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Die Sport-Union Neckarsulm und die Krux der 18 freien Bälle

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Zum Bundesliga-Auftakt macht der Zehnte der Vorsaison gegen Vizemeister HSG Bensheim/Auerbach ein gutes Spiel, kann sich dafür aber nicht belohnen. Die Chancenverwertung und Vanessa Fehr machen den Unterschied.

"Wirf ihn doch rein!" Thomas Zeitz haderte mit der Chancenverwertung seines Teams.
"Wirf ihn doch rein!" Thomas Zeitz haderte mit der Chancenverwertung seines Teams.  Foto: Seidel, Ralf

Sechseinhalb Monate ist es her, da hatte Vanessa Fehr der Sport-Union Neckarsulm schon einmal den Samstagabend verdorben. Damals, Ende Februar, mitten im Neckarsulmer Kampf gegen den Bundesliga-Abstieg, hatte die Torhüterin der HSG Bensheim/Auerbach in den Schlusssekunden aus der eigenen Hälfte zum 33:32 ins verwaiste Neckarsulmer Tor getroffen und einer in der Ballei aufopferungsvoll kämpfenden Sport-Union damit ein wertvolles Remis abspenstig gemacht.

Nun trübte die 26-Jährige zum Auftakt der Saison 2024/2025 erneut die Laune der Gastgeberinnen. Denn trotz einer guten Leistung mit viel Engagement, Wille und Spielfreude unterlag die Sport-Union Neckarsulm am Samstagabend in heimischer Halle dem Vizemeister mit 27:30 (14:16) - weil dieser sich auf seine überragende Torhüterin verlassen konnte.

18 freie Sport-Union-Bälle finden den Weg ins Tor nicht

Fehr war beinahe aberwitzig häufig dort, wo die Neckarsulmer Spielerinnen ihre Bälle hinwarfen. Hin und wieder warfen sie das Spielgerät auch dorthin, wo Fehr ohnehin bereits stand, doch das Resultat war dasselbe: Der Ball landete zu selten im Bensheimer Tor.

"Neckarsulm hat uns vor schwierige Aufgaben gestellt, sie haben sich im Vergleich zu letzter Saison auf jeden Fall verstärkt, aber wir sind glücklich über die zwei Punkte. Das ist alles, was für uns zählt", sagte Fehr recht nüchtern, nachdem vor allem sie dafür gesorgt hatte, dass diese zwei Punkte auf dem Konto der Südhessen gelandet waren.

Wenigstens einer wäre angesichts ihrer Leistung für die personell veränderte Neckarsulmer Mannschaft verdient gewesen. "Wir haben 18 - 18! - freie Bälle verworfen. Wenn du von den 18 nur fünf oder sechs rein machst, dann gewinnst du hier heute mit drei [Toren Vorsprung, Anmerkung der Redaktion]", sagte Neckarsulms Chef-Trainer Thomas Zeitz nach der Partie, um direkt hinterherzuschieben: "Aber: Wir haben uns viele Chancen rausgespielt, teilweise wirklich geil gespielt; und das macht mich wiederum froh."


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Gkatzious langersehntes Debüt

Zur Erinnerung: Am ersten Spieltag der vergangenen Saison war die Sport-Union in der Ballei von der TuS Metzingen beim 20:34 nach beinahe allen Regeln der Kunst auseinandergeschraubt worden. Ideenlos, chancenlos, fehlerbehaftet war das Neckarsulmer Spiel damals gewesen. Das war zum Auftakt der neuen Saison gänzlich anders.

Die Gastgeberinnen machten Spaß, fanden in der grundsätzlich engen Bensheimer Abwehr immer wieder Lücken oder rissen sie selbst auf. Zu Beginn landete der Ball häufig bei Alessia Riner oder Vasiliki Gkatziou, die über Außen zum Abschluss kamen.

Munia Smits (Mitte) und ihre Kolleginnen bekamen von den Gästen aus Hessen nichts geschenkt.
Munia Smits (Mitte) und ihre Kolleginnen bekamen von den Gästen aus Hessen nichts geschenkt.  Foto: Seidel, Ralf

Doch bereits nach einer Viertelstunde hatte Vanessa Fehr rund ein halbes Dutzend Bälle der Schweizerin und der Griechin, die nach beinahe einem Jahr Verletzungspause ihr Bundesliga-Debüt feierte, entschärft. Dass die Sport-Union dennoch mit 7:5 führte, war Beleg für ihre ansonsten gute Leistung.

Schwächephase rund um die Halbzeit

"Ich denke, jeder hat gesehen, dass wir von Anfang an daran geglaubt haben, heute etwas mitnehmen zu können, und gekämpft haben. Leider haben wir einige Bälle verworfen und auch einige Fehler gemacht", sagte die nach langwierigen Kreuzband- und Meniskusbeschwerden genesene Gkatziou nach ihrem von drei Treffern untermalten Liga-Einstand.

Was das Spiel für die Sport-Union Neckarsulm verkomplizierte, war eine zehnminütige Schwächephase rund um die Halbzeit. Statt mit einem Remis in die Kabinen zu gehen, lagen die Gastgeberinnen nach ärgerlichen Fehlern mit zwei Treffern zurück. Und nach Wiederbeginn waren daraus schnell fünf geworden, weil auch Ex-Neckarsulmerin Nina Engel, die nach einer Viertelstunde von der Bank gekommen war, immer besser ins Spiel fand.


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In der Schlussphase zurück in Schlagdistanz

Doch auch ohne eigene Auszeit von Thomas Zeitz stabilisierte sich die Mannschaft danach wieder. "Ich habe den Mädels, die raus kamen, immer wieder gesagt: ‚Wir haben noch 25 Minuten Zeit; wir müssen das Ergebnis nicht in einer Minute rumdrehen.' Und das haben sie bis kurz vor Schluss dann auch gut gemacht." Nach 48 (22:23) und 55 Minuten (26:27) war die Sport-Union wieder in unmittelbarer Schlagdistanz und hatte nach zwei Paraden von Torhüterin Lena Ivancok sogar zweimal die Chance zum Ausgleich.

Doch ein Abspielfehler der ansonsten guten Sinah Hagen und zwei technische Fehler von Spielführerin Munia Smits machten den Traum von einem ersten "Big Point" zum Saisonauftakt zunichte. Dennoch verlieben Trainer und Spielerinnen mit dem Positiven: "Wir müssen so weitermachen und in den nächsten Wochen an unsere Leistung anknüpfen", sagte Vasiliki Gkatziou. Und Thomas Zeitz ergänzte: "Wir waren heute definitiv nicht die schlechtere Mannschaft."


Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (7 Paraden); Fossum (4 Paraden), Orowicz – Gkatziou (3), Holste (5), Kaiser, Hagen (4), Smits (3/1), Riner (4); Hinkelmann (2), Gudmestad (2), Bruggeman, Holtman, van der Linden (2), Pollakowski (2/2).

Erfolgreichste Werferinnen HSG Bensheim/Auerbach: Nina Engel (7), Kim Naidzinavicius (5/3), Mia Ziercke (5).

Schiedsrichter: Leonard Bona/Malte Frank.

Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 3/4; HSG Bensheim/Auerbach: 3/5.

Zeitstrafen: 3/4.

Zuschauer: 934.


Pokal-Achtelfinale in Dortmund

Freudensprünge machte Thomas Zeitz nicht, als er nach dem Spiel gegen die HSG Bensheim/Auerbach auf der Videowand der Ballei die Auslosung des DHB-Pokal-Achtelfinals live verfolgte. Denn in Dortmund bescherte DHB-Nachwuchstrainerin Zuzana Porvazníková als Losfee der Sport-Union ein Kräftemessen mit Borussia Dortmund – auswärts. „Das ist kein Traumlos; die Glücksfee war nicht auf unserer Seite. Aber gespielt werden muss auch das erst noch“, sagte Zeitz. Das Achtelfinale wird zwischen dem 30. September und dem 6. Oktober ausgetragen.

Achtelfinal-Paarungen
Buxtehuder SV – HB Ludwigsburg
VfL Oldenburg – TSV Bayer 04 Leverkusen
HSG Blomberg-Lippe – HSV Solingen-Gräfrath
Borussia Dortmund – Sport-Union Neckarsulm
TuS Metzingen – SV Union Halle-Neustadt
HC Rödertal – Thüringer HC
HL Buchholz 08-Rosengarten – HSG Bensheim/Auerbach
Füchse Berlin – BSV Sachsen Zwickau

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