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Eine Reform und ihre Folgen: Handball-Bundesliga der Frauen startet in ein neues Abenteuer

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Von ihrem neuen Spielsystem verspricht sich die Frauen-Bundesliga mehr Spannung. Es gibt Befürworter, Zweifler und noch einige Unwägbarkeiten. Fest steht: Die Mittelfeldplätze der Tabelle gewinnen an Bedeutung.

Nach dem gelungenen Start im DHB-Pokal in Mainz legen Lilli Holste und die Sport-Union Neckarsulm am Samstag nun auch in der Bundesliga los. Für Holste kommt es gleich zu einem Wiedersehen mit ihren ehemaligen Mitspielerinnen.
Nach dem gelungenen Start im DHB-Pokal in Mainz legen Lilli Holste und die Sport-Union Neckarsulm am Samstag nun auch in der Bundesliga los. Für Holste kommt es gleich zu einem Wiedersehen mit ihren ehemaligen Mitspielerinnen.  Foto: Larissa Eisele

Zunächst einmal wird auch in dieser Saison alles so sein, wie es zuletzt immer war. Erst im April werden sich die strukturellen Neuerungen in der Handball Bundesliga Frauen (HBF) so richtig bemerkbar machen. Dann nämlich, wenn Meister und Absteiger in Playoffs und Playdowns ermittelt werden.

Erstmals seit der Spielzeit 2013/2014 ist die HBF in dieser Saison wieder in eine Hauptrunde und eine daran anschließende K.o.-Runde aufgeteilt. Dafür wurde die Zahl der Mannschaften durch den verschärften Abstieg im vergangenen Mai von 14 auf zwölf reduziert. Die Sport-Union Neckarsulm, die seit 2016/2017 erstklassig spielt, kennt das neue/alte System also noch nicht aus der Praxis.

"Eine klare Meinung zu dem neuen System habe ich gar nicht", sagt Sport-Union-Trainer Thomas Zeitz, "aber ich verschließe mich dem auch nicht; wir müssen schauen, wie es sich entwickelt. Die wichtigsten Fragen sind: Wird es angenommen und macht es die Liga attraktiver?"


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Heimrecht und vermeintlich schwächere Gegner als Anreize

Im Vergleich zur Saison 2013/2014 wurde das Spielsystem noch einmal verfeinert. Von Anfang September 2024 bis Anfang April 2025 spielen in der Hauptrunde alle zwölf Mannschaften im Modus Jeder-gegen-Jeden in je einem Heim- und einem Auswärtsspiel gegeneinander - ähnlich wie bisher. Die Mannschaften auf den Plätzen eins bis acht ermitteln im Anschluss in einem "Best of Three"-K.o.-System den neuen Deutschen Meister.

Dabei gilt im Viertelfinale: Der Erstplatzierte der Hauptrunde trifft auf den Achten, der Zweite auf den Siebten, der Dritte auf den Sechsten und der Vierte auf den Fünften. Diese Vorgaben sollen dafür sorgen, dass auch in den Endzügen der Hauptrunde noch um jeden Punkt und jedes Tor gekämpft wird, weil mit einer besseren Hauptrunden-Platzierung ein potenziell schwächerer Gegner in der K.o.-Runde verbunden ist. Zudem wird die besser platzierte Hauptrunden-Mannschaft im ersten und (falls nötig) im dritten Spiel Heimrecht genießen.

Hauptrunden-Spielplan der Sport-Union Neckarsulm 2024/2025
Hauptrunden-Spielplan der Sport-Union Neckarsulm 2024/2025  Foto: HSt-Grafik/HBF

Fünftplatziertem winkt ein Platz im Pokal-Viertelfinale

Für Thomas Zeitz stellt sich dabei in Teilen die Sinnfrage, weil der vermeintlich schwächere Gegner möglicherweise zwei hohe Auswärtsniederlagen einstecken und der Favorit zwei Mal zu Hause gegen einen potenziell chancenlosen und somit wenig attraktiven Kontrahenten spielen muss. Ob dieses Konzept für volle(re) Hallen sorgt, wird sich ab April zeigen müssen.

Dies gilt ebenfalls für die (Halbfinal-)Spiele um Platz 5 und das Spiel um Platz 3, die die unterlegenen Viertel- und Halbfinalisten ausspielen werden - damit die pflichtspielfreie Sommerpause für diese Teams nicht allzu lang wird. Immerhin wird der Sieger des Spiels um Platz 5 mit einem direkten Einzug ins Viertelfinale des DHB-Pokals 2025/2026 belohnt - inklusive Heimrecht - und ist damit dann nur noch einen Schritt vom Final-Four-Turnier entfernt.

Pro Playoffs, contra Playdowns: HBF-Präsident wurde überstimmt

Parallel zur Playoff-Runde spielen die Mannschaften auf den Plätzen neun bis zwölf ab April in Playdowns den einzigen Absteiger aus - zum Missfallen von HBF-Präsident Andreas Thiel, der zwar ein klarer Fürsprecher der Playoffs, aber ein Gegner von Playdowns ist.


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"Ich musste mich den Argumenten beugen", sagte Thiel, der Ende Juni auf der Mitgliederversammlung der HBF für drei weitere Jahre im Amt bestätigt worden ist, jüngst dem Magazin "Handball Inside" und prophezeit eine Serie von Zitterspielen: "Ich bin sicher, dass das für die betreffenden Mannschaften eine besondere nervliche Herausforderung wird." Denn auch hier werden "Best of Three"-Serien gespielt, die direkt mit einem Halbfinale beginnen: Der Neunte erwartet den Zwölften, der Zehnte empfängt den Elften.

Neues Spielsystem erschwert die Planungen

Daraus ergibt sich, dass sich ein abgeschlagener Tabellenletzter der Hauptrunde mit zwei Siegen in der ersten K.o.-Runde den Klassenerhalt vorzeitig sichern könnte. "Wenn du eine schlechte Saison hattest, kannst du dich mit zwei Spielen retten", sagt Zeitz. "Du kannst aber auch eine gute Hauptrunde gespielt und Platz acht nur knapp verpasst haben, hast dann am Saisonende noch Verletzungspech und stehst in den Playdowns auf einmal mit dem Rücken zur Wand."

Teilnehmende Vereine an der Handball Bundesliga Frauen 2024/2025
Teilnehmende Vereine an der Handball Bundesliga Frauen 2024/2025  Foto: HSt-Grafik/HBF

Eine Entscheidung über den Abstieg fällt frühestens am Wochenende des 17./18. Mai, spätestens sieben Tage später. Der Meister steht entweder am Wochenende des 24./25. Mai oder am Mittwoch, 28. Mai, fest - je nach dem, ob zwei oder drei Final-Spiele nötig sind, um ihn zu ermitteln. Auch aufgrund solcher Unwägbarkeiten, hat sich die Sport-Union Neckarsulm entschlossen, dass ihre Dauerkarten nur für die elf Hauptrunden-Spiele Gültigkeit besitzen. Für die folgenden K.o.-Spiele besteht ein Vorkaufsrecht.

Zweite Mannschaften sind in der zweiten Liga spielberechtigt

Sowohl in der Meisterschafts- als auch in der Abstiegsrunde gibt es keine Unentschieden. Bei ausgeglichenen Spielständen sollen nötigenfalls Siebenmeterwerfen eine Entscheidung herbeiführen.

Eine weitere Neuerung, die aber in dieser Saison noch nicht zum Tragen kommt: Fortan dürfen zweite Mannschaften in der 2. Bundesliga spielen, falls die erste Mannschaft eine Klasse höher aktiv ist. Sechs der zwölf Erstligisten haben in dieser Spielzeit ihre Zweitvertretung aber bereits für die 3. Liga gemeldet.

 
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