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Was der Sport-Union Neckarsulm Flügel verleiht

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Der Neckarsulmer Handball-Bundesligist schwebt als Tabellendritter derzeit auf Wolke sieben. Nichts zu verlieren hat die Mannschaft zudem am Samstag in Blomberg. Die Gründe für den aktuellen Höhenflug sind vielfältig.

Zusammenhalt und gute Laune kennzeichnen die Sport-Union Neckarsulm im Herbst 2025. Kim Hinkelmann (links) und Alicia Soffel haben am Samstag als Tabellendritte bei Spitzenreiter HSG Blomberg-Lippe nichts zu verlieren.
Zusammenhalt und gute Laune kennzeichnen die Sport-Union Neckarsulm im Herbst 2025. Kim Hinkelmann (links) und Alicia Soffel haben am Samstag als Tabellendritte bei Spitzenreiter HSG Blomberg-Lippe nichts zu verlieren.  Foto: Seidel, Ralf

In der Bundesliga nach drei Siegen in Folge auf Tabellenplatz drei, im DHB-Pokal nach zwei Erfolgen erstmals seit fünf Jahren wieder im Viertelfinale und die Stimmung rund um die Mannschaft ohnehin so gut wie lange nicht mehr – die Sport-Union Neckarsulm, die zudem am vergangenen Samstag erstmals bei European-League-Sieger Thüringer HC gewann, reitet im Herbst 2025 auf einer Erfolgswelle.

„Wir schweben derzeit ein bisschen auf einer Wolke“, sagt Trainer Thomas Zeitz. „Das tut aber auch die HSG Blomberg-Lippe“, weiß der 51-Jährige mit Blick auf den Gegner an diesem Samstag (17 Uhr). Dass seine Mannschaft selbstbewusst an der Ulmenallee auftreten möchte, liegt an ihrer derzeitigen Form.

Fünf Gründe für den aktuellen Höhenflug des Handball-Bundesligisten.

Die neue Breite im Kader der Sport-Union Neckarsulm

Als Trainer und Kaderplaner in Personalunion hält Thomas Zeitz die Zügel bei personellen Entscheidungen rund um die Mannschaft selbst fest in der Hand. Eine Konstellation, die durchaus Gefahren bergen kann, hat sich in diesem Sommer aber als goldrichtig erwiesen. Alle sechs Neuzugänge haben sich – einige bereits stärker als andere – als echter Mehrwert für das Team herausgestellt.

Der verbreiterte Rückraum bietet Zeitz von der Bank Wechselmöglichkeiten, weil nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität stimmt. „Und diese Qualität sorgt für positiven Ehrgeiz“, sagt der Trainer. Will heißen: Weil jede Spielerin um den Mehrwert ihrer Konkurrentinnen für die Mannschaft weiß und um ihren Platz kämpft, wird die Motivation der Einzelnen zur Stärke aller. „Persönliche Interessen wie die Spielzeit oder die Lieblingsposition stellen wir dabei eine Stelle zurück.“

Zur Breite im räumlichen Sinne zählen die neu verpflichteten Außenspielerinnen Antje Döll und Meret Ossenkopp. Rund ein Drittel ihrer Treffer erzielt die Sport-Union über das Außen-Duo und ist dadurch zusätzlich weniger ausrechenbar.


Das von Trainer Thomas Zeitz identifizierte Mindset

Die Mentalität nennt Thomas Zeitz selbst als wichtigsten Grund für den Aufschwung. „Wir wollen inzwischen nicht mehr nur spielen, um nicht abzusteigen“, sagt der Trainer. „Handballerisch sind wir noch am Anfang, aber in Thüringen hat man gesehen, dass sich in der zweiten Hälfte trotz der THC-Führung unser Mindset und unsere Körpersprache nicht verändert haben.“ Daran hat er mit seinem Team seit seinem Amtsantritt vor 27 Monaten stetig gearbeitet. Das scheint sich nun auszuzahlen.


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Der ausbleibende Druck des Gewinnenmüssens

Ihr guter Saisonstart hat die Neckarsulmer Mannschaft zweifellos beflügelt. In der jüngeren Vergangenheit war der Druck des Gewinnenmüssens von Anfang an groß. So groß, dass daraus erst ein Hemmnis und später eine Abwärtsspirale wurde. Nach zwei oder drei verlorenen Spielen zu Beginn einer Saison stand die Sport-Union im Tabellenkeller und war zum Siegen verdammt.

Durch ihre guten ersten Ergebnisse, inklusive des Achtungserfolgs beim THC, lässt es sich befreiter aufspielen; die Mannschaft läuft der Konkurrenz und Erfolgserlebnissen nicht von Anfang an hinterher. Dass in der HB Ludwigsburg der sichere Absteiger bereits gefunden ist, dürfte der unbefangenen Herangehensweise ebenfalls zuträglich gewesen sein.

Das über die ersten Partien erspielte Momentum

So unansehnlich die erste Spielhälfte bei Aufsteiger SV Union Halle-Neustadt am zweiten Spieltag auch gewesen sein mag, so wichtig war sie – und mit ihr der in Hälfte zwei in einen 31:29-Sieg gedrehte Rückstand – für die nachfolgenden Partien. Die Lehren aus Halle halfen eine Woche später beim anfangs ähnlich verlaufenden Heimspiel gegen den Buxtehuder SV (31:22).

Und der mutige Auftritt im Pokal-Achtelfinale gegen Frisch Auf Göppingen (31:28), einem engen Spiel, das die Sport-Union Neckarsulm in der Vorsaison mit großer Sicherheit verloren hätte, war wiederum die Basis für die breite Brust vor und während des Auswärtsspiels beim Thüringer HC. „Ich bremse die aktuelle Euphorie nicht“, sagt Thomas Zeitz, „aber ich weise darauf hin, dass wir noch Luft nach oben haben“.


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Die Perspektive auf eine erfolgreiche Saison

Das spielen um etwas statt nur gegen etwas, macht im Kopf einen großen Unterschied. Aus negativem Druck und Abstiegsangst ist eine positive Erwartungshaltung geworden. Im DHB-Pokal kämpft die Neckarsulmer Mannschaft Anfang November um den erstmaligen Einzug ins Halbfinale – das ist eine Chance; das Final Four wäre ein Traum, es ist aber eben keine Pflicht.

Und in der Liga spielt sich das Zeitz-Team nicht nur für die K.o.-Runde warm, sondern dank des modifizierten Austragungsmodus, in dem die Mannschaften je nach Hauptrunden-Platzierung Punkte in die nächste Saisonphase mitnehmen, auch um einen Vorteil für die entscheidenden Frühjahrsspiele.

Dabei wissen die Vereinsoberen, die Spielerinnen, das Trainerteam und auch die Fans, wo der Verein herkommt. Eine überbordende Erwartungshaltung gibt es daher nicht. Das Zusammenspiel all dessen hat den aktuellen Höhenflug möglich werden lassen. „Das ist aber immer noch eine Momentaufnahme“, sagt Thomas Zeitz mit Blick auf den historisch guten Saisonstart. „Aber es gibt noch mehr Historie zu erreichen.“

Spitzenspiel an der Blomberger Ulmenallee

Für das Top-Spiel des fünften Spieltages zwischen dem verlustpunktfreien Tabellenführer HSG Blomberg-Lippe und den Verfolgerinnen der Sport-Union auf Rang drei will sich Thomas Zeitz etwas einfallen lassen. „Vielleicht probieren wir mal etwas aus, womit sie nicht rechnen“, gibt sich der Trainer im Vorfeld geheimnisvoll.

„Das ist eine gut funktionierende Maschine, die von ihrem Teamspirit und ihrer Mentalität lebt – und damit auch ein bisschen Vorbild für uns ist. Sie haben uns aber noch ein paar Jahre Konstanz voraus“, sagt Zeitz über die HSG. Deren Tempospiel um Nationalspielerin Nieke Kühne und Díana Dögg Magnúsdóttir auf den Halbpositionen gelte es zu bremsen – auch von Kim Hinkelmann, die wieder fit und seit Mittwoch zurück im Mannschaftstraining ist.

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