Bosch streicht 13.000 Stellen in Deutschland – Standort Abstatt betroffen?
Der Technologiekonzern Bosch verschärft seinen Sparkurs. 13.000 Stellen sollen in Deutschland wegfallen. Was das für den Standort Abstatt bedeutet.
Der Technologiekonzern Bosch verschärft seinen Sparkurs. Wie das Stuttgarter Unternehmen am Donnerstag bekanntgab, sollen bis Ende 2030 weitere rund 13.000 Arbeitsplätze abgebaut werden – vor allem an den deutschen Standorten des Automotive-Bereichs Mobility.
Hintergrund ist den Angaben zufolge eine jährliche Kostenlücke in der Mobility-Sparte in Höhe von rund 2,5 Milliarden Euro. Bereits im vergangenen Jahr hatte Bosch aufgrund der anhaltenden Marktschwäche den Abbau von 9000 Stellen angekündigt.
13.000 Jobs fallen weg – Stellenabbau Bosch-Arbeitsdirektor unvermeidlich
„Wir müssen dringend an der Wettbewerbsfähigkeit im Mobility-Bereich arbeiten und unsere Kosten dauerhaft senken“, sagte Bosch-Arbeitsdirektor Stefan Grosch am Donnerstag. „Bedauerlicherweise kommen wir dabei auch nicht um einen weiteren Stellenabbau über das bereits kommunizierte Maß herum. Das schmerzt uns sehr, doch es führt leider kein Weg daran vorbei“, so Grosch.
Er betonte, Bosch stehe zu den getroffenen Vereinbarungen mit den Arbeitnehmervertretern. „Gemeinsam mit ihnen wollen wir an den einzelnen Standorten rasch über erforderliche Maßnahmen sprechen und möglichst sozialverträgliche Lösungen vereinbaren“, sagte Grosch. Der Zeitdruck sei enorm, man müsse jetzt aus eigener Kraft handeln.
Bosch streicht vor allem im Großraum Stuttgart tausende Arbeitsplätze
Der geplante Stellenabbau wird vor allem diese Bosch-Standorte treffen: Feuerbach, Schwieberdingen, Waiblingen, Bühl und Homburg. Auch in den Bereichen Vertrieb, Verwaltung und Entwicklung sowie an weiteren kleineren Mobility-Standorten werde es Stellenstreichungen geben, sagte Grosch. Bis Ende 2027 gilt bei Bosch Mobility noch eine Beschäftigungssicherung, betriebsbedingte Kündigungen sind bis dahin ausgeschlossen.
Bosch-Standort Abstatt von Jobstreichungen kaum betroffen
Der große Entwicklungsstandort Abstatt ist demnach eher nicht betroffen. Allerdings sollen dort bei der Bosch-Tochter Bosch Engineering rund 380 Stellen gestrichen werden – auch der Standort Holzkirchen zählt dazu. Die Gespräche über den Arbeitsplatzabbau haben dieser Tage begonnen.
In Feuerbach sind sowohl Entwicklung, Vertrieb und Verwaltung als auch das Werk für Antriebskomponenten von Power Solutions betroffen. Bis Ende 2030 sollen hier rund 3500 Stellen abgebaut werden, davon rund 1500 im Werk.
In Schwieberdingen sollen in den Geschäftsbereichen Power Solutions, Electrified Motion und Mobility Electronics rund 1750 Arbeitsplätze bis Ende 2030 in den Vertriebs-, Einkaufs-, Verwaltungs- und Entwicklungsbereichen wegfallen. Am Standort Waiblingen will Bosch die Produktion für Verbindungstechnik mit rund 560 Mitarbeitern bis Ende 2028 auslaufen lassen.
Am Standort Bühl/Bühlertann, an dem elektrische Kleinantriebe für Autohersteller entwickelt und produziert werden, sollen rund 1550 Stellen bis Ende 2030 gestrichen werden. Hier sind alle Unternehmensbereiche betroffen. Am Standort Homburg sollen laut Bosch rund 1250 Arbeitsplätze bis Ende 2030 wegfallen.
Trotz Stellenabbau: Bosch bekennt sich weiter zum Standort Deutschland
Trotz der weiteren Stellenstreichungen in Deutschland betonte Grosch, dass Bosch „klar zum Standort Deutschland“ stehe. „Deutschland ist und bleibt für Bosch zentral, auch was die Anzahl der Mitarbeitenden anbetrifft“, sagte Grosch. Allerdings müsse man sich effizienter aufstellen, um sich im harten Wettbewerb behaupten zu können. „Eine gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit ist Voraussetzung, um Aufträge in Deutschland und damit auch Beschäftigung hierzulande zu sichern“, sagte Grosch.
Arbeitnehmervertreter kündigen Widerstand gegen Bosch-Pläne zum Jobabbau an
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Geschäftssektors Mobility, Frank Sell, sagt zu den Plänen: „Es steht außer Frage, dass die Situation in der deutschen und europäischen Automobil- und Zulieferindustrie sehr angespannt ist. Einen Personalabbau dieser historischen Größenordnung – ohne gleichzeitige Zusagen zur Sicherung unserer Standorte in Deutschland – lehnen wir jedoch entschieden ab! Statt wie vereinbart an den Standorten über Zukunftsbilder zu verhandeln, sollen nun erneut Tausende Menschen das Unternehmen verlassen.“
Bosch verspiele damit nicht nur das Vertrauen jener, die diese Firma groß und erfolgreich gemacht haben, sondern hinterlasse auch einen sozialen Kahlschlag in vielen Regionen. „Die Kosten für diesen gigantischen Personalabbau sollten besser in die Entwicklung nachhaltiger Produkte und Geschäftsmodelle investiert werden“, sagt Sell.
So könnten Arbeitsplätze in Deutschland und Europa gesichert und gesellschaftliches Vertrauen und Zuversicht gewonnen werden. „Auf dieser Basis fordern wir als IG Metall und Betriebsräte die Bosch-Geschäftsführung zu konstruktiven Gesprächen und Verhandlungen über die Zukunft der Standorte und Mitarbeitenden auf“, so Sell.