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Handball U19-Europameisterschaft 
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Wie die Kannibalen: U19-Juniorinnen feiern den EM-Triumph gegen Spanien 

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Lara Däuble und Aylin Bornhardt haben maßgeblichen Anteil am historischen Titelgewinn. Der Bundestrainer bricht aus seiner Rolle aus und irgendwie ging ein goldener Teller verloren.  

Lara Däuble (links) und Aylin Bornhardt mit der inzwischen verschollenen EM-Trophäe.
Lara Däuble (links) und Aylin Bornhardt mit der inzwischen verschollenen EM-Trophäe.  Foto: privat

Der Bundestrainer hatte am Montagnachmittag noch keine Sekunde geschlafen und sprach mit heiserer Stimme am Telefon. „Ich bin über acht Spiele ernsthaft meiner Trainerrolle gerecht geworden. Nach dem Finalsieg war es Zeit, einmal aus der Rolle auszubrechen“, sagte Christopher Nordmeyer am Telefon auf dem Heimweg nach Hannover.

Bundestrainer Nordmeyer: „Wir haben die Spanierinnen aufgefressen“

18 Stunden zuvor hatten seine U19-Juniorinnen im EM-Endspiel gegen Spanien Historisches geleistet. Dank einer überragenden Aufholjagd in der zweiten Hälfte schlug die DHB-Auswahl die spanischen U18-Weltmeisterinnen mit 34:27 (13:17). „Am Ende waren wir Kannibalen, haben die Spanierinnen aufgefressen“, sagte Nordmeyer am Montag leicht martialisch.

Mit der Schlusssirene brachen alle Dämme, das Trainerteam tanzte ebenso im Kreis wie die Spielerinnen, Nordmeyer lief eine Ehrenrunde mit der inzwischen verschollenen EM-Trophäe (siehe Infobox). „Wir wollten die Fans in der Halle noch einmal mitnehmen, die uns die ganze Zeit toll unterstützt haben“, erklärte Nordmeyer.

EM-Gold als Auftrag zur Weiterentwicklung des Frauen-Handballs 

Darunter nicht zuletzt Frauen-Bundestrainer Markus Gaugisch, der nach Spielende befand: „Die Mannschaft hat eine super Mentalität gezeigt. Nach einer sehr souveränen Vorstellung von Spanien so zurückzukommen – und das dann selbst so souverän zu spielen, war beeindruckend.“ DHB-Sportvorstand Ingo Meckes wagte die Prognose, dass „einige Spielerinnen den Sprung in die A-Nationalmannschaft schaffen werden“ und schlussfolgerte: „Dieses Gold ist ein Auftrag, für die Zukunft des deutschen Frauenhandballs weiter am Potenzial dieser Spielerinnen zu arbeiten.“

Noch zur Halbzeit sahen die Spanierinnen beinahe schon wie die sicheren Siegerinnen aus. Ihre Ausnahmespielerin Belen Rodriguez Lario schaltete und waltete wie sie wollte, traf in den ersten 30 Minuten sieben ihrer sieben Würfe. Mit 17:13 führten die Ibererinnen zur Pause. „Wir mussten 40 Minuten nach einer erfolgreichen Verteidigungsvariante suchen, sind mental aber immer da gewesen, haben nie auf den Spielstand geschaut. Das war der Schlüssel zum Sieg“, war sich Nordmeyer sicher.

Am Sonntagabend um 21.29 Uhr durfte Kapitänin Marleen Kern den goldenen Teller für den Gewinn der U19-Europameisterschaft in die Höhe strecken.
Am Sonntagabend um 21.29 Uhr durfte Kapitänin Marleen Kern den goldenen Teller für den Gewinn der U19-Europameisterschaft in die Höhe strecken.  Foto: DHB

„Ich hatte nie Zweifel, dass wir das Spiel gewinnen würden“, sagte Lara Däuble. Die Abstatterin spielte bei der Aufholjagd in der zweiten Hälfe ebenso wie Aylin Bornhardt vom Drittligisten SG Schozach-Bottwartal eine zentrale Rollen. Mit neun Treffern war die Kreisläuferin beste Schützin der DHB-Auswahl. Däuble glänzte mit perfekter Wurfausbeute, klugen Anspielen, wurde wie schon im Halbfinale zur besten Spielerin gekürt und zudem ins All-Star-Team der Europameisterschaft gewählt.

Ohne Schlaf ging es direkt zum Flughafen 

„Es ist alles immer noch ein bisschen surreal. Eben noch haben wir um den EM-Titel gespielt, jetzt sitze ich schon wieder allein zu Hause in meinem Zimmer. Da fällst du schon in so ein kleines Loch“, sagte Däuble. Nach einer durchfeierten Nacht ging es bereits um 4.30 Uhr zum Flughafen. Angekommen in Frankfurt trennten sich die Wege des Teams in alle Himmelsrichtungen.

Immerhin mit Bornhardt gibt es ein schnelles Wiedersehen. Bereits am Dienstag geht es für das Duo mit der Schule auf Kursfahrt an den Bodensee. Anschließend bekommt Däuble noch bis zum 6. August Erholungszeit, ehe sie in die Vorbereitung beim Bundesligisten Frisch Auf Göppingen einsteigen muss. Gleiches gilt für Bornhardt, die aufgrund ihres Zweitspielrechts zusätzlich noch beim Drittligisten SG Schozach-Bottwartal trainiert. 

Trophäe ist weg

Es ist ja ein Klischee, aber in der Nacht von Sonntag auf Montag in Podgorica tatsächlich passiert: die EM-Trophäe, ein goldener Teller, wurde bei den Feierlichkeiten der DHB-Juniorinnen in der montenegrinischen Hauptstadt mutmaßlich in einem Taxi vergessen. „Ein Suchtrupp ist vor Ort dabei, sie wieder aufzutreiben“, verriet Bundestrainer Christopher Nordmeyer. Der Verlust sei darauf zurückzuführen, dass die verantwortliche Spielerin nicht mehr voll auf der Höhe gewesen sei.

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