VW, Audi, Bosch und Co.: Wo in der Autoindustrie Jobs wegfallen
Der Druck auf die Autohersteller bleibt hoch. Angesichts der Krise haben viele Unternehmen Sparprogramme aufgesetzt und planen einen teils massiven Stellenabbau. Das ist die aktuelle Lage in der Branche.
Die Autohersteller und ihre Zulieferer stecken tief in der Krise. Alle kämpfen mit einer anhaltenden Absatzflaute, sinkenden Gewinn bei zugleich steigenden Kosten. Darüber hinaus drängen neue Konkurrenz aus China auf den Markt. Im Reich der Mitte, einst eine Goldgrube für die deutschen Autobauer, kommen viele Modelle nicht mehr bei den Kunden an.
„Es feglt auch am viel zitierten China Speed“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. „Entwicklungsabteilungen in China brauchen 50 Prozent der der Zeit für ein neues Produkt im Vergleich zu Deutschland. Und das spart ganz erheblich Kosten.“ Daher setzen die Marken auf noch engere Kooperationen mit chinesischen Partner. Audi etwa etabliert aktuell eine eigene Marke für das Reich der Mitte.
In einem Jahr sind 45.400 Jobs in deutscher Autoindustrie weggefallen
Im zweiten großen Markt, den USA, machen den deutschen Autobauern die Importzölle auf Neuwagen zu schaffen. Das alles hat Konsequenzen in der Heimat. Binnen eines Jahres wurden in der gesamten deutschen Industrie etwa 101.000 Stellen abgebaut. Den stärksten Beschäftigungsabbau verzeichnet aktuell die Automobilindustrie, wo binnen eines Jahres knapp sechs Prozent der Stellen beziehungsweise etwa 45.400 Jobs abgebaut wurden. Fast jeder zweite verloren gegangene Industriejob entfiel also auf die Autoindustrie.
Ein Ende des Stellenabbaus sei bisher nicht in Sicht, heißt es in der Studie der Unternehmensberatung EY. Die meisten deutschen Autobauer haben umfangreiche Sparprogramme aufgesetzt. So auch Europas größter Autobauer: Bei Volkswagen sollen bis 2030 35.000 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut werden, zudem wird das Produktionsvolumen in Deutschland deutlich gekürzt. Wie der Vorstand unlängst mitteilte, haben bislang mindestens 20.000 Beschäftigte ihrem vorzeitigen Austritt aus dem Unternehmen zugestimmt.
Krise in Autobranche trifft auch Standorte im Raum Heilbronn
Besonders betroffen sind auch Zulieferer und Dienstleister. Die Krise hat auch Betriebe in der Region Heilbronn längst erfasst. Die Bosch-Tochter Bosch Engineering reagiert auf die schwierige wirtschaftliche Lage in der Autobranche. Wie das Unternehmen mit Hauptsitz in Abstatt am Dienstag mitteilte, sollen bis Ende 2027 weltweit rund 460 Stellen abgebaut werden – davon rund 380 Arbeitsplätze in Abstatt und Holzkirchen bei München.
Eine Einigung gab es zwischenzeitlich bei Thyssenkrupp Automotive Body Solutions: Hier der Region werden bei dem Autozulieferer deutlich weniger Stellen abgebaut als Anfang Mai angekündigt. Wie die IG Metall Heilbronn-Neckarsulm der Heilbronner Stimme mitteilte, werden statt der ursprünglich geplanten 230 Arbeitsplätze nur 132 abgebaut.
Bei Audi sollen bis zu 7500 Stellen in Deutschland sozialverträglich abgebaut werden
Ob Absatz, Gewinn oder Rendite: Zuletzt zeigten die Zahlen bei Audi deutlich nach unten. CEO Gernot Döllner geht die vielen Baustellen der einstigen Ertragsperle parallel an. Schließlich soll Audi mittel- und langfristig 13 Prozent oder besser noch mehr Rendite erwirtschaften. Ohne sparen geht das nicht: 7500 Stellen fallen bis Ende des Jahrzehnts weg, die Kosten in der Produktion und der Technischen Entwicklung sollen deutlich sinken. Beim Stellenabbau ist der indirekte Bereich betroffen – also alles außerhalb der Produktion.
Mittelfristig will die Marke mit den vier Ringe mehr als eine Milliarde Euro jährlich einsparen. Wie sich der Abbau auf die Standorte Ingolstadt und Neckarsulm verteilt, ist nicht bekannt. Aktuell werden den Beschäftigten bei Audi aktiv verschiedene Vorruhestandsregelungen angeboten.
Porsche baut 1900 Stellen ab und kündigt zweites Sparprogramm an
Selbst bei der erfolgsverwöhnten Audi-Schwester Porsche läuft es nicht mehr rund. Im Februar wurde bekannt, dass der Sportwagenbauer m Stammsitz in Zuffenhausen und in seinem Entwicklungszentrum in Weissach rund 1900 Stellen abbauen will. Betriebsbedingte Kündigungen sind angesichts der Beschäftigungssicherung bis 2030 ausgeschlossen. Da sich Absatz und Gewinn aber nicht erholen, will der Sportwagenbauer den Rotstift nun noch mehr ansetzen. „Die Lage bleibt ernst, und die Branche entwickelt sich sehr dynamisch“, schreibt Porsche-Chef Oliver Blume in einem Brief an die Belegschaft.
Porsche müsse deshalb flexibel und schnell auf die Veränderungen reagieren. „Im zweiten Halbjahr 2025 verhandeln Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretung von nun an über ein zweites Strukturpaket, um die Leistungsfähigkeit des Unternehmens langfristig abzusichern“, heißt es in dem Schreiben. Ob es auch eine weiteren Stellenabbau geben wird, ist derzeit noch unklar.
ZF, Continental & Co.: Autozulieferer massiv von Jobabbau betroffen
Angesichts des immensen Kostendrucks setzen auch die Zulieferer auf Sparprogramme, vielerorts sollen teils massiv Stellen eingespart werden. Die ZF Friedrichshafen AG etwa hält weiter an den Plänen fest, bis Ende 2028 zwischen 11.000 und 14.000 Stellen an seinen deutschen Standorten abzubauen. Bei Continental fallen rund 7000 Stellen weg, bei Bosch bis Ende 2032 rund 12.000 Jobs – davon rund 7000 in Deutschland. Auch bei Bei Etas, einer eigenständigen Software-Tochter des Bosch-Konzerns, sollen 400 von weltweit 3100 Stellen wegfallen.