Enttäuschende Qualifikationsbilanz im Nachwuchs-Handball
Der Bezirk Heilbronn-Franken bleibt ein weißer Fleck auf der Landkarte des höherklassigen Nachwuchs-Handballs. Alle Teams scheitern an der ersten Regionalliga-Qualifikationshürde. Die Gründe dafür sind vielfältig.

In der Breite gut aufgestellt, in der Spitze enttäuschend. Das ist auf dem Papier der Status quo des Jugend-Handballs im Bezirk Heilbronn-Franken. Diese schmerzhafte Bestandsaufnahme ist das Ergebnis der Qualifkationsspiele der A-, B- und C-Jugend, in denen sich an den beiden zurückliegenden Wochenenden insgesamt neun Mannschaften aus der Region für die zweitklassigen Regional- oder in einem weiteren Schritt gar für die höchstklassigen Jugend-Bundesligen der Saison 2025/2026 hatten qualifizieren wollen.
Doch daraus wurde nichts. Alle neun Mannschaften scheiterten – mitunter deutlich – bereits an der allerersten Qualifikationshürde.
TSV Weinsberg und SGSB können Qualifikation nicht wiederholen
„Du kannst nicht in jedem Jahrgang gleich talentierte Spielerinnen und Spieler haben, da gibt es immer gewisse Schwankungen“, sagt Heinz Nitsche. Eine grundsätzliche Krise sieht der Vorsitzende des Handball-Bezirks Heilbronn-Franken angesichts des Abschneidens nicht, schließlich nähmen im Bezirk neun Prozent mehr Mannschaften als noch vor zehn Jahren am Spielbetrieb teil.
Doch auch Nitsche stellt fest: „Die größere Anzahl unserer Vereine und Spielgemeinschaften schafft die Qualifikation für die Landesspielklassen, darüber allerdings nicht.“ In der abgelaufenen Saison hatten TSV Weinsberg und SG Schozach-Bottwartal mit A-Jugend-Mannschaften höherklassig gespielt.
Weinsberger C-Junioren können Heimvorteil nicht nutzen
Im männlichen Bereich schickte nun erneut einzig der TSV Weinberg jeweils eine Mannschaft pro Altersgruppe ins Rennen. Bei den C-Junioren richtete der TSV gar das Qualifikationsturnier in der Weibertreuhalle selbst aus. Doch der Mannschaft der Trainer Manuel Schacht und Holger Bantel nutzte der vermeintliche Heimvorteil nichts. 3:5 Punkte und Gruppenplatz drei waren in der Endabrechnung ein achtbares Ergebnis, doch eine unglückliche 13:14-Niederlage im ersten Spiel gegen die HG Oftersheim/Schwetzingen hatte die Mission Regionalliga früh verkompliziert.

Der älteste Weinsberger Jahrgang wurde in einer Gruppe mit der HB Ludwigsburg, der SG JHA Baden und Saase3 Leutershausen dagegen punktlos Letzter. Die B-Junioren konnten in den K.o.-Spielen nicht an ihre gute Gruppenphase mit zwei Siegen aus zwei Spielen anknüpfen und wurden trotz Vorrunden-Platz eins am Ende nur Vierter. Klare Niederlagen im Halbfinale gegen die SG Pforzheim/Eutingen II (13:20) und im Spiel um Platz 3 gegen die HB Ludwigsburg (11:20), besiegelten das Aus.
Verbesserungsbedarf bei Trainerqualitäten und Hallenkapazitäten
„Es macht auch immer einen Unterschied, ob Vereine mit Spielerinnen oder Spielern des älteren oder jüngeren Jahrgangs antreten“, weiß Nitsche und verweist auf ein natürliches Auf und Ab. Und Leuchtturm-Spieler wie Sebastian Heymann, Selina Kalmbach oder zuletzt Alen Hadzimuhamedovic gäbe es schließlich, wenn überhaupt, nur alle zehn Jahre.
Um diese Abstände zu verkleinern und auch die Ausschläge des generellen Auf und Ab abzuschwächen wünscht sich der Bezirkschef mehr qualifizierte Übungsleiter mit C- und B-Trainerschein und mehr Hallenkapazitäten für die Vereine. „Ich beobachte gerne, wie sich in einzelnen Vereinen viel Gutes hin zum leistungsorientierten Handball-Sport entwickelt. Die Realität ist aber auch, nicht in allen Jahrgängen ist die Besetzung gleich gut.“
HSG Kochertürn/Stein ist als Oberliga-Vizemeister chancenlos
Im weiblichen Bereich waren in A- und C-Jugend zumindest sechs Mannschaften von vier Vereinen um die Qualifikation bemüht. Bei den A-Juniorinnen landeten die Erste (2:6 Punkte) und Zweite Mannschaft (1:5) der SG Schozach-Bottwartal wenigstens noch Punktsiege, während die HSG Kochertürn/Stein, die erst vor wenigen Wochen noch als B-Juniorinnen-Team die Oberliga-Meisterschaft um einen Punkt verpasst hatte, mit 0:8 Punkten und 50:84 Toren gänzlich chancenlos war.
Und das, obwohl Trainer Christoph Bechtold im Vorfeld noch optimistisch gewesen war, in der Vorausscheidung eine gute Rolle spielen zu können.
Vereinsarbeit geht über sportliche Ergebnisse hinaus
Kaum besser sah es bei den C-Juniorinnen für die HSG Hohenlohe (2:6 Punkte, Platz 4) und die SG Heuchelberg (0:8 Punkte, Platz 5) in ihren jeweiligen Qualifikationsgruppen aus. Einzig die SG Schozach-Bottwartal konnte in einer ausgeglichenen Gruppe ernsthaft um einen Regionalliga-Platz mitkämpfen. Nach einem Auftaktsieg und zwei Remis hätte im finalen Spiel gegen die HSG Bargau/Bettringen ein zweiter Sieg für die Qualifikation gereicht. Doch eine Aufholjagd kam zu spät und nach einem 16:18 bedeutete Rang vier das Abrutschen in die Oberliga-Qualifikation.
Eine dortige erfolgreiche Teilnahme vorausgesetzt, wird die Handball-Region in der drittklassigen Oberliga nun umso stärker vertreten sein. „Und, was man nicht vergessen darf“, betont Heinz Nitsche: „Die Vereine vermitteln nicht nur Sportliches, sondern auch Werte. Und das ist unschätzbar für unsere Gesellschaft und kann gerade in der heutigen Zeit kein Fehler sein.“
Sport-Union Neckarsulm und JH Flein-Horkheim ohne Teilnahme
Andere Vereine aus der Region wie etwa die Sport-Union Neckarsulm, die nach der Auflösung der JSG Neckar-Kocher in einer Umstrukturierungsphase steckt und in Sachen Nachwuchsarbeit dieser Tage ohnehin mit sich selbst beschäftigt ist, oder die Spielgemeinschaft Jugendhandball Flein-Horkheim hatten erst gar keine Mannschaften für die Regionalliga-Qualifikationen gemeldet oder die sportlichen Voraussetzungen dafür nicht erfüllt. Hier wie dort bleiben von Anfang an Oberliga oder Bezirksoberliga das Höchste der Gefühle.