Braucht die Region ein Radleihsystem?
Eigentlich wollte die Region zur Bundesgartenschau in Heilbronn ein Fahrradleihsystem an den Start bringen. Geklappt hat das nicht. Ob es sich überhaupt um eine sinnvolle Idee handelt, das haben sich unsere Autoren gefragt.
Zur Buga schien alles klar. Heilbronn sollte ein Fahrradverleihsystem nach Stuttgarter Vorbild bekommen. Das Projekt scheiterte an rechtlichen Hürden, eine Alternative kommt nicht recht voran. Doch: Braucht es ein solches Angebot überhaupt?
Pro von Christoph Donauer: Unterwegs auf Zeit
Aufs Fahrrad, ankommen, fertig. Ein Fahrradverleihsystem ermöglicht es, klimafreundlich und günstig unterwegs zu sein. Besonders Menschen, die selten oder gar nicht mit dem Rad fahren, fühlen sich davon angesprochen. Das hat eine britische Studie gezeigt. So hilft das System, Neulinge aufs Rad zu bringen. Und ein Leihfahrrad ist immer startbereit, man muss es weder putzen noch reparieren.
Natürlich muss das System klug geplant werden. Die Räder müssen an allen Stationen abgegeben werden können, außerdem muss das Leihen per App simpel und zuverlässig funktionieren. Für ÖPNV-Nutzer darf das Leihen günstiger sein.
Vor allem aber muss die Radleihe in der Fläche ankommen. Der schlimmste Fall wären unterschiedliche Leihsysteme, die nicht miteinander kompatibel sind. Deshalb müssen Stadt und Landkreis Heilbronn an einem Strang ziehen, um Partner werben und einen Testlauf starten. Ausweiten kann man das System immer noch.
Eine kluge Lösung aus Dänemark: Statt an festen Stationen verteilt ein Algorithmus die Fahrräder dort, wo viele Menschen unterwegs sind. Nutzer müssen ihr Rad in der Nähe anderer Räder abgeben. So stehen in Fußgängerzonen, an Supermärkten und Bahnhöfen automatisch mehrere Fahrräder bereit. Mit solchen innovativen Ideen kann das Radleihsystem ein Erfolg werden - andere Städte haben schon vorgelegt.
Contra von Alexander Hettich: Sorgfältig prüfen
Call a bike, Regiorad oder Nextbike: Das sind viele Namen für ein Angebot, das in ganz Europa boomt. Es hört sich ja auch attraktiv an: Am Bahnhof ankommen, das bereitstehende Rad buchen, in die City radeln und das Gefährt wieder abstellen. Wer etwas auf sich hält, hat ein Radverleihsystem.
In Heilbronn wächst die Kritik, weil die Stadt bislang keines auf die Reihe bekommen hat, obwohl alles schon zur Buga als ausgemachte Sache galt. Von der Verwaltung über den Gemeinderat bis zum Fahrradclub ADFC stehen offenbar fast alle hinter der Idee, dass der Region gerade so etwas gefehlt hat.
Bei aller Begeisterung ist sorgfältige Prüfung wichtig. Gerade das Vorbild Regiorad Stuttgart zeigt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Je weiter man von der Landeshauptstadt weg ins Umland kommt, desto kümmerlicher werden die Nutzerzahlen. Das sollte Heilbronn und dem Landkreis zu denken geben, die das Projekt gemeinsam angehen wollen, ohne dass Teilnehmergemeinden feststünden.
Großes Problem der Verleihsysteme ist Vandalismus, der schon manchen Anbieter zum Rückzug bewegt hat. Deswegen sind die Räder so massiv und schwer, was sie für lange Fahrten unattraktiv macht. Es gibt einiges zu bedenken. So ist es zu verschmerzen, wenn es in Heilbronn etwas länger dauert. Ein wohlüberlegtes Konzept ist besser als ein Schnellschuss, der im Misserfolg endet.
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