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Gleitlager-Hersteller GGB will Produktion in Heilbronn schließen – drastischer Stellenabbau

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Seit 51 Jahren stellt GGB in Heilbronn hochpräzise Gleitlager für Industrie, Autos und Luftfahrt her. Wie die Gewerkschaft IG Metall meldet, soll das nun enden. 


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Beim Gleitlager-Hersteller GGB droht ein drastischer Stellenabbau: 65 von derzeit noch 115 Beschäftigten sollen gehen, heißt es in einer Mitteilung der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm. Das Unternehmen wolle an seinem einzigen Deutschland-Standort auf den Böllinger Höfen bei Heilbronn Produktion und Logistik schließen und an andere Standorte verlagern, übrig bliebe demnach nur der Deutschland-Vertrieb.

GGB stellt hochpräzise Gleitlager aus Metall- und Verbundmaterialien her. Die Kundenkreise reichen nach eigenen Angaben von Automobil sowie Luft- und Raumfahrt bis zu Chemie, Bergbau, E-Mobilität und Medizintechnik.

Die Firma GGB in Heilbronn will die Produktion verlagern.
Die Firma GGB in Heilbronn will die Produktion verlagern.  Foto: Heiko Fritze

Stellenabbau bei Gleitlager-Hersteller GGB in Heilbronn: „Beschäftigten sind wütend“

Zu den Gründen für die Verlagerung gab es laut IG Metall keine Angaben seitens der Geschäftsleitung. Die Gewerkschaft spricht von einer „soliden wirtschaftlichen Lage“ des Unternehmens. Eine Phase der Kurzarbeit sei beendet worden, heißt es aus Belegschaftskreisen. Die Beschäftigten wurden am 14. Mai informiert, bestätigt ein Unternehmenssprecher. „Diese Veränderung ist schwerwiegend. Sie ist aber notwendig, um unsere Abläufe zu rationalisieren“, erklärt er. Nach Angaben aus Unternehmenskreisen solle die Produktion in die Slowakei verlagert werden, die Logistik nach Frankreich.

Die Gewerkschaft kritisiert, dass bereits ein fertiger Plan vorgelegt wurde, ohne dass es Beratungen mit dem Betriebsrat gegeben habe. Daher mahne sie die Einhaltung der Mitbestimmungsrechte an. „Wir werden eng mit dem Betriebsrat zusammenarbeiten, um eine faire und gute Lösung zu finden“, antwortet der Sprecher.

IG Metall kritisiert fehlende Begründung und mangelnde Mitbestimmung bei GGB-Stellenabbau

„Die Beschäftigten sind wütend und bereit, gemeinsam mit der IG Metall für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu kämpfen“, sagt Niklas Anner, zuständiger Gewerkschaftssekretär. „Es drängt sich der Verdacht auf, dass Timken nie ehrliche Absichten mit GGB Heilbronn hatte, sondern von Anfang an nur auf die Marke und die Kundenbeziehungen aus war.“

Der Timken-Konzern mit Sitz in den USA hatte das Unternehmen vor mehr als zwei Jahren für 305 Millionen Dollar übernommen, zuvor hatte es zum Enpro-Konzern gehört. Timken ist einer der weltweit größten Hersteller von Wälzlagern mit etwa 15.000 Beschäftigten und mehr als drei Milliarden Dollar Umsatz.

Lange Geschichte von GGB Heilbronn endet womöglich mit Produktionsverlagerung

Das Kürzel GGB geht auf den bis 2004 verwendeten Firmennamen Glacier Garlock Bearings zurück. Der Standort Heilbronn wurde 1974 als IHG Gleitlager GmbH (Industrie-Hochleistungs-Gleitlager) gegründet. Zeitweise arbeiteten mehr als 160 Beschäftigte auf den Böllinger Höfen. Der Standort in der Slowakei, zu dem jetzt nach Informationen unserer Zeitung die Produktion verlagert werden soll, wurde erst 2004 aufgebaut. Insgesamt betreibt GGB sieben Standorte - neben Heilbronn zwei in den USA sowie je einen in Brasilien, Frankreich, China und der Slowakei - und hat seinen Sitz in Frankreich. 

Von der Geschäftsleitung von GGB war zunächst trotz Anfrage keine Stellungnahme zu erhalten.

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Kommentare

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Jürgen Mosthaf am 06.06.2025 18:20 Uhr

Die Gründe dafür könnte man mantraartig herunterbeten. Solange es solch ein Gefälle der Produktionskosten und auch sozialer Leistungen innerhalb der EU, ganz zu schweigen von Asien oder Schwellenländern gibt, werden wir den Exodus deutscher Industrieproduktion ertragen müssen. Der hohe Zustrom in unsere sozialen Systeme, Steuer- und Sozialbetrug und Schwarzarbeit bei rapide sinkenden Einnahmen und steigenden Ausgaben der öffentlichen Hand wirken wie ein Brandbeschleuniger. Die Folge ist Unfriede zwischen Menschen die Steuern zahlen und denen die davon leben. Das wiederum sorgt für einen Ruck an rechte und linke Ränder. Wann begreifen das unsere Parteien der demokratischen Mitte endlich und handeln auch danach?

Jürgen Mosthaf

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