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Audi, Mercedes, Volkswagen und Co. – deutsche Autobauer im Krisenmodus

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Die deutschen Autobauer Audi, Mercedes, Volkswagen und Co. haben 2025 mit schwachen Geschäften in China, den US-Zöllen und dem schleppenden Hochlauf der Elektromobilität gekämpft. Eine Besserung ist erst einmal nicht in Sicht.


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Wie schlecht das Autojahr 2025 für die deutschen Hersteller war, lässt sich am besten mit einem Blick in den Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen erklären. Nicht nur am Stammsitz von Porsche hat man sich verwundert die Augen gerieben.

Ausgerechnet der Sportwagenhersteller, der in den vergangenen mehr als zehn Jahren jeder Krise getrotzt hat, verzeichnete für das dritte Quartal einen Verlust von fast einer Milliarde Euro.

Milliardenverlust bei Porsche: Traditionsmarke gerät 2025 unter massiven Transformationsdruck

Ohne eigene Fertigung in den USA belasten die Zölle extrem, dazu der Absatzeinbruch in China und die schwache Nachfrage für E-Autos. Porsche hat daher die Strategie gewechselt und wird bis tief in die 2030er Jahre hinein noch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren bauen. Dieser Schwenk kostet erst einmal viel Geld, bis er der VW-Tochter wieder Geld in die Kasse spült. 

„Aktuell erleben wir massive Umwälzungen im Umfeld der Automobilindustrie, deshalb stellen wir Porsche umfassend neu auf“, sagt Porsche-Chef Oliver Blume. „Das ist kein Gewitter, das schnell vorüberzieht.“ Zum Jahreswechsel gibt der 57-Jährige den Chefsessel der Sportwagenmarke an Michael Leiters ab. Blume konzentriert sich dann ab dem neuen Jahr ausschließlich auf sein Amt als CEO des VW-Konzerns. 

Krise in der Autobranche sorgt für massiven Stellenabbau in Deutschland

Kaum eine andere Branche trifft die Wirtschaftskrise mit einer größeren Wucht. Innerhalb eines Jahres wurden bei den Autoherstellern in Deutschland rund 51.500 Jobs oder fast sieben Prozent der Arbeitsplätze abgebaut, zeigt eine Analyse der Beratungsgesellschaft EY. Zuletzt hat es auch immer mehr Zulieferer getroffen:  Im September schockierte Bosch mit der Nachricht, dass in Deutschland 13.000 Stellen wegfallen sollen.

Wohin nur mit den vielen Neuwagen? Die deutschen Autobauer kämpfen unter anderem mit Überkapazitäten, schwachem Geschäft in China und den US-Zöllen.
Wohin nur mit den vielen Neuwagen? Die deutschen Autobauer kämpfen unter anderem mit Überkapazitäten, schwachem Geschäft in China und den US-Zöllen.  Foto: Julian Stratenschulte

Im Jahr 2019 waren laut Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research in Bochum, 834.000 Menschen bei Autobauern und Zulieferern in Deutschland beschäftigt. Sechs Jahre später, im August 2025, seien es noch 720.000 Beschäftigte in der Branche gewesen. In knapp sechs Jahren ein Verlust von 114.000 Beschäftigten – ein Rückgang von 14 Prozent. Dudenhöffer: „Das ist nicht das Ende der Abwärtsspirale.“

Autohersteller fahren bei den Antrieben mehrgleisig in die Zukunft

Vor allem die Elektromobilität sorgt mitunter für große Ernüchterung. Die Prognosen von vor zehn Jahren haben sich nicht erfüllt. Während der Markt für Stromer in China rasant wächst, herrscht in den USA hingegen Flaute. Es ist ein Dilemma. Einerseits müssen die Autobauer Milliardensumme in E-Autos, neue Batterien und die Umrüstung von Produktionsstätten investieren, andererseits ist der Absatz der Stromer in den Märkten weltweit sehr unterschiedlich.

Daher fahren die meisten Hersteller erst einmal mehrgleisig in die Zukunft. „Wir sind mit dem Dreiklang aus Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, Plug-in-Hybriden und vollelektrischen Fahrzeugen gut aufgestellt und können flexibel auf die Anforderungen der Märkte reagieren“, sagte zum Beispiel Audi-Chef Gernot Döllner im Interview mit der Heilbronner Stimme. „Diesen Dreiklang wird es noch mindestens zehn Jahre so geben.“ Vor allem in der Oberklasse entwickelt sich die Elektromobilität sehr langsam. Daher kommt das Topmodell A8 aus Neckarsulm  doch noch einmal mit Verbrennungsmotoren.

Audi kommt wohl mit einem blauen Auge durch das Jahr 2025

Für Audi war 2025 ein Jahr der Weichenstellungen. Im Frühjahr haben Unternehmen und Betriebsrat eine neue Zukunftsvereinbarung verabschiedet. Sie sieht unter anderem den Abbau von 7500 Stellen bis zum Ende des Jahrzehnts vor. Im Gegenzug wurde die Beschäftigungsgarantie bis Ende 2033 verlängert,. Sie schließt betriebsbedingte Kündigungen aus.

Klar ist aber auch: Ein Weiter so wird es bei Audi nicht geben, die VW-Tochter hinkt weit hinter den Erwartungen her: Absatz und Gewinn werden, das lässt sich beim Blick auf die ersten neun Monate prognostizieren, im Jahresverlauf noch einmal deutlich sinken im Vergleich zum ohnehin schon schwächeren Vorjahr. Daran ändern auch die rund 20 Neuheiten nichts, die die Marke mit den vier Ringen seit 2024 auf den Markt gebracht hat. Dennoch: Mit etwas mehr als zwei Milliarden Euro Nachsteuergewinn in den ersten drei Quartalen des Jahres dürfte Audi 2025 noch mit einem blauen Auge davon kommen.

Die VW-Tochter steckt mitten in der Transformation. „Das war und ist immer noch ein Kraftakt für alle bei Audi. Aber wir müssen uns als Unternehmen weiter verändern, daran führt kein Weg vorbei“, so CEO Döllner. Man könne die Autos von morgen nicht in den Strukturen von gestern entwickeln. Ein Zeichen des Aufbruchs ist die neue Designsprache, die erstmals beim Concept C zu sehen ist - die Studie gibt einen konkreten Ausblick auf den Elektro-Sportwagen, der ab 2027 in den Böllinger Höfen in Heilbronn gefertigt wird.

Dank der neuen Modelle A5 und A6 (Foto) sind die Produktionszahlen am Audi-Standort Neckarsulm in diesem Jahr deutlich gestiegen im Vergleich zu 2024.
Dank der neuen Modelle A5 und A6 (Foto) sind die Produktionszahlen am Audi-Standort Neckarsulm in diesem Jahr deutlich gestiegen im Vergleich zu 2024.  Foto: Audi

Audi Neckarsulm: Auslastung gestiegen, aber weitere Zusagen fehlen noch

Die Audi-Werke rund um den Globus haben ein intensives Jahr hinter sich, insbesondere Neckarsulm. Werkleiter Fred Schulze und seine Mannschaft haben die größte Anlaufdichte des Standorts erfolgreich gemeistert. Mittlerweile sind viele Derivate der neuen Modelle A5 und A6 gestartet, im neuen Jahr kommen weitere hinzu, unter anderem der RS 5 als erstes Fahrzeug mit Plug-in-Hybrid der Tochterfirma Audi Sport GmbH. Dank der neuen Modelle ist die Auslastung von Audis Produktionsstätten in der Region nach etlichen schlechten Jahren wieder gestiegen.

Am Standort Neckarsulm (inklusive Böllinger Höfe in Heilbronn) wurden von Januar bis September 144.122 Fahrzeuge gefertigt, das ist ein Plus von 49,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aus Unternehmenskreisen ist zu hören, dass man aufs Gesamtjahr gesehen für Neckarsulm um die 180.000 gefertigte Fahrzeuge erwartet

Zukunftspläne für Neckarsulm: Volumenstarkes E-Modell soll Standort langfristig sichern

Experten erwarten, dass Neckarsulm in den nächsten Jahren mit den beiden Verbrennermodellen A5 und A6 erst einmal gut aufgestellt sein wird. Aktuell stellen sich die Verantwortlichen des Werks allerdings die Frage, wie sich die Auslastung mittel- und langfristig sichern lässt. Dazu gehört auch ein volumenstarkes E-Auto.

„Ich bin sehr zufrieden mit dem, was das Team bei den Anläufen von A5, A6 und der Produktaufwertung des E-Tron GT geleistet hat“, sagt Audi-Chef Gernot Döllner im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wir arbeiten systematisch daran, im Rahmen der nächsten Planungsrunden festzulegen, welche Fahrzeuge in Zukunft in Neckarsulm gefertigt werden“, so Döllner. „Dabei werden wir genau festschreiben, wie die Transformation des Standorts in Richtung Elektromobilität aussehen wird.“

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