Bosch, Magna, R. Stahl und Co.: Stellenabbau und Pleiten treffen die Region Heilbronn
Die schwache Konjunktur schlägt in der Region rund um Heilbronn voll durch. Unternehmen wie Vollert, Bosch, Magna, Thyssenkrupp, R. Stahl und andere kämpfen mit der Wirtschaftskrise. Ein Überblick.
Eine solche Häufung schlechter Nachrichten aus der regionalen Wirtschaft gab es schon lange nicht mehr. Nahezu täglich verkündeten in den zurückliegenden Tagen und Wochen Unternehmen Stellenabbaupläne oder gar Insolvenzanträge. Und es spricht aktuell wenig dafür, dass sich die Situation bald ändert. Ein Überblick:
Insolvenz von Weinsberger Anlagenbauer Vollert kam für viele überraschend
Für besondere Aufmerksamkeit in der Region hat die überraschende Insolvenz des Weinsberger Maschinen- und Anlagenbauers Vollert Ende Juli gesorgt. Denn das Unternehmen feierte erst Ende Juni ein großes Fest zum 100-jährigen Jubiläum.
Doch zu diesem Zeitpunkt wusste der geschäftsführende Gesellschafter Hans-Jörg Vollert nach eigenen Angaben noch nicht, dass die Banken bislang gewährte Finanzgarantien nicht verlängern würden. Und dies just zu einem Zeitpunkt, als die monatelange Auftragsflaute zu Ende ging und das Weinsberger Traditionsunternehmen zwei Großaufträge in Millionenhöhe an Land ziehen konnte.

Nach dem ersten Schock arbeitet Vollert aber gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter daran, dass es bei dem Anlagenbauer mit weltweit 360 Mitarbeitern weitergeht. Die Geschäfte in Weinsberg laufen ganz normal weiter, die Auslandsgesellschaften von Vollert in Brasilien, Indien und China sind nicht von der Insolvenz betroffen. Erst in dieser Woche schrieb Hans-Jörg Vollert auf LinkedIn, dass er an eine positive Lösung in den nächsten zehn bis zwölf Wochen glaube.
Stellenabbau-Schreck für Mitarbeiter von Bosch Engineering in Abstatt
Am 22. Juli folgte der Schock für die Mitarbeiter der Bosch Engineering GmbH (BEG) in Abstatt. Der Ingenieurdienstleister kündigte aufgrund der schwierigen Marktlage den Abbau von weltweit rund 460 Arbeitsplätzen bis Ende 2027 an – davon rund 380 in Abstatt und Holzkirchen bei München. Da aktuell 2000 BEG-Mitarbeiter in Abstatt tätig sind und lediglich 200 in Holzkirchen, dürfte klar sein, dass es den Entwicklungsstandort Abstatt besonders hart treffen wird.

Die Gespräche zwischen der Bosch-Tochter und den Arbeitnehmervertretern über einen Interessenausgleich und Sozialplan sollen nach den Sommerferien beginnen. Es dürften angesichts der Gesamtlage im Bosch-Konzern harte Auseinandersetzungen werden.
Thyssenkrupp baut in Region Heilbronn weniger Jobs ab als geplant
Am selben Tag präzisierte der Autozulieferer Thyssenkrupp Automotive Body Solutions seine Stellenabbaupläne für die Region. Demnach sollen bis Ende September 132 Jobs an den Standorten Heilbronn, Weinsberg und Mühlacker gestrichen werden. Für die IG Metall Heilbronn-Neckarsulm ein Achtungserfolg, denn ursprünglich wollte Thyssenkrupp 230 Arbeitsplätze abbauen.

Stellenabbau bei Magna: vor allem Standort Untergruppenbach betroffen
Der Getriebehersteller Magna bestätigte am 23. Juli, dass er bis Ende 2026 162 Stellen in der Region streichen will. Der Großteil dieses Abbaus werde demnach im Magna Powertrain-Werk in Untergruppenbach stattfinden, wo rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt sind, teilte der Konzern mit.

Auch hier wird der Stellenabbau mit der anhaltend schwierigen Marktsituation in der Automobilindustrie begründet. Die örtliche IG Metall hofft darauf, den Stellenabbau zum Großteil über Freiwilligenprogramme, Altersteilzeit und Vorruhestandsregelungen abwickeln zu können.
R. Stahl aus Waldenburg verkalkuliert sich mit Freiwilligenprogramm
Ob das funktioniert, ist nicht ausgemacht, wie das Beispiel R. Stahl zeigt. Der Explosionsschutzspezialist aus Waldenburg will aus Kostengründen 83 Mitarbeiter loswerden, Geschäftsführung und Betriebsrat einigten sich kürzlich auf ein Freiwilligenprogramm. Doch nur 43 Mitarbeiter haben dieses Programm bisher angenommen. Wie es jetzt bei R. Stahl weitergeht, ist unklar. Betriebsbedingte Kündigungen sind wohl nicht mehr ausgeschlossen.

Krise trifft auch Mittelständler in der Region Heilbronn
Auch kleinere Unternehmen sind von der Wirtschaftskrise betroffen. Beim Gleitlager-Hersteller GGB in Heilbronn will die US-Mutter 65 der rund 115 Jobs streichen. Doch dagegen macht die IG Metall gemeinsam mit dem Betriebsrat mobil.
Und auch das Ilsfelder Familienunternehmen Bornack ist in finanzielle Nöte geraten. Der Sicherungstechnik-Hersteller hatte schon seit einigen Jahren mit einer schwachen Nachfrage zu kämpfen, Ende Juli stellte Bornack mit 67 Mitarbeitern schließlich Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Wie bei Vollert sieht das vorläufige Insolvenzverwalter auch bei Bornack Chancen für eine Fortführung des Unternehmens.
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