Fahrradgeschäft läuft nach wie vor heiß
Lieferengpässe und ausgebuchte Werkstätten bestimmen weiterhin den Alltag von Fahrradgeschäften aus der Region. Einige schließen im August trotz Hochsaison, um ihren Mitarbeitern eine Pause zu geben.

Nach dem vierwöchigen Lockdown in der Corona-Krise kam auf die Fahrradgeschäfte eine regelrechte Welle an Aufträgen zu. Auf der einen Seite boomte das Geschäft, auf der anderen Seite sind Händler aus der Region der hohen Nachfrage kaum noch hinterhergekommen. Wie sieht die Situation heute aus?
Mitarbeiter sind erschöpft
"Unsere Mitarbeiter sind am Ende", betont Ernst Bender von der Bike-Arena Bender in Heilbronn.
Aus diesem Grund wird sein Betrieb Ende August für eine Woche schließen. Die Nachfrage von Fahrrädern habe vergangenen Monat zwar abgenommen. Das Problem sei aktuell aber im Auftragsstau verwurzelt. "Der Markt ist wie leer gefegt", erklärt Bender mit Blick auf die Lieferengpässe der Hersteller. Auf seinem Schreibtisch liegen "Auftragsbestätigungen mit nicht garantierten Lieferterminen".
Auch die Werkstatt sei bis Ende Oktober ausgebucht. "Unsere Mitarbeiter kommen mit den Montagearbeiten kaum noch hinterher." Laut dem Inhaber werden Monate ins Land gehen, bis sich Angebot und Nachfrage einpendeln und wieder Normalität einkehren wird.
Um das hohe Arbeitpensum bewältigen zu können, sei er aktuell verstärkt auf der Suche nach Nachwuchs. "Der ist aber gar nicht so einfach zu finden", räumt Bender ein. "Vor allem E-Bikes bringen hohe Anforderungen mit sich." Softwareupdates oder hydraulische Bremsanlagen zu reparieren, seien anspruchsvoller als einen platten Reifen zu richten.
Nachwuchs schwer zu finden
In der Radsport-Welt in Neckarsulm sind "Lager und Laden so gut wie leer gefegt", zieht Isy Amzi über den Ansturm im Frühjahr Bilanz. Bis zu 40 Menschen hätten zur Hochphase vor seiner Ladentüre gestanden. "Das habe ich noch nie erlebt. Es gab keine Minute zum Durchatmen", erinnert sich der Ladeninhaber und ergänzt: "Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir auf uns achten müssen. Deshalb schließen wir den Laden Mitte August für zwei Wochen."
Aktuell verbringt Amzi mit seinen Mitarbeitern die meiste Zeit in der Werkstatt. "Es stehen kaum noch Fahrräder auf der Verkaufsfläche." Nachschub sei aber bereits in Auftrag gegeben, "wie jedes Jahr um diese Zeit".
Fahrräder den Kunden nach Hause geliefert
Im Zweirad in Brackenheim-Botenheim ist nur noch am Nachmittag geöffnet. "Wir mussten diese ungewöhnliche Maßnahme treffen, weil wir überlastet sind", erklärt Geschäftsführer Peter Schmid. Der Vormittag werde jetzt für Reparatur- und Montagearbeiten genutzt. So könne man vermeiden, dass die Kunden wochenlang auf ihr Fahrrad warten müssen, "sondern nur vier bis fünf Tage".
Während des Corona-Lockdowns hätten er und seine elf Mitarbeiter Bestellungen übers Internet abgewickelt und die Räder zu den Kunden nach Hause geliefert. "Das war aber mit sehr viel Aufwand verbunden. Außerdem sind Beratungen übers Telefon mit einer Probefahrt vor Ort nicht zu vergleichen." An den Startschuss nach der Corona-Zwangspause erinnert sich Peter Schmid noch gut: "Wir haben zwei Wochen früher geöffnet als die anderen."
Zwei Wochen früher geöffnet
Schmid habe die aktualisierte Corona-Verordnung Anfang April genau studiert, in der Fahrradhändler als systemrelevant eingestuft wurden, weil sie die Mobilität der Menschen gewährleisten. Dem Antrag beim Landratsamt folgte die Sondergenehmigung "und unzählige Anrufe erboster Händler", als Schmid die frühzeitige Ladenöffnung auf der Internetseite und in den sozialen Medien publik gemacht hatte.
"Daraufhin haben sich etliche Geschäfte aus ganz Baden-Württemberg bei mir gemeldet und gefragt, wie das möglich sei. Viele wussten nichts davon."
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