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Krise beim Autobauer
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Audi muss sparen – CEO Gernot Döllner kämpft mit vielen Baustellen

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Gernot Döllner soll Audi wieder auf Kurs bringen. Das gefällt nicht jedem im Unternehmen. Ganz oben auf der Agenda steht aktuell ein eigenes Audi-Werk in den USA.


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Gernot Döllner beginnt wichtige Runden gerne mit den Worten „Da, wo ich herkomme.“ Der Audi-Chef spielt damit aber nicht auf seine Station zuvor als Chefstratege in Wolfsburg an. Der 56-Jährige meint seine Zeit bei Porsche. Dort, wo seiner Meinung nach damals und heute alles sehr schlank und effizient organisiert ist. Dort will Döllner auch mit Audi hin.

„Er muss – auch wenn das nicht jedem gefällt“, sagt einer aus dem Aufsichtsrat. Ob Absatz oder Gewinn: Zuletzt zeigten die Zahlen bei der Marke mit den vier Ringen nach unten. CEO Döllner geht die vielen Baustellen der einstigen Ertragsperle parallel an. Schließlich soll Audi mittel- und langfristig 13 Prozent oder besser noch mehr Rendite erwirtschaften. Ohne sparen geht das nicht: 7500 Stellen fallen bis Ende des Jahrzehnts weg, die Kosten in der Produktion und der Technischen Entwicklung sollen deutlich sinken.

Audi-Aufsichtsrat: „Gernot Döllner geht die Dinge an, die auch weh tun“

Mit seiner, so erzählt man sich, mitunter aufbrausenden Art, macht sich Audi-Chef Döllner nicht nur Freunde im Haifischbecken Ingolstadt, dem Stammsitz des Autobauers. Vor allem in der Technischen Entwicklung, die in den vergangenen zehn Jahren zehn Vorstände an der Spitze verschlissen hat, werden Döllners Aktivitäten kritisch beäugt.

Eine Führungsebene ist rausgefallen, von bis zu 2000 wackelnden Stellen wird intern spekuliert. „Gernot Döllner geht die Dinge an, die auch weh tun“, sagt ein Aufsichtsrat. „Wir haben bei Audi aber auch nicht mehr so viele zweite Chancen."

Die Modelloffensive muss zünden. Aber der Absatz allein ist es nicht, das Ergebnis pro Auto muss deutlich nach oben. Von Januar und bis März hat Audi einen Umsatz von 13,6 Milliarden Euro erwirtschaftet. Als operativen Gewinn konnte der Autobauer gerade einmal 203 Millionen Euro verbuchen. Damit lag die operative Rendite im ersten Quartal bei mickrigen 1,5 Prozent. Oder anders gesagt: Von 1000 Euro Umsatz bleiben gerade einmal 15 Euro Gewinn übrig. Da hat sogar die Konzernmutter Volkswagen mehr verdient.

Audi baut wohl eigenes Werk in den USA

CEO Döllner ist derweil für eines seiner Lieblingsprojekte unterwegs. Zusammen mit einem Großteil des Vorstand schaut er sich in dieser Woche mögliche Standorte für eine neue Produktionsstätte in den USA an. Denn anders als zunächst angenommen, klinkt sich Audi nun wohl doch nicht in der VW-Fabrik in Chattanooga ein. Insider berichten, dass ein eigenes Audi-Werk nun wohl die wahrscheinlichste Option ist. Audi plant, der Konzern bezahlt - so ist angeblich das Vorgehen. Grünes Licht gibt es wohl erst im November bei der Planungsrunde des VW-Konzerns, in der große Investitionen und die Werkbelegung festgezurrt wird.

Audi A5 und A6 (im Bild) werden in Neckarsulm in drei Schichten produziert. Im Juni und Juli rollen Fahrzeuge teilweise sogar an den Wochenenden vom Band.
Audi A5 und A6 (im Bild) werden in Neckarsulm in drei Schichten produziert. Im Juni und Juli rollen Fahrzeuge teilweise sogar an den Wochenenden vom Band.  Foto: Audi

So oder so: „Neben China und Europa soll der US-Markt die dritte große Säule für uns werden“, sagt Döllner. „In Nordamerika werden wir bis Ende nächsten Jahres zehn neue Modelle auf den Markt bringen.“ Mittelfristig plant das Unternehmen dort mit 250.000 bis 300.000  verkauften Fahrzeugen jährlich. Zuletzt hat Audi im vergangenen Jahr in den USA etwas mehr als 230.000 Fahrzeuge ausgeliefert.

Audi: Modelloffensive mit 20 Neuheiten zahlt sich offenbar immer mehr aus

Zumindest jenseits des Atlantiks scheint sich die große Modelloffensive mit mehr als 20 Neuheiten bis zum Jahresende auszuzahlen. „Die Zunahme der Auftragseingänge in Westeuropa im ersten Quartal von 22 Prozent zeigt, wie die Modelloffensive nach und nach volumenwirksam wird“, freut sich Audis Vertriebsvorstand Marco Schubert. Vor allem die Verbrennermodelle sind stark nachgefragt – A5 und A6 aus Neckarsulm werden in drei Schichten gefertigt, seit Juni teilweise sogar an den Wochenenden.

Schwung im vollelektrischen Angebot erhofft sich das Unternehmen im nächsten Jahr mit einem Einstiegs-Stromer, der in Ingolstadt produziert wird. Mit Prognosen hält man sich bei Audi zurück, aber wie die Heilbronner Stimme recherchiert hat, plant der Autobauer für 2025 intern mit rund 1,77 Millionen verkauften Autos - das wäre ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Audi: Vertragsverlängerung von CEO Döllner gilt als so gut wie sicher

Wenn der Audi-Vorstand wieder aus den USA zurück ist, geht es pausenlos weiter. Nach der Weltpremiere des neuen Q3 stehen schon bald wieder Abnahmefahrten mit künftigen Modelle an. Nicht nur der RS 5 aus Neckarsulm steht in den Startlöchern. Für 2026 laufen sich der nächste Q7 und als neues Top-SUV der Q9 warm. Vorerst aber bleiben die Probleme. Und die interne Kritik am Vorstandsvorsitzenden. Rückendeckung hat Döllner aber nicht nur von den eigenen Aufsichtsräten, sondern auch aus Wolfsburg. „Die Strategie ist alternativlos“, sagt einer aus dem Umfeld der Konzernspitze in Bezug auf Döllner. Die, die es zu entscheiden haben, gehen von einer Vertragsverlängerung des Audi-Chefs aus, wenn im September der Aufsichtsrat tagt. 

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