DHB-Pokal der Frauen: Bundesrat korrigiert sich selbst
Der Austragungsmodus des DHB-Pokals der Frauen bleibt trotz ursprünglichen Beschlusses nahezu unverändert. Die Sport-Union Neckarsulm bekommt es in der ersten Runde wie im Vorjahr mit dem 1. FSV Mainz 05 zu tun.

Das deutsche Vereinswesen und seine Bürokratie treiben bisweilen seltsame Blüten. Manchmal verlieren sich die Protagonisten darin sogar selbst. So ist es auch dem Deutschen Handballbund im vergangenen Jahr ergangen, was mit der Grund dafür ist, dass Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm am Samstag auf der Mitgliederversammlung der Handball Bundesliga Frauen (HBF) in Düsseldorf der 1. FSV Mainz 05 als Erstrunden-Gegner im DHB-Pokal 2025/2026 zugelost worden ist.
Eine kuriose Geschichte, die Anfang Mai 2024 auf der Bundesratsitzung des DHB in Bremen seinen Anfang nimmt.
25 statt 40 Teilnehmer: DHB-Pokal-Reform nur in abgespeckter Variante
In der Hansestadt wird von der Mehrheit der anwesenden Bundesrat-Vertreter nämlich eine Neufassung der Spielordnung, genauer von Absatz 6 des Paragrafen 45 („Pokalmeisterschaftsspiele“) beschlossen. Demnach hätte der DHB-Pokal der Frauen ab der Saison 2025/2026 mit insgesamt 40 Teilnehmern aus den drei höchsten Spielklassen und zwei Teilnehmern aus den Landesverbänden stattfinden sollen. Doch der Konjunktiv verrät es bereits: Daraus wurde nichts.
Denn am vergangenen Samstag sind bei der Erstrunden-Auslosung in Düsseldorf nur 20 der 25 für den Wettbewerb gemeldeten Vereine in den Lostöpfen. Die besten vier Mannschaften der abgelaufenen Bundesliga-Saison hatten gemäß des Austragungsmodus ein Freilos erhalten. Der Sieger des Spiels um Platz 5, die HSG Bensheim/Auerbach, ist – inklusive Heimrecht – sogar bereits für das Viertelfinale gesetzt. Wo sind also die restlichen 15 angedachten Teilnehmer hin? Kurzum: Es gab sie nie.
DHB-Bundesrat korrigiert sich fünf Monate später selbst
Denn „auf der [...] Bundesratssitzung vom 05.05.2024 wurde versehentlich eine veraltete Version der Regelungen zur Durchführung des DHB-Pokals ab der Saison 2025/2026 verabschiedet. Diese Regelung wurde auf der folgenden Bundesratssitzung am 12.10.2024 wieder ‚einkassiert‘ und durch den bisherigen Modus (inklusive der durch die Playoffs in der 1. Bundesliga neu dazugekommen Anpassungen) ersetzt“, wie die HBF auf Nachfrage mitteilt. Bis einschließlich der Spielzeit 2026/2027 wird daher im altbekannten, wenn auch leicht modifizierten, Austragungsmodus gespielt.
VfL Waiblingen profitiert von wenigen Landespokal-Interessenten
Dass in diesem Jahr nur drei Landesverbände einen Teilnehmer für die erste Pokal-Runde meldeten (Brandenburg: Frankfurter HC; Sachsen: MSV Handball Dresden; Schleswig-Holstein: TSV Nord Harrislee), freute wiederum den VfL Waiblingen. Die „Tigers“ erbten dadurch nämlich als Tabellenzehnter der 2. Bundesliga (und damit bestplatzierter nicht direkt qualifizierter Verein) den eigentlich für einen vierten Landesverbandspokal-Vertreter reservierten Startplatz.
„Das ist ein Gegner, gegen den du weiterkommen willst und auch musst.“
Thomas Zeitz
Daher waren letztlich 20 Mannschaften im Erstrunden-Lostopf, die nach Ligazugehörigkeit und geographischen Gesichtspunkten getrennt wurden. Durch diese Konstellation war für die Sport-Union bereits im Vorfeld klar, dass sie einen der drei Süd- (TG Nürtingen, ESV Regensburg, VfL Waiblingen) oder der drei Westvertreter aus der 2. Bundesliga (Bergischer HC, 1. FSV Mainz 05, HSV Solingen-Gräfrath) als Konkurrenten zugelost bekommen würde.
Keine Lust auf Solingen, aber Mainz 05 ist ein „gutes Los“
Mit dem 1. FSV Mainz 05 als Gegner kann Neckarsulms Trainer Thomas Zeitz gut leben. „Damit bin ich absolut fein. Das ist ein Gegner, gegen den du weiterkommen willst und auch musst“, sagte der 51-Jährige nach der Auslosung, der er gemeinsam mit Sport-Union-Geschäftsführer Hannes Diller beiwohnte. „Das ist ein gutes Los.“
Einzig weitere Reisen nach Solingen zum Bergischen HC oder HSV Solingen-Gräfrath hatte der Trainer am Ende der Saisonvorbereitung möglichst vermeiden wollen; ein Derby mit der TG Nürtingen in einer vollen Halle hätte für Zeitz hingegen einen gewissen Charme gehabt.
Viertelfinale für die Sport-Union das Höchste der Gefühle
So kommt es am 23. oder 24. August zu einem frühen Wiedersehen mit Torhüterin Aleksandra Orowicz, die in diesem Sommer in die Landeshauptstadt Rheinland-Pfalz’ wechselte. Zeitz selbst war von 2015 bis 2020 Trainer der „Meenzer Dynamites“. „Ich habe sehr gute Erinnerungen an die Zeit“, sagte er. Auch das 30:25 (19:10) aus der Erstrunden-Begegnung der abgelaufenen Saison hat der Trainer noch in guter Erinnerung.
Ab der 2. Runde (27./28. September) geht der Pokal-Wettbewerb ohne jegliche Setzlisten bis ins Final Four in die Stuttgarter Porsche-Arena (14./15. März) weiter. Bei ihren 13 bisherigen Pokal-Teilnahmen ist das dreimalige Erreichen des Viertelfinals (2015/2016, 2018/2019, 2019/2020) weiterhin das beste Abschneiden der Sport-Union Neckarsulm.
Begegnungen der ersten DHB-Pokal-Hauptrunde
Die Auslosung der ersten Runde des DHB-Pokals durch den Leiter Organisation des DHB-Schiedsrichterwesens, Marc Fasthoff, ergab in Düsseldorf folgende Duelle:
1. FSV Mainz 05 – Sport-Union Neckarsulm
TG Nürtingen – TuS Metzingen
VfL Waiblingen – Bayer 04 Leverkusen
Bergischer HC – Frisch Auf Göppingen
HSV Solingen-Gräfrath – ESV Regensburg
Frankfurter HC – VfL Oldenburg
TSV Nord Harrislee – Buxtehuder SV
MSV Handball Dresden – BSV Sachsen Zwickau
HC Rödertal – Füchse Berlin
SV Union Halle-Neustadt – HC Leipzig
Freilose: HB Ludwigsburg, HSG Blomberg-Lippe, Thüringer HC, Borussia Dortmund
Bereits mit Heimrecht für das Viertelfinale qualifiziert: HSG Bensheim/Auerbach