Neckarsulmer Handball-Déjà-vu am Samstagabend
Die Frauen der Sport-Union Neckarsulm belohnen sich zum Bundesliga-Auftakt nicht für einen engagierten Auftritt. Die HSG Bensheim/Auerbach siegt 30:27, doch die Sport-Union hat dabei ein viel besseres Gefühl als noch vor einem Jahr.

Das alles hatten sie doch schon einmal erlebt. Schon einmal gesehen, schon einmal durchlitten. Wieder gekämpft, erneut beeindruckt, doch einmal mehr verloren. Das samstägliche Déjà-vu der Neckarsulmer Bundesliga-Spielerinnen war 1,75 Meter groß, trug ein neon-orangefarbenes Trikot und hörte auf den Namen Vanessa Fehr.
Die Torhüterin war mit der HSG Bensheim/Auerbach anlässlich des ersten Spieltags zu Gast in der Ballei und verdarb der Sport-Union Neckarsulm erneut den Abend. Wie schon Ende Februar, als sie Sekunden vor Schluss aus der eigenen Hälfte zum 33:32 ins verwaiste Neckarsulmer Tor getroffen und einer aufopferungsvoll kämpfenden Sport-Union ein wertvolles Remis abspenstig gemacht hatte. Stand Fehr damals als entscheidende Torschützin im Rampenlicht, machte sie am vergangenen Samstagabend in ihrem Kerngeschäft als Torverhinderin von sich reden - und wie.
Chancenverwertung macht Siegchancen zunichte
Ein wenig eigenes Unvermögen und noch ein wenig mehr Vanessa Fehr waren der Grund dafür, dass sich die Sport-Union Neckarsulm zum Saisonauftakt nicht für ihre gute Leistung belohnen konnte, sondern stattdessen nach einer 27:30 (14:16)-Niederlage gegen den Vizemeister der Vorsaison punktlos blieb.
Der Tabellen-Zehnte der Vorsaison hatte den Gästen aus Südhessen alles abverlangt und das Spiel über weite Strecken der ersten Hälfte sogar diktiert. Doch schon nach den ersten zehn Minuten zeichnete sich ab, dass die vielen vergebenen freien Würfe die Neckarsulmer Mannschaft noch teuer zu stehen kommen könnten. "Wir haben 18 - 18! - freie Bälle verworfen", sagte Thomas Zeitz und wollte sich dabei eigentlich gar nicht ausmalen, was möglich gewesen wäre, wenn seine Mannschaft nur ein Drittel dieser Chancen verwertet hätte.
Sport-Union spielt phasenweise wie der Favorit
Bis auf die vielen vergebenen Würfe und einige Unkonzentriertheiten gegen Ende der Partie, machte die Sport-Union sehr viel richtig. "Wir sind ein kleines bisschen der Favorit und so müssen wir auch auftreten", hatte Bensheims Trainerin Heike Ahlgrimm vor der Partie gesagt. Doch es waren bis kurz vor dem Ende der ersten Hälfte einzig die Gastgeberinnen, die auftraten, als seien sie ein kleines bisschen der Favorit. Die Sport-Union bestimmte Takt und Tempo und lag über weite Strecken der ersten 30 Minuten in Führung. "Wir haben uns gerade am Anfang sehr, sehr schwer getan. Wir wussten, dass es kein Selbstläufer werden würde", gestand Ahlgrimm nach dem Spiel ein.
Unmittelbar nach der Pause zogen die Gäste zeitweise auf fünf Tore davon, doch die Sport-Union ließ nicht locker und stand nach 48 (22:23) und 55 Minuten (26:27) vor dem erneuten Ausgleich. Doch ein Ballverlust der ansonsten guten Spielmacherin Sinah Hagen und zwei technische Fehler von Munia Smits brachten die Unterländerinnen um den zum Greifen nahen Punktgewinn.
Immer wieder: Vanessa Fehr
"Wir müssen in der Endphase ein bisschen konzentrierter und konsequenter sein", beschreib Thomas Zeitz das Manko der Schlussphase. "Einfache Fehler" gelte es in den nächsten Wochen abzustellen. Doch angesichts der personell erneut umgekrempelten Neckarsulmer Mannschaft war er mit vielem von dem, was er gesehen hatte, sehr zufrieden: "Ich nehme viel mehr Positives mit, als dass ich mich ärgere. Wir haben uns viele Chancen rausgespielt und teilweise wirklich geil gespielt."
Es gebot der Respekt, den Sachverhalt angesichts der Rollenverteilung zwischen dem Vizemeister und den gerade so dem Abstieg entronnen Neckarsulmerinnen nicht gleich forsch herauszuposaunen, doch es ließ sich konstatieren: Die Sport-Union hätte dieses Spiel gewinnen können. Vielleicht sogar gewinnen müssen. Vanessa Fehr hatte aber etwas dagegen. Wieder einmal.
Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (7 Paraden); Fossum (4 Paraden), Orowicz – Gkatziou (3), Holste (5), Kaiser, Hagen (4), Smits (3/1), Riner (4); Hinkelmann (2), Gudmestad (2), Bruggeman, Holtman, van der Linden (2), Pollakowski (2/2).
Erfolgreichste Werferinnen HSG Bensheim/Auerbach: Nina Engel (7), Kim Naidzinavicius (5/3), Mia Ziercke (5).
Schiedsrichter: Leonard Bona/Malte Frank.
Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 3/4; HSG Bensheim/Auerbach: 3/5.
Zeitstrafen: 3/4.
Zuschauer: 934.