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Bei der SG Schozach-Bottwartal sticht die Vernunft die Träume aus

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Ein Neustart unter veränderten Vorzeichen: Die SG Schozach-Bottwartal setzt in der am Samstag beginnenden Drittliga-Spielzeit noch stärker auf ihren talentierten Nachwuchs. Trainer Michael Walter wagt sich zudem erstmals in den Frauen-Handball.

Mit 118 Treffern war Linksaußen Hannah Hönig in der Vorsaison beste Torschützin der SG Schozach-Bottwartal.
Mit 118 Treffern war Linksaußen Hannah Hönig in der Vorsaison beste Torschützin der SG Schozach-Bottwartal.  Foto: Kunz, Christiana

Ein kräftiger Druck auf den Reset-Knopf hat die Uhren in Beilstein in diesem Sommer wieder zurückgestellt. Drittligist SG Schozach-Bottwartal steht nach einem Kaderumbruch und mit Michael Walter als neuem Trainer vor einem Neuanfang. Von einer Rückkehr in Zweitliga-Gefilde spricht in Beilstein derzeit niemand – angesichts der Finanzen, Infrastruktur und sportlicher Perspektive stehen die Träume hinter der Vernunft zurück. Stattdessen dreht sich viel um die gute Jugendarbeit der Spielgemeinschaft. Die wichtigsten Fragen vor dem Ligastart.

Wer ist weg und wer neu da?

Allein durch die Abgänge von Seema Awad (HC Schmiden/Oeffingen), Lara Däuble (Frisch Auf Göppingen), Natascha und Elena Fabritz (beide Kurpfalz Bären Ketsch), Esther Adam und Saskia Fackel (beide Karriereende) sowie Jade Oral (TSV Wolfschlugen) hat die SGSB über 56 Prozent ihrer Tore aus der vergangenen Saison verloren. Auch Noemi Hoefs (TG Pforzheim) zählt nicht mehr zum Kader. Neu dabei sind mit Rabea Loehnig (geb. Pollakowski), Sonja Christel und Lena Siebert lediglich drei externe Zugänge. Charlotte Beh und Samia Hornung kommen direkt aus der eigenen Jugend. „Man kann nicht leugnen, dass da Qualität verloren gegangen ist. Aber das war ja mit ein Grund dafür, warum ich gekommen bin“, sagt Michael Walter.


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Gute Laune bei den Verabschiedeten (von links im Vordergrund): Lara Däuble, Seema Awad, Elena Fabritz, Jade Oral und Natascha Fabritz.
Foto: Christiana Kunz
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Welche Herausforderungen warten auf den neuen Trainer?

Er muss den großen Umbruch moderieren und soll zugleich noch stärker auf den Nachwuchs setzen. „Wir müssen den jungen Spielerinnen ihre Entwicklungszeit geben und ihnen auch mal etwas verzeihen, wenn sie vielleicht einen Wurf zu viel nehmen, den sie eigentlich nicht nehmen sollten“, sagt Walter. „Dadurch verliert man in der Saison ein oder zwei Punkte mehr, aber profitiert dafür nächstes Jahr, weil daraus dann gestandenere Spielerinnen geworden sind.“ Spielerinnen wie Paula Hofer, Lea Thierer oder Liv Fiederer, die in der Vorsaison bereits zum erweiterten Kader gehört hatten, aber meist in A-Jugend oder zweiter Mannschaft Einsatzminuten sammelten, werden nun stärker integriert – und gefordert.

 Keine Probleme hat Walter (42) hingegen mit der erstmaligen Betreuung einer Frauen-Mannschaft. „Man muss natürlich etwas anders rangehen, es hat aber viele, viele positive Seiten. Die Frauen hören besser zu als die Männer; man muss ihnen aber auch immer wieder klar sagen, was man von ihnen will“, hat der Pädagoge festgestellt.


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Wer sind die neuen Anführerinnen der Mannschaft?

Das sind zum einen Spielerinnen wie Hannah Hönig, die Top-Torschützin der SGSB in der Vorsaison (118 Treffer), und die neue Spielführerin Lisa Loehnig, die bereits in der Vergangenheit zum Stammpersonal gehörten. Hönig wird ihre Quote allerdings bestätigen müssen, während Loehnigs 42 Tore aus 20 Spielen in der abgelaufenen Saison für ihre eigenen Ansprüche eigentlich zu wenig waren. Mit Jana Brausch und Hanna Krause hat die SG Schozach-Bottwartal darüber hinaus ein starkes Torhüterinnen-Gespann.

Zum anderen werden junge Akteurinnen wie Kreisläuferin Aylin Bornhardt (18) und Paula Hofer (17) im rechten Rückraum etwas mehr Verantwortung übernehmen müssen. Bornhardt besitzt ein Zweitspielrecht für Bundesligist Frisch Auf Göppingen und gehört als U19-Europameisterin zu den größten Talenten im deutschen Handball. Ihr wird am Kreis eine noch zentralere Rolle zukommen. U17-Nationalspielerin Hofer kommt im rechten Rückraum hingegen die (etwas undankbare) Aufgabe zu, in die riesigen Fußstapfen von Lara Däuble zu treten.


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Die dritte Säule des Teams bilden erfahrene Neuzugänge wie Sonja Christel (26, TSV Bönnigheim), die im Rückraum schnell zu einem echten Mehrwert werden könnte, und Rabea Loehnig (Sport-Union Neckarsulm). Die 27-Jährige war während der Vorbereitung noch eine Wundertüte und soll künftig aus der Rückraum Mitte Regie führen, statt von Linksaußen Angriffe zu vollenden. Das klappte in Testspielen und Vorbereitungsturnieren mal ganz gut und mal überhaupt nicht – und wird wohl noch eine gewisse Anlaufzeit benötigen.

Sofern sie verletzungsfrei bleibt, ließe sich auch Nina Dierolf zu jenen Spielerinnen zählen, die neue Impulse in die Mannschaft bringen. Die talentierte 24-Jährige, die aufgrund eines Kreuzbandrisses nur sechs Einsätze in der vergangenen Runde absolvierte, geht beinahe als Neuzugang durch.

 

Wird in Beilstein weiterhin Vollgas-Handball gespielt?

Danach sieht es aus, ja. „Die Spielidee bleibt: vorne mit erster und zweiter Welle schnelle und einfache Tore kreieren“, sagt Michael Walter. In der Vorbereitung hätten seine Spielerinnen jedoch zu oft die falschen Entscheidungen getroffen. Zudem fremdelte Rabea Loehnig zeitweise noch mit der ihr angedachten Rolle in der Rückraum Mitte.

„Wir wollen und müssen es aber so spielen, weil wir sonst im stehenden Angriff kämpfen müssen, wenn die Laufwege anfangs noch nicht so stimmen, wie sie sollten.“ Rhythmus und Spielidee zu vermitteln sei aufgrund von Urlaub und den üblichen Vorbereitungs-Wehwehchen „schwieriger gewesen, als ich es erwartet habe“, gibt Walter zu. „Es braucht noch ein bisschen Zeit. Man darf nach dem großen Umbruch nicht gleich Wunder erwarten.“

 

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Wie wirkt sich der Sparkurs auf die Mannschaft aus?

Bei der SG Schozach-Bottwartal ist der Gürtel seit Jahresbeginn enger geschnallt worden. Das wurde bereits im Januar an der vorzeitigen Trennung von Trainer Hannes Diller deutlich. Dass in dieser Saison eine kostenintensive Bundesliga-Spielzeit der A-Juniorinnen entfällt, dürfte zumindest finanziell helfen. Tabea Heidecker muss an der Seite von Michael Walter die Rolle als Co-Trainerin und Ansprechpartnerin für die Torhüterinnen allerdings in Personalunion ausfüllen. Und die Liste der externen Neuzugänge ist nicht ohne Grund kurz.


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Ist der Kader groß genug?

„Angesichts dessen, wie die Gegebenheiten waren, bin ich zufrieden. Jetzt müssen wir mal schauen, was dabei herauskommt“, sagt Michael Walter zur etwas holprigen Saisonvorbereitung. Die Spitze seines Kaders ist ohne Frage drittligatauglich. Ob es aber auch die Breite ist, wird sich erst noch weisen müssen. Sollte die SGSB ein ähnlich großes Verletzungspech wie in der vergangenen Runde heimsuchen, wird der Trainer kreativ werden müssen.

 

Wer sind die Favoriten in der Süd-Staffel?

Vor allem mit Zweitliga-Absteiger Kurpfalz Bären Ketsch ist zu rechnen. Nicht umsonst spricht Michael Walter von einem „knallharten Start“, den sein Team gleich am ersten Spieltag am Samstagabend (20 Uhr, Langhanshalle) beim direkten Aufeinandertreffen mit den Ex-Spielerinnen Elena und Natascha Fabritz erwartet. Ambitioniert dürfte ebenfalls der Vizemeister der vergangenen Saison, der TSV Wolfschlugen, in die Saison starten. Das eingespielte Team mit dem teils unkonventionellen Abwehrspiel ist stets ein unangenehmer Gegner. Und sonst? „Ich kann die Liga null einschätzen. Für uns zählt am Anfang erst einmal jeder Punkt“, sagt Michael Walter.

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