Audi-Vorstand Schubert: „Starten ab nächstem Jahr mit dem SUV Q9 in der Oberklasse“
Audis Vertriebs- und Marketingvorstand Marco Schubert beobachtet, dass sich die Modelloffensive des Unternehmens immer mehr auszahlt. Im Interview spricht 51-Jährige über die Märkte weltweit, Elektromobilität und Kritik an den hohen Preisen für den A5 aus Neckarsulm.
Audi hat im ersten Halbjahr einen sinkenden Absatz verzeichnet, geht es jetzt aufwärts?
Marco Schubert: Das erste Halbjahr war schon herausfordernd, aber gerade in Europa inklusive Deutschland verzeichnen wir aktuell einen stetig steigenden Auftragseingang. Die Neuheiten unserer Modelloffensive werden jetzt nach und nach volumenwirksam. Bei den vollelektrischen Fahrzeugen sind wir im ersten Halbjahr gut vorangekommen, da haben wir uns um 32 Prozent gesteigert im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Sehr schwierig war die Situation in den USA. Was die Zölle angeht, haben wir jetzt Klarheit und damit zumindest Planungssicherheit.
15 Prozent sind immer noch viel, kriegt man das noch unter im Preis für Fahrzeuge in den USA?
Schubert: Wir müssen schauen, wie sich der Markt entwickelt und was im Wettbewerb passiert. Wir haben auch Mexiko als Standort, wo wir den Audi Q5 fertigen. Dort haben wir noch ein Fragezeichen und benötigen eine schnelle Lösung.

Sie haben gesagt, dass es mit den Elektroautos wieder aufwärts geht mit den Zulassungen. Spielen da Eigenzulassungen eine große Rolle? Man hört immer wieder, dass die deutlich angestiegen sind.
Schubert: Nein, bei den Eigenzulassungen bewegen wir uns auf einem normalen Niveau. Wir sind insgesamt gut unterwegs, der Audi Q6 E-Tron und der Audi A6 E-Tron werden gut angenommen. In Europa entwickelt sich die Elektromobilität gerade sehr stark, auch in Deutschland. Schauen Sie mal nach Norwegen: Da geht der Anteil von E-Autos bei den Neuzulassungen in Richtung 100 Prozent.
Audi Vertriebs- und Marketingvorstand Marco Schubert: „Wir schauen intensiv darauf, was der chinesische Wettbewerb macht“
Audi will in Zukunft wachsen. Dazu muss der Rückstand in China aufgeholt werden. Wie sehr hilft da die neue Elektromarke AUDI?
Schubert: Die neue Marke kommt gut an in China, allerdings werden die ersten Fahrzeuge erst ab 16. September im Handel sein. Daher ist es noch zu früh, die Situation zu beurteilen. In China spielen E-Autos eine große Rolle und wir bringen dort jetzt sukzessive neue elektrische Modelle auf den Markt. Der Audi Q6L E-Tron ist im August gestartet. Jetzt kommt es natürlich darauf an, wie die Autos im Handel ankommen. Neben China sind die USA und die Überseemärkte die beiden Regionen, wo wir uns steigern wollen. Dort haben wir das größte Potenzial zum Wachstum.
In Europa kämpfen nun immer mehr chinesische Hersteller um Marktanteile. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Schubert: Wir schauen natürlich intensiv darauf, was der chinesische Wettbewerb macht. Wir analysieren genau, was in Europa gut funktioniert. Nicht alle Marken aus China werden den Sprung nach Europa schaffen. Da gehört schon einiges dazu, gerade beim Thema Händlernetz. Insgesamt gesehen sind wir als Volkswagen-Konzern in Europa aktuell sehr zufrieden
Für die USA erwartet man bei Audi substanzielles Wachstum. Wie wichtig ist ein eigenes Werk vor Ort und wie muss die Modellpalette dann aussehen?
Schubert: Wir sind vom Produktportfolio her gut aufgestellt, zunächst mit den neuen PPE- und PPC-Modellen, beispielsweise dem Audi A6 e-tron und dem Audi Q5. Nächstes Jahr folgt dann die neue Generation des Audi Q7. Außerdem ist es ist auch kein Geheimnis, dass wir noch ein größeres SUV-Modell darüber planen. Natürlich hat es auch Vorteile, wenn man in den USA vor Ort produziert – dazu prüfen wir derzeit verschiedene Szenarien. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir in den USA großes Potenzial haben und ich sehe uns produktseitig gut aufgestellt.
Audi-Vorstand Schubert: „Wir werden beim Elektroauto immer neue technologische Sprünge sehen“
Sieht man mal von Kalifornien ab, ist der Markt für Elektroautos in den USA relativ überschaubar. Denken Sie, dass sich das ändert?
Schubert: Vom Elektro-Volumen her macht Kalifornien einen Großteil unseres Absatzes in den USA aus. Allerdings spüren gerade alle Hersteller, dass die staatliche Förderung weggefallen ist. Generell entwickelt sich die Elektromobilität in den USA langsamer als in Europa und China.
Die Elektromobilität setzt sich also mittel- und langfristig weltweit durch?
Schubert: Technologisch steht das nicht in Frage. Wir werden beim Elektroauto in den nächsten Jahren immer neue technologische Sprünge sehen . Die große Frage ist natürlich, wie sich der Anteil von E-Autos zwischen Flottenkunden und Privatkunden entwickelt. Als Dienstwagenfahrer sind die Steuervorteile nicht von der Hand zu weisen, aber auch Privatkunden schätzen vollelektrisches Fahren immer mehr. Das Thema CO2-Reduzierung bleibt essenziell, daher geht die Reise klar in Richtung Elektromobilität. Bis dahin haben wir mit unserem Dreiklang aus Elektro-, Plug-in-Hybrid- und Verbrenner-Modellen für jeden und jede das richtige Auto im Portfolio.
Audi bringt 2026 sein vollelektrisches Einstiegsfahrzeug auf den Markt. Während die großen Stromer auf der Plattform PPE stehen, kommt dann bei dem Auto die MEB-Plattform des VW-Konzerns zum Einsatz. Das heißt auch weniger Ladeleistung und damit längere Ladezeiten. Akzeptiert das ein Audi-Kunde?
Schubert: Wir müssen betrachten, was der Einsatzzweck eines solchen Fahrzeugs ist. Das Modell wird vorrangig in der Familie als Einstiegsfahrzeug genutzt. Da reden wir über eine durchschnittliche tägliche Fahrstrecke von 60 Kilometern, das ist heute schon bei 80 Prozent unserer Kundinnen und Kunden der Fall. Viele schließen ihr Auto über Nacht an die heimische Wallbox an. Zudem hat auch die MEB-Plattform einiges zu bieten. So überzeugt der Audi Q4 E-Tron beispielsweise mit bis zu 175 kW Ladeleistung. Das zeigt, dass wir unseren Kundinnen und Kunden ein überzeugendes Angebot machen können.
Audi-Vorstand Schubert: „Ein kleinerer Diesel für den Audi A5 aus Neckarsulm ist sicher ein Thema“
Der Handel klagt über die hohen Preise für den neuen Audi A5 aus Neckarsulm. Man hört immer wieder, dass der Wagen für Dienstwagenfahrer zu teuer sei, zudem fehlt ein kleiner Diesel. Was wollen Sie tun, um die Situation zu ändern?
Schubert: Zunächst einmal ist der neue Audi A5 höher positioniert als sein Vorgänger, auch im Hinblick auf die Ausstattung. Zudem ist das Auto auch gewachsen. Wir haben das Thema Flotten- und Dienstwagengeschäft natürlich genau im Blick, weil wir da die Chance sehen, noch mehr Volumen zu generieren. Da ist ein kleinerer Diesel sicher ein Thema. Wir werden da zu gegebener Zeit entsprechend informieren.
Audis Einstiegsmodelle A1 und Q2 fallen weg, obwohl die Fahrzeuge sehr beliebt waren. Braucht das Unternehmen da keinen Ersatz?
Schubert: Es gab eine strategische Entscheidung dazu. Man muss das ganzheitlich betrachten, da der Volkswagen-Konzern das sogenannte A0-Segment mit mehreren Marken bedient. Jetzt liegt der Fokus aber erst einmal auf unserem vollelektrischen Einstiegsmodell.
Wenn wir ans andere Ende der Modellpalette schauen, läuft das Topmodell A8 aus Neckarsulm im nächsten Jahr aus. Eigentlich sollte es ursprünglich ab 2027 zwei E-Autos als Nachfolger geben. Nun ist es erst einmal offen, wie es weitergeht. Wie muss Audi Ihrer Meinung nach in der Oberklasse vertreten sein?
Schubert: Aktuell ist zu beobachten, dass SUVs in diesem Segment sehr beliebt sind. Wir bieten mit dem Audi Q9 ab nächstem Jahr eine adäquate Antwort auf die Nachfrage. Aber auch Limousinen sind für Hersteller wie uns wichtig. Fakt, ist, dass sich die Elektromobilität im D-Segment, also der Oberklasse, eher langsam entwickelt. Daher müssen wir uns ganz genau überlegen, wann die Zeit reif ist für entsprechende Fahrzeuge.
Audi hat in den vergangenen Jahren verschiedene Studien gezeigt, unter anderem einen Luxus-Van. Wäre das eine gute Ergänzung für das Modellportfolio?
Schubert: Wir schauen uns permanent alle Karosserieformen an und ermitteln, wie viel Potenzial es gibt und welches Format Sinn macht. Aktuell liegen die Prioritäten woanders. Wenn der neue Audi Q9 im nächsten Jahr kommt, haben wir aber ein Fahrzeug im Programm, das sehr viel Platz bieten wird.