Audi-Konzern macht immer noch mehr als zwei Milliarden Euro Gewinn
Der Audi-Konzern kämpft aktuell mit dem schwachen Geschäft in China und hohen Belastungen durch die US-Zölle. Von Januar bis September ist der Gewinn um 15 Prozent gesunken.
Der VW-Konzern bleibt weiter in der Krise: In den ersten drei Quartalen fiel der Gewinn von Europas größtem Autobauer um von 8,84 auf 3,41 Milliarden Euro. Das sind 61,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Für das dritte Quartal steht ein Verlust von mehr als einer Milliarde Euro. Auch die Markengruppe Progressive, zu der neben Audi auch Bentley, Lamborghini und Ducati gehören, musste einen Rückgang hinnehmen. Der Gewinn sank um 15,2 Prozent auf 2,06 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,43 Milliarden Euro). Die operative Rendite lag noch bei 3,2 Prozent (Vorjahr: 4,5 Prozent). Dabei war der Umsatz um 4,6 Prozent auf knapp 48,4 Milliarden Euro gestiegen.
Auf den ersten Blick überraschend: Der Audi-Konzern hat seinen Gewinn im dritten Quartal deutlich erhöht. Das Nachsteuerergebnis stieg auf 718 Millionen Euro und damit auf mehr als zweieinhalbmal so viel wie im Vorjahr. Das starke Plus liegt allerdings vor allem am extrem schwachen Vergleichsquartal. Damals hatte Audi – unter anderem wegen der Kosten für eine Werksschließung in Brüssel – einen Absturz um fast vier Fünftel vermelden müssen.
Audi: Belastungen durch US-Zölle CO₂-Regulierung in Europa
Allerdings kämpft der Audi-Konzern mit hohen Belastungen durch die US-Zölle und mit Strafzahlungen für die CO₂-Regulierung in Europa. In den ersten drei Quartalen haben die US-Zölle Audi laut Finanzvorstand Jürgen Rittersberger 850 Millionen Euro gekostet, bis zum Jahresende rechnet er mit 1,3 Milliarden. Zudem verschiebt sich wie berichtet die neue Elektroplattform für die Oberklasse zeitlich deutlich nach hinten. Nach Informationen der Heilbronner Stimme plant Audi aktuell den Nachfolger des A8 noch einmal als Verbrennermodell.
„Wir begegnen der herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Lage und dem verschärften Wettbewerb mit konsequenter Kostenarbeit und arbeiten weiter an unserer finanziellen Performance. Gleichzeitig stellen wir unser Geschäftsmodell zukunftssicher und resilient auf. Jetzt geht es darum, die Transformation und Restrukturierung entschlossen und voller Kraft fortzusetzen”, sagte Rittersberger am Morgen in Ingolstadt.
Für das Gesamtjahr hat Audi seine Prognose etwas nach unten korrigiert. Das Unternehmen rechnet nun mit Umsatzerlösen zwischen 65 und 70 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite wird nun mit vier bis sechs Prozent erwartet. Die Werte am oberen Ende setzen den Angaben zufolge voraus, dass es eine stabile Verfügbarkeit von Halbleitern gibt. Aktuell rechnet der gesamte VW-Konzern trotz der Chip-Krise um Nexperia damit, dass nächste Woche wie geplant produziert wird.
Audi: Absatz ist von Januar bis September um knapp fünf Prozent gesunken
Von Januar bis September hat Audi weltweit rund 1,176 Millionen Fahrzeuge an seine Kunden übergeben. Das ist ein Minus von 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Bei der Marke mit den vier Ringen ist nun aber ein Aufwärtstrend zu erkennen: Im Einzelmonat September stieg der Absatz um fünf Prozent auf 152.000 Einheiten.
Die Modelloffensive, die bis Ende des Jahres insgesamt 20 neue Modelle bringt, wie zuletzt den neuen Q3 Sportback, entfalte nun immer mehr ihre Wirkung, heißt es aus dem Unternehmen. „Über alle Antriebsarten hinweg ergab sich bei den Auftragseingängen in Westeuropa in den ersten neun Monaten eine Steigerung von 13 Prozent“, sagte eine Audi-Sprecherin auf Nachfrage. Positiv war bei Audi im Jahresverlauf die Entwicklung der vollelektrischen Fahrzeuge: In den ersten drei Quartalen hat der Autobauer 163.533 E-Autos ausgeliefert, das ist ein Plus von 41,1 Prozent.
Audi: Starke Steigerung bei den Modellen des Standorts Neckarsulm
Stark nachgefragt sind aktuell die Modelle aus Neckarsulm: In den ersten drei Quartalen wurden rund 125.000 Autos des Audi-Standorts im Landkreis Heilbronn ausgeliefert. Das ist ein Plus von fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zu dieser Steigerung trägt vor allem der neue Audi A5 mit mehr als 59.000 Fahrzeugen bei.
Audi: Auf den wichtigen Märkte USA und China stand zuletzt ein dickes Minus
Auf dem Heimatmarkt Deutschland konnte Audi von Januar bis September leicht um 0,7 Prozent auf etwas mehr als 149.000 Fahrzeuge zulegen. In Gesamt-Europa (ohne Deutschland) sank der Absatz um 4,2 Prozent auf 340.601 Einheiten. In Nordamerika (inklusive Mexiko) ging es um 5,1 Prozent nach unten. Auf dem größten Einzelmarkt China hat Audi von Januar bis September 434.435 Fahrzeuge ausgeliefert – ein Rückgang von neun Prozent. Einen überraschend guten Start im Reich der Mitte hat Audis neue Submarke AUDI hingelegt: Vom ersten Modell, dem E5 Sportback, wurden in den ersten 30 Minuten nach Verkaufsstart bereits 10.000 Fahrzeuge vorbestellt.
Audi: 1,7 bis 1,8 Millionen ausgelieferte Fahrzeuge für das Gesamtjahr angepeilt
Weltweit peilt Audi bis zum Jahresende einen Absatz zwischen 1,7 und 1,8 Millionen Fahrzeugen rund um den Globus an, 2024 waren es 1,67 Millionen Einheiten. Wie die Heilbronner Stimme aus Unternehmenskreisen erfahren hat, will Audi ab 2030 rund um den Globus mehr als zwei Millionen Fahrzeuge jährlich verkaufen. Im Vergleich zu 2024 wäre das eine Steigerung von annähernd 20 Prozent.
„Auf eine Zahl will ich mich aktuell nicht festlegen. Aber wir haben uns natürlich Ziele für unsere Kernmärkte gesetzt“, sagte Audi-Chef Döllner im Gespräch mit unserer Zeitung. „In Europa wollen wir unsere starke Position verteidigen. In China wollen wir auch im Verbund mit der neuen Schwestermarke AUDI bei E-Modellen wachsen und gleichzeitig ein starker Player auf dem Verbrenner-Markt bleiben.“ Die größten Wachstumschancen sieht die VW-Tochter in den USA – eine finale Entscheidung für ein eigenes Werk in den Staaten steht aber immer noch aus.

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