Vorhang auf in Neckarsulm: Handball-Bundesliga der Frauen startet mit Überraschung
Kehrtwende zwei Tage vor dem Saisonauftakt: Vereine und Handball Bundesliga Frauen beschließen kurzfristig eine Änderung des Spielmodus. Sport-Union Neckarsulm möchte mit Heimsieg starten.

Der große Knall in Ludwigsburg ist zwar schon mehr als fünf Wochen her, doch hallt er dieser Tage noch einmal besonders laut nach. Das Auseinanderbrechen der Double-Sieger-Mannschaft der HB Ludwigsburg als Folge des Antrags auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens hat unmittelbare Auswirkungen auf die an diesem Freitag (19.30 Uhr) in Neckarsulm beginnende 50. Bundesliga-Spielzeit im deutschen Frauen-Handball. Die HBL wird bekanntlich nicht am Spielbetrieb teilnehmen und steht somit als einziger Direktabsteiger fest.
Wird es dadurch nun sportlich für alle anderen Vereine einfacher? Wird die Liga ausgeglichener und damit spannender? Und wie schnell finden sich die ehemaligen HBL-Spielerinnen in ihren neuen Bundesliga-Clubs zurecht?
Clubs und HBF beschließen kurzfristig Änderung des Austragungsmodus
All diese Unwägbarkeiten wären von der Modifizierung des Austragungsmodus ohnehin noch verstärkt worden, die die Liga ein Jahr nach dem wiedereingeführten K.o.-System in diesem Sommer ursprünglich beschlossen hatte. Bis Mittwochabend. Da einigten sich die Handball Bundesliga Frauen (HBF) und die Erstliga-Clubs auf eine erneute Überarbeitung des Spielmodus, um dem Rückzug der HB Ludwigsburg und einer durch ihn entstandenen spannungsarmen Abstiegsrunde entgegenzuwirken.
(Fast) alles beim Alten bleibt erst einmal in der Hauptrunde: In einer Doppelrunde mit Hin- und Rückspielen spielt zunächst jeder einmal gegen jeden – setzt nach dem HBL-Rückzug dabei aber auch an zwei Wochenenden spielfrei aus. Eigentlich hätte die Liga anschließend im April anhand der Platzierungen der Hauptrunde gedrittelt werden sollen, nun wird sie geteilt.
Mannschaften nehmen künftig Punkte in die Playoff-Runde mit
Die Top Vier spielen in einer Meisterrunde wie im Vorjahr in zwei Best-of-Three-Serien den Deutschen Meister und zwei Europapokal-Teilnehmer aus. In der Spielrunde des Fünft- bis Elftplatzierten (Playoffs) geht es um eine Direktqualifikation für das Viertelfinale des DHB-Pokals 2026/2027 – inklusive Heimrecht – sowie die Ermittlung des Teilnehmers an der Abstiegsrelegation.
Um gute Ergebnisse aus der Hauptrunde in den Playoffs zu belohnen, nehmen die Mannschaften neuerdings in absteigender Reihenfolge Punkte aus der ersten Saisonphase in die K.o.-Runde mit. Der Hauptrunden-Fünfte startet mit sieben Pluspunkten, der Elfte nur mit einem. Gespielt werden dann in einer Einfachrunde von jeder Mannschaft sechs Spiele (je drei zu Hause und drei in der Fremde).
Glück und Pech bei Heim- und Auswärtsspielen
Wer wann gegen wen Heim- beziehungsweise Auswärtsspiele bestreitet, werde noch „anhand eines spezifischen Spielplan-Schlüssels festgelegt“, wie die HBF mitteilte. Klar ist aber, dass Teams bei der Entfernung ihrer Auswärtsspiele Glück oder Pech haben können, denn nicht jede Mannschaft spielt gegen die gleichen Gegner am gleichen Ort. Aus diesen Partien ergibt sich schließlich eine Tabelle. Deren Spitzenreiter hat als Fünfter das Pokal-Viertelfinal-Ticket sicher, der Elfte muss in zwei Relegationsspielen gegen den Vize-Meister der zweiten Liga um den Platz in der Bundesliga spielen.
Geschäftsführer Hannes Diller, der die Sport-Union am Mittwoch beim Treffen mit der HBF vertrat, spricht von einer knappen Abstimmung. Der 26-Jährige begrüßt die kurzfristige Änderung des Spielmodus, die nur in dieser Saison Anwendung finden wird, aber mit Blick auf die allgemeine Planbarkeit sowie die sportliche Wertigkeit des Kampfes gegen den Abstieg.
HSG Bensheim/Auerbach fehlen Spielerinnen und Rhythmus
Mit diesem will sich sein Verein freilich erst gar nicht beschäftigen müssen. Der Spielplan der Neckarsulmerinnen ist bei der Folge der Gegner fast deckungsgleich mit dem der vergangenen Saison. Auch diesmal geht es in der Ballei gegen die HSG Bensheim/Auerbach los. „Wir wollen das erste Heimspiel gewinnen“, sagte Trainer Thomas Zeitz bereits nach dem Ende der Vorbereitung.
Die vermeintlich erste Wahl im Bensheimer Rückraum (Nina Engel/Mareike Thomaier/Lucie-Marie Kretzschmar) spielte in der Vorbereitung kaum zusammen; die wie Thomaier aus Ludwigsburg verpflichtete Lena Degenhardt stieß erst in der vergangenen Woche zur Mannschaft. Und auch sonst hat die neue HSG-Trainerin Ilka Fickinger eine lange Verletztenliste: Ndidi-Silvia Agwunedu, Lisa Friedberger und Nyala Baijens (alle Knie) sind Langzeitausfälle, die Kreisläuferinnen Isabell Hurst (Rücken) und Neuzugang Nele Wenzel (Hand) fehlten in der Vorbereitung ebenfalls. „Die sind nicht eingespielt; das will ich ausnutzen“, sagt Thomas Zeitz.
Neues Bezahlsystem bei Heimspielen in der Ballei
Mit einem bargeldlosen Bezahlsystem möchte die Sport-Union Neckarsulm künftig die Wartezeiten an den Catering-Ständen in der Ballei reduzieren. Daher kann ab dem ersten Saisonspiel an diesem Freitag (19.30 Uhr) gegen die HSG Bensheim/Auerbach bei allen Bundesliga-Heimspielen in der Ballei künftig nur noch mit einer Wertkarte bezahlt werden. Diese wird es im Hallen-Foyer an einem gesonderten Stand im Gegenwert von zehn, 20 oder 50 Euro durch Bar- oder EC-Karten-Zahlung zu erwerben geben.
Durch die neue Unterrang-Tribüne auf der Westseite habe man potenziell mehr Zuschauer in der Halle, zugleich aber nicht mehr Bewirtungsstände. „Wir haben also weniger Verkaufstände pro Besucher, wollen aber trotzdem, dass die Zuschauer schnell ihr Bier und ihren Wein bekommen“, erklärt Geschäftsführer Hannes Diller die Maßnahme, von der sich der Verein gerade in der Halbzeit reibungslosere Abläufe an den Catering-Ständen verspricht.
Die Wertkarten behalten ihre Gültigkeit über die gesamte Saison; Restbeträge können sich Fans aber auch nach jedem Spiel wieder auszahlen lassen. Einzig die Rückgabe von Pfand erfolgt auch künftig in bar.




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