Audi-Chef: „US-Markt soll dritte große Säule für uns werden“
Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Audi künftig auch Autos in den USA fertigt. In den Überlegungen spielen aber nicht nur Trumps Strafzölle eine Rolle.
„Neben China und Europa soll der US-Markt die dritte große Säule für uns werden“, sagt Audi-Chef Gernot Döllner. „In Nordamerika werden wir bis Ende nächsten Jahres zehn neue Modelle auf den Markt bringen.“ Mittelfristig plant das Unternehmen dort mit 250.000 bis 300.000 verkauften Fahrzeugen jährlich.
Nun rückt eine eigene Fertigung der VW-Tochter in den Staaten immer näher. Dem Vernehmen nach ist das mögliche US-Werk an diesem Mittwoch (17. September) auch Gesprächsthema bei der Aufsichtsratssitzung von Audi am Standort Neckarsulm. Eine endgültige Entscheidung fällt aber erst im Oktober bei der nächsten Planungsrunde des VW-Konzerns, in der die größten Investitionen für die nächsten fünf Jahre festgelegt werden.
Audi: Mögliches Werk in den USA hängt von verschiedenen Faktoren ab
Insider berichten, dass die Option, dass Audi im VW-Werk in Chattanooga (US-Bundesstaat Tennessee) fertigt, wohl vom Tisch ist. Alles laufe demnach auf eine eigene Audi-Fabrik hinaus. Mögliche Standorte habe sich der Vorstand bereits vor mehreren Wochen vor Ort angeschaut. „Unsere Entscheidung hängt nicht allein vom Zoll-Szenario ab. Es gibt viele Rahmenbedingungen, die in so eine Entscheidung mit einfließen müssen“, sagte Audi-CEO Döllner unlängst im Interview mit der Heilbronner Stimme.
„Dazu gehört für mich auch, dass mögliche Investitionen in den USA Berücksichtigung bei den Zöllen finden. Ungeachtet von der Entscheidung für oder gegen ein Werk vor Ort wollen wir in den USA substanziell wachsen.“ Klar sei aber auch: Mit einer lokalen Fertigung habe man in den USA auch eine andere Glaubwürdigkeit gegenüber den Kunden. Döllner: „Das ist ein Faktor, den man nicht außer Acht lassen darf bei der Bewertung. Zusätzlich möchte ich festhalten, dass eine mögliche Investition in den USA auch Arbeitsplätze in Ingolstadt und Neckarsulm sichert.“
Audi-Betriebsratschef: „US-Werk darf nicht zu Lasten deutscher Standorte gehen“
Ein mögliches US-Werk ruft aber natürlich auch die Arbeitnehmervertreter auf den Plan. Jörg Schlagbauer, Vorsitzender des Audi-Gesamtbetriebsrats und stellvertretender Audi-Aufsichtsratsvorsitzender, machte in den vergangenen Monaten immer wieder deutlich, dass eine Zustimmung der Arbeitnehmervertretung nur dann in Betracht käme, wenn zuvor klare Sicherheitsgarantien für die Belegschaft sowie Produktzusagen zur langfristigen Auslastung der Heimatstandorte „mit Brief und Siegel“ vereinbart würden.
„Wir verwehren uns der Diskussion nicht“, so Schlagbauer. „Die deutschen Standorte sind derzeit gut aufgestellt, aber nicht so gut ausgelastet, dass man noch weitere Kapazitäten aufbauen müsste.“ Grundsätzlich sei man nicht gegen ein Werk in den USA, so Schlagbauer weiter: „Aber wenn wir aus politischen Gründen ein Werk in den USA brauchen, darf das nicht zu Lasten der Beschäftigten und der Auslastung in Deutschland gehen.“
Audi setze weiter auf den Standort Deutschland, so CEO Döllner: „Wir planen bis 2029 Investitionen von rund acht Milliarden Euro in unsere deutschen Standorte und stellen Neckarsulm und Ingolstadt mit den Maßnahmen unserer Zukunftsvereinbarung wettbewerbsfähig und zukunftssicher auf.“
Neuer Audi Q9 wird ab 2026 ein wichtiges Modell für den US-Markt
Unabhängig davon, ob das Werk von Audi in den USA kommt oder nicht: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir produktseitig gut aufgestellt sind“, sagte Audis Vertriebs- und Marketingvorstand Marco Schubert gegenüber unserer Zeitung.Aktuell ist der Q5 das meistverkaufte Modell von Audi in den USA. Gefragt sind in den Staaten vor allem auch noch größere SUVs. 2026 bringt Audi ein wichtiges Modell für den US-Markt, den neuen Q9. Er ist das neue Topmodell im SUV-Segment für die Oberklasse.