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Stellenabbau bei Audi: Diese Beschäftigten sollen früher in Rente gehen

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Bis Ende des Jahrzehnts baut Audi in Deutschland 7500 Stellen ab. Nun wird immer konkreter, mit welchen Mitteln der Autobauer die Reduzierung der Belegschaft ausgestalten will.


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Ob Absatz, Gewinn oder Rendite: Zuletzt zeigten die Zahlen bei Audi deutlich nach unten. CEO Gernot Döllner geht die vielen Baustellen der einstigen Ertragsperle parallel an. Schließlich soll Audi mittel- und langfristig 13 Prozent oder besser noch mehr Rendite erwirtschaften. Ohne sparen geht das nicht: 7500 Stellen fallen bis Ende des Jahrzehnts weg, die Kosten in der Produktion und der Technischen Entwicklung sollen deutlich sinken. Beim Stellenabbau ist der indirekte Bereich betroffen - also alles außerhalb der Produktion. Allein in der Technischen Entwicklung, so berichten Insider, stehen rund 2000 Jobs, vor allem in Ingolstadt, auf der Kippe.

Audi: Vorruhestandsregelungen für Beschäftigte der Jahrgänge 1964 bis 1968

Das Thema Stellenabbau steht dem Vernehmen nach auch auf der Agenda der nächsten Betriebsversammlungen bei Audi, die nächste Woche Montag (Ingolstadt) und Donnerstag (Neckarsulm) stattfinden. Aus Unternehmenskreisen sickern nun erste Details vor: Offensichtlich gibt es nun konkrete Angebote, mit denen Audi Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Ruhestand verabschieden und so sein Personal massiv reduzieren will.

Demnach wird Beschäftigten der Jahrgänge 1964 bis 1967 angeboten, entweder ab dem  1. Januar 2026 oder ab dem 1. November 2026  in den Vorruhestand gehen. Ein weiteres Angebot gibt es für die Beschäftigten des Jahres 1968: Sie können ein Jahr später aufhören, also zum 1. Januar 2027 oder wahlweise zum 1. November 2027.

Vom Zeitpunkt ihres Ausscheidens bis zum Eintritt in in die offizielle Rente erhalten die Betroffenen unseren Informationen zufolge je nach Betriebszugehörigkeit und Stellung etwa zwischen 85 und 90 Prozent ihres Gehalts. Bei Audi rechnet man intern damit, das ein sehr großer Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Angebote erhalten, diese auch annehmen.

Audi: Im Dialog mit den Beschäftigten und ohne „Rasenmäher-Methode“

Sinken soll bei Audi vor allem auch die Zahl der Manager, wie Insider immer wieder berichten. In der Technischen Entwicklung zum Beispiel ist bereits eine ganze Führungsebene herausgefallen. Damit ist wohl auch in anderen Vorstandsressorts zu rechnen. „Der wirtschaftlich notwendige Stellenabbau wird sozialverträglich, schrittweise und zielgerichtet im Dialog mit den Beschäftigten vorgenommen“, teilt eine Audi-Sprecherin auf Anfrage der Heilbronner Stimme mit.

Dabei werde nicht mit der Rasenmäher-Methode vorgegangen. „Der Mix an Personalinstrumenten wird zurzeit detailliert und anschließend entschieden. Dabei ist die Arbeitnehmervertretung in jedem Schritt eingebunden“, so die Sprecherin weiter. Nach Informationen unserer Redaktion werden älteren Beschäftigten neben den Vorruhestandsregelungen bereits jetzt auch Abfindungen in mittlerer sechsstelliger Höhe unterbreitet.

Bei Volkswagen: Größter Stellenabbau in der Automobilbranche

Das umfangreichste Sparprogramm hat Europas größter Autobauer aufgesetzt: Bei Volkswagen sollen bis 2030 35.000 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut werden, zudem wird das Produktionsvolumen in Deutschland deutlich gekürzt. Wie der Vorstand  der Belegschaft im Juni mitteilte, haben bislang mindestens 20.000 Beschäftigte ihrem vorzeitigen Austritt aus dem Unternehmen zugestimmt.

Rund zwei Drittel davon gehen demnach  in Altersteilzeit. Zudem setzt das Unternehmen auf Abfindungen, die sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit richten. Sie können bei bis zu 400.000 Euro liegen.

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Kommentare

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Oliver Kern am 27.06.2025 18:23 Uhr

Danke für Ihre ausführliche Berichterstattung zum geplanten Stellenabbau bei Audi. Dass der Konzern den Jahrgängen 1964–1968 bis zu 90 Prozent des letzten Gehalts bietet, klingt auf den ersten Blick großzügig – und ich gönne jedem Audianer ehrlich seinen wohlverdienten Vorruhestand. Doch hinter dem Angebot steckt ein harter Sparkurs, für den am Ende womöglich wir alle zahlen.
Erstens handelt es sich um eine verdeckte Subvention: Abfindungen und Gehaltsfortzahlungen laufen über steuerbegünstigte Rückstellungen; Lohnsteuer- und Sozialbeiträge entfallen früher. Die entstehende Lücke in den Sozialkassen tragen nicht Aktionäre, sondern die Allgemeinheit.

Zweitens verschärfen solche Pakete die Marktverzerrung. Premiummarken können üppige Vorruhestandsprämien finanzieren, mittelständische Zulieferer nicht. Fachkräfte wechseln dorthin, kleinere Betriebe müssen Löhne erhöhen – ohne denselben Preisspielraum. Das treibt Stückkosten und belastet letztlich Verbraucher.

Drittens droht eine Wissenslücke. Jahrzehntelang aufgebautes Know-how lässt sich nicht im Schnellverfahren ersetzen. Bereits jetzt warnen Studien vor Zehntausenden verlorenen Jobs in der Branche; wenn zusätzlich Erfahrung abwandert, entstehen neue Engpässe.

Schließlich zeigt die Vergangenheit: Großzügige Vorruhestandswellen münden oft in späteren Staatshilfen. Bei einer Absatzflaute könnten dieselben Unternehmen erneut Kurzarbeitergeld oder Kaufprämien fordern. Dann zahlt der Steuerzahler doppelt – zuerst über versteckte Subventionen, später über offene Rettungspakete.

Audi und Politik sollten daher offenlegen, welche tatsächlichen Kosten entstehen und wie sie ausgeglichen werden. Ein fairer Umbau darf nicht zulasten anderer Branchen, der Sozialkassen und der Verbraucher gehen.

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