Thyssenkrupp Automotive Body Solutions blickt in Heilbronn auf eine lange Geschichte zurück. Keimzelle des Karosseriebauers in der Weipertstraße waren die Drauz-Werke, die Gustav Drauz im Jahr 1900 gründete. Zunächst produzierte das Unternehmen Kutschen, erste Karosserieaufträge kamen von NSU in Neckarsulm.1965 kauften die NSU Motorenwerke die Karosseriefertigung der Drauz-Werke auf. Drauz konzentrierte sich danach auf den Werkzeugbau und Anlagenbau, Hauptkunden waren die in der Nähe zum Standort Heilbronn ansässigen Automobilhersteller wie Audi, Porsche und Daimler-Benz. Durch Verkauf, Fusion und konzerninterne Umstrukturierungsmaßnahmen erfolgte in den nächsten Jahrzehnten die Umbenennung in Krupp Drauz und Thyssen-Krupp Drauz. Heute deckt Thyssenkrupp Automotive Body Solutions den gesamten Prozess des Karosseriebaus ab. Neben der Serienfertigung bietet das Unternehmen auch Anlagenbau, Werkzeugbau und Prototypenbau an. Thyssenkrupp Automotive Body Solutions beschäftigt insgesamt rund 2100 Mitarbeiter, davon rund 1000 in der Region Heilbronn.
Thyssenkrupp streicht Stellen im Raum Heilbronn – Betriebsrat fordert „echte Perspektive“
Der Autozulieferer Thyssenkrupp will an den Standorten Heilbronn, Weinsberg, Leingarten und Mühlacker bis zu 230 Arbeitsplätze streichen. Betriebsrat und IG Metall fordern eine langfristige Perspektive für die Beschäftigten.
Der Autozulieferer Thyssenkrupp Automotive Body Solutions reagiert auf die einbrechende Nachfrage nach Karosserieteilen. Wie das Unternehmen auf Stimme-Anfrage bestätigt, ist an den Standorten Heilbronn, Weinsberg, Leingarten und Mühlacker der Abbau von bis zu 230 Stellen geplant. Aktuell beschäftigt Thyssenkrupp an den vier Standorten, die organisatorisch als Einheit geführt werden, rund 1000 Mitarbeiter.
Stellenabbau bei Thyssenkrupp in Region Heilbronn: Nachfrage nach Karosserieteilen zurückgegangen
Man prüfe derzeit die Anpassung der Kapazitäten in der Serienfertigung von Karosserieteilen, um den gesenkten Absatzprognosen der Automobilkunden gerecht zu werden, teilt eine Sprecherin von Thyssenkrupp Automotive Technology mit. In den vergangenen Monaten hätten sich die Markt- und Wettbewerbsbedingungen auch im Premiumsegment deutlich verschlechtert. „Dies führt zu einer geringeren Nachfrage nach Karosserieteilen, was mehrere Standorte der Business Unit Thyssenkrupp Automotive Body Solutions im Raum Heilbronn betrifft“, so die Sprecherin weiter.
Neben den bereits eingeleiteten Sparmaßnahmen seien nun „zusätzliche strukturelle Maßnahmen erforderlich“. Mit dem Stellenabbau soll der schwachen Auftragssituation Rechnung getragen werden. Die bis zu 230 Arbeitsplätze sollen im direkten und indirekten Bereich, hauptsächlich im Seriengeschäft, im Anlagenservice und in geringem Umfang auch in den Service- und Verwaltungsbereichen gestrichen werden. Vorrangiges Ziel der Maßnahmen sei es, die gesamte Geschäftseinheit nachhaltig profitabel aufzustellen und die Zukunft aller ihrer deutschen Standorte für die kommenden Jahre zu sichern, betont die Sprecherin.
Stellenabbau bei Thyssenkrupp: Betriebsrat und IG Metall kritisieren die Geschäftsführung
In einem gemeinsamen Prozess mit den zuständigen Gremien der Arbeitnehmervertretungen solle nun das weitere Vorgehen besprochen und festgelegt werden, teilt die Sprecherin mit. Bei der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm und dem Betriebsrat von Thyssenkrupp Automotive Body Solutions kommen die Abbaupläne nicht gut an. Wie die Heilbronner Betriebsratsvorsitzende Tina Kurz berichtet, schlage die Nachricht unter den Beschäftigten hohe Wellen. Am vergangenen Donnerstag habe man eine Betriebsversammlung in Heilbronn aufgrund fehlender Informationen vorzeitig unterbrochen.
„Von Seiten der Geschäftsführung liegen bislang zu wenig Informationen auf dem Tisch. Wir können gegenüber der Belegschaft keine verantwortungsvollen Aussagen treffen, solange die Faktenlage so dünn ist“, kritisiert Tina Kurz. Sie erwarte endlich klare Zahlen. „Es gab in den vergangenen Jahren bereits mehrere Restrukturierungsrunden. Viele Beschäftigte haben mitgetragen, was von ihnen verlangt wurde – jetzt brauchen sie eine echte Perspektive“, fordert die Betriebsratschefin.
„Unsere Mitglieder fordern eine langfristige Perspektive.“ Stefan Reiner, IG Metall
Auch die IG Metall kritisiert das Vorgehen des Konzerns. „Ein Personalabbau in dieser Größenordnung kann nicht einseitig durchgesetzt werden“, sagt der zuständige Gewerkschaftssekretär Stefan Reiner. Die IG Metall werde um jeden Arbeitsplatz in der Region kämpfen. „Unsere Mitglieder fordern eine langfristige Perspektive für den Standort, mit verbindlichen Zusagen von Seiten der Geschäftsführung“, betont der Gewerkschafter.