten im Zentrum : 2009 lockt die Buga fast 1,9 Millionen Gäste nach Schwerin
Mitten im Zentrum : 2009 lockt die Buga fast 1,9 Millionen Gäste nach Schwerin  Foto: Jens Büttner

"Danke" steht auf den Plakaten entlang der Strandpromenaden und vor den Gaststätten. Das "Danke für die Treue, Geduld und das Einhalten von Regeln" gilt den Urlaubern, die inzwischen wieder in Scharen kommen und sich den Wind um die Nase wehen lassen. Zum Glück. Mecklenburg-Vorpommern lebt vom Tourismus, jeder fünfte im Land verdient in dieser Branche sein Geld.

Rund 34 Millionen Übernachtungen wurden im Jahr 2019 registriert, "unser bestes Jahr bislang", sagt Tobias Woitendorf, der Geschäftsführer des Tourismus-Verbandes. Zählt man die sekundären Bereiche dazu, also Handwerker, Händler und so weiter, "hängt jedes dritte Leben hier vom Tourismus ab", weiß Woitendorf.

MV hat die längste Küstenlinie der deutschen Bundesländer

Das Land hat ja auch allerhand zu bieten. Allein die Ostseeküste ist fast 400 Kilometer lang. Zählt man die Bodden- und Haffküste dazu, hat MV mit rund 2000 Kilometern die längste Küste in Deutschland. Die Mecklenburgische Seenplatte ist Europas(!) größtes zusammenhängendes Seengebiet. Und mit der Müritz gibt es außerdem den größten deutschen Binnensee.

Woitendorf kennt noch andere Rekorde: Das Land hat die meisten Nationalparks aller Bundesländer, nämlich drei, außerdem viele Guts- und Herrenhäuser: rund 2300. Damit steht ungefähr alle zehn Quadratkilometer ein Herrenhaus, manchmal auch ein Schloss. Das ist nicht nur in Deutschland einmalig, sondern laut Woitendorf "in ganz Kontinentaleuropa". Nur Berge sucht man vergeblich: Die höchste Erhebung ist der Helpter Berg (heißt wirklich so) mit 179 Metern...

Mitten im Zentrum : 2009 lockt die Buga fast 1,9 Millionen Gäste nach Schwerin.
Mitten im Zentrum : 2009 lockt die Buga fast 1,9 Millionen Gäste nach Schwerin.  Foto: Peter Kneffel

Das Pfund ist und bleibt die Ostsee. Heiligendamm war das erste Seebad Deutschlands, gegründet 1793. Und auf der Insel Rügen, der größten Insel Deutschlands, gibt es nicht nur Kreidefelsen und Künstlerkolonien, sondern auch den Koloss von Prora, dessen Grundsteinlegung 1936 war. 20.000 Menschen sollten hier Urlaub machen können, er wurde nie fertiggestellt. Heute gibt es nicht nur ein Dokumentationszentrum, sondern auch die längste Jugendherberge der Welt.

Die Lockdowns waren hart für die Region

Die Lockdowns haben die Region arg gebeutelt. Im vergangenen Jahr gingen die Übernachtungszahlen um bis zu 27 Prozent zurück, in diesem Jahr ist es noch schlimmer. Das erste halbe Jahr habe man komplett in den Wind schreiben können, resümiert der Tourismus-Chef. Zum Glück sind die Touristen wieder da, und das erwartete Minus von rund 30 Prozent wird vielleicht etwas abgemildert.

Das hat auch etwas mit der Taskforce Tourismus zu tun, die sehr schnell gegründet wurde und Eröffnungsszenarien mit Schutzkonzepten auf die Beine gestellt hat, quasi "als Blaupause für ganz Deutschland", sagt Woitendorf. Für dieses Corona-Krisenmanagement gab es jüngst den Sonderpreis des Deutschen Tourismusverbandes.

Größte Stadt ist nicht die Landeshauptstadt

Mecklenburg-Vorpommern ist das Bundesland mit der geringsten Einwohnerdichte. 1,6 Millionen Menschen leben hier, 1990 waren es laut Landesregierung noch 1,9 Millionen. Größte Stadt ist auch nicht die Landeshauptstadt Schwerin mit ihren 96.000 Einwohner, sondern die Hansestadt Rostock, mit fast 210.000 Einwohnern die einzige Großstadt in MV.

Tradition: Zahlreiche Segelschiffe legen alljährlich zur Hanse Sail in Rostock an.
Tradition: Zahlreiche Segelschiffe legen alljährlich zur Hanse Sail in Rostock an.  Foto: Jens Büttner

Das viele trotz der schönen Landschaft wegziehen, liegt sicher auch an fehlenden Arbeitsplätzen. Im vergangenen April lag die Arbeitslosenquote bei 8,2 Prozent. Das ist in der deutschlandweiten Statistik Platz 14, vor Berlin und Bremen. Die Kurzarbeiterquote lag bei 10,8 Prozent, das war die zweithöchste Quote aller Bundesländer.

Manuela Schwesig ist Regierungschefin

Regiert wird das Land derzeit von einer großen Koalition. Stärkste Kraft im Landtag ist seit 1998 die SPD. Bei den Wahlen vor fünf Jahren bekam sie 30,6 Prozent aller Stimmen. Zweitstärkste Fraktion ist die AfD. Sie trat bei der Landtagswahl 2016 zum ersten Mal an und erreichte aus dem Stand 20,8 Prozent der Stimmen. Erst danach kommt die CDU mit 19 Prozent.

Faszinierende Unterwasserwelt: Eine Reise durch die nördlichen Meere bietet das Ozeaneum in Stralsund.
Faszinierende Unterwasserwelt: Eine Reise durch die nördlichen Meere bietet das Ozeaneum in Stralsund.  Foto: Stefan Sauer

Mit die meisten Wähler hatte die CDU übrigens im Wahlkreis Vorpommern-Rügen. Kein Wunder: Das ist der Wahlkreis von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die AfD wurde vor allem im Osten des Bundeslandes gewählt. Im Westen, auch in Schwerin selbst, lag die SPD vorne. Der neue Landtag wird zeitgleich mit dem Bundestag gewählt. Laut einer Forsa-Umfrage könnte die SPD wieder stärkste Kraft werden. Wer in den Landtag gewählt wird, hat dann übrigens den schönsten Arbeitsplatz überhaupt: das märchenhafte Schweriner Schloss.

Zur Autorin: Beate Windisch ist in Schwerin geboren und aufgewachsen und darf ihre Lieblingsstadt deshalb liebevoll Landeshauptdorf nennen. 

 
 
 
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