Sport-Union Neckarsulm steht gleich zum Start vor einer hohen Hürde
In der Ballei empfängt die Sport-Union am ersten Bundesliga-Spieltag den Vorjahreszweiten HSG Bensheim/Auerbach. Dabei kommt es auch zu einem schnellen Wiedersehen mit Ex-Torjägerin Nina Engel.

Als gelernter Bankkaufmann kennt sich Thomas Zeitz mit Zahlen, Gleichungen und Wahrscheinlichkeiten aus. Daher weiß der Trainer der Sport-Union Neckarsulm die Erfolgsformel für den bevorstehenden Samstagabend auch flugs zu formulieren: "Wenig Fehler + viel Leidenschaft + viel Körperlichkeit + eine gute Torwart-Leistung" seien jene Eigenschaften, die am Samstag ab 18 Uhr zum Erfolg führen könnten, wenn sich die HSG Bensheim/Auerbach als Tabellenzweiter der vergangenen Spielzeit zum Saisonauftakt 2024/2025 in der Ballei die Ehre gibt. "All das können wir bringen, sagt Zeitz, "die Frage ist: Wie lange?"
Die Gäste aus Südhessen reisen als Europapokal-Teilnehmer und Favorit an; eine Rolle, die sie zuletzt durch ihre Auftritte beim "SUN Handball-Cup" vor zwei Wochen untermauert haben. "Wir wollen für ein maximal spannendes Spiel sorgen und natürlich etwas holen", sagt Zeitz, "aber Bensheim hatte in den vergangenen drei, vier Jahren keine größeren Umbrüche im Team, im Verein herrscht viel Konstanz und vor allem haben sie uns eines voraus: sie sind eingespielt."
Sport-Union ist sich der Gefahr bewusst
Mit Kreisläuferin Edita Nukovic (SV Union Halle-Neustadt) hat Bensheim das Karriereende von Dionne Visser kompensiert, mit Matilda Ehlert (VfL Waiblingen) und Jule Polsz (HSV Solingen-Gräfrath) zudem zwei talentierte Nachwuchsspielerinnen an sich gebunden. "Ihr Königstransfer" (Zeitz) ist aber jener im rechten Rückraum: Der Wechsel von Nina Engel schmerzt in Neckarsulm noch immer.
Dass es gleich am ersten Spieltag zu einem Wiedersehen unter Pflichtspiel-Bedingungen kommt, macht es für beide Seiten noch besonderer. "Sie kann uns richtig weh tun", warnt Zeitz, "ist aber vielleicht auch etwas nervös und aufgeregt". Wie man die 21-Jährige verteidigen kann, wissen sie in Neckarsulm. Ob es freilich auch gelingt, steht auf einem anderen Blatt.
Nina Engel erlebt neue Impulse und schnelleres Spiel
Im Trikot der Sport-Union hat Engel in 50 Bundesliga-Spielen 263 Tore erzielt - ihren Durchschnitt von über 5,2 erzielten Treffern pro Partie überbietet in Neckarsulms Bundesliga-Historie einzig die derzeit vereinslose Nationalspielerin Johanna Stockschläder (5,6). Das ist Vermächtnis und Warnung zugleich.
Nach ihrer Ankunft in Bensheim habe sie sich zunächst auf die neuen Charaktere und das veränderte Training einstellen müssen, gesteht Engel. "Und mit einer neuen Trainerin gibt es natürlich auch neue Impulse", sagt sie über die ersten Wochen unter Heike Ahlgrimm. "Das Bensheimer Spiel ist sehr schnell, was anfangs ein Unterschied zu Neckarsulm war. Und Heike legt auch auf andere Sachen Schwerpunkte, ihr sind andere Dinge wichtig als Thomas", hat Engel nach ihrem Sommertransfer an die Bergstraße schnell festgestellt. Was genau den ehemaligen Arbeitgeber am Samstag erwartet, verrät sie jedoch nicht.
Einsatz von Sinah Hagen ist weiterhin offen
Zwischen erfahrenen Akteurinnen und Leistungsträgerinnen wie Spielführerin Lisa Friedberger und Spielmacherin Kim Naidzinavicius muss Engel ihre neue Rolle erst noch finden. "Man muss sich daran gewöhnen, dass man nicht mehr so viel Verantwortung trägt; die verteilt sich jetzt viel mehr", sagt die Linkshänderin, die in der vergangenen Saison oft Zielspielerin im Neckarsulmer Angriff war. Dass sie über den Sommer nichts verlernt hat, bewies Engel als Torschützenkönigin des "SUN Handball-Cups".

Damals gingen sich die HSG Bensheim/Auerbach und die Sport-Union im Turnierverlauf noch aus dem Weg. Nun ist das direkte Aufeinandertreffen unvermeidlich. Thomas Zeitz freut es: "Auch Trainer sind froh, wenn die Vorbereitung rum ist - obwohl wir eine gute hinter uns haben", sagt er. Einzig das Fragezeichen hinter einem Einsatz von Spielmacherin Sinah Hagen (Oberschenkelprobleme) bereitet dem 50-Jährigen noch ein wenig Kopfzerbrechen.