„Es war einmal …“: Das Heilbronner Schwabenhaus – vom Traditionsort zum Abriss
Das traditionsreiche Schwabenhaus der Heilbronner Ruderschwaben wurde 2022 abgerissen. Der Fall steht exemplarisch für den oft schmerzhaften Verlust historischer Gebäude in der Stadt.
Heilbronn ist nicht gerade gesegnet mit historischen Bauwerken. Das liegt unter anderem an der massiven Zerstörung des Stadtkerns im Zweiten Weltkrieg und dem schnellen Wiederaufbau in den Nachkriegsjahren. Aber auch Jahrzehnte später wurde zum Teil recht unsensibel mit alter Bausubstanz umgegangen. So verschwanden in den 1970er Jahren unter anderem das Alte Stadtbad und das Alte Theater, in den frühen 1990ern das Jägerhaus-Krankenhaus und weitere bedeutende Gebäude. 1972 trat in Baden-Württemberg das Denkmalschutzgesetz in Kraft. In Heilbronn griff dieser aber erst 20 Jahre danach – zu spät für viele historische Bauten.
Schwabenhaus der Heilbronner Ruderschwaben: Abriss und neues Domizil neben Neckarhalde
Im Herbst 2022 endete in der Badstraße eine Ära: Das Schwabenhaus der Heilbronner Ruderschwaben an der Rosenbergbrücke, ein Ort mit über hundertjähriger Geschichte, wurde geräumt und abgerissen. Das 1909 erbaute Haus war nicht nur ein architektonisch markantes Gebäude, sondern auch ein Zentrum des Heilbronner Vereinslebens. Ursprünglich vom Heilbronner Architekten (und Oberbürgermeister) Emil Beutinger entworfen, war das Haus über viele Jahrzehnte hinweg Heimat der traditionsreichen Rudergesellschaft Schwaben von 1879. Der Verein brachte zahlreiche erfolgreiche Sportler hervor, darunter Olympiateilnehmer und die Weltmeisterin Carina Bär.
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Doch das Gebäude hatte im Laufe der Zeit stark gelitten. Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg, Umbauten in der Nachkriegszeit und ein allgemein schlechter baulicher Zustand führten dazu, dass das Schwabenhaus trotz seines historischen Wertes nicht unter Denkmalschutz gestellt wurde. Obwohl sich einige Heilbronner Gemeinderatsmitglieder für einen Erhalt des Gebäudes ausgesprochen hatten, folgte der Abriss.
Abriss des Heilbronner Schwabenhauses für zukunftsfähigen Neubau
Ein Erhalt wäre wirtschaftlich kaum tragbar gewesen. Erst durch den Verkauf des Anwesens an die Schwarz-Gruppe wurde der Weg für einen zukunftsfähigen Neubau frei, der ohne diese finanzielle Unterstützung kaum zu realisieren gewesen wäre. So konnte der Verein fast zeitgleich mit dem Abriss sein neues Wassersportzentrum neben dem Freibad Neckarhalde beziehen. Das ehemalige Vereinsgelände, das direkt an einen Verwaltungsstandort von Kaufland grenzt, ist nach dem Abriss noch immer unbebaut.
Das Schwabenhaus war mehr als nur ein Vereinsheim: Es war Veranstaltungsort, Treffpunkt, ein Ort des Miteinanders – und ein Stück Heilbronner Identität. Inzwischen haben sich die Heilbronner Ruderschwaben im neuen Domizil am Neckar zwischen Wertwiesenpark und Neckarhalde-Freibad eingelebt.
Diskussion um Umgang mit historischen Bauten in Heilbronn
Bereits im Jahr 2010 hatte der Abriss der sogenannten gelben Villa in der Badstraße – nur wenige Meter vom Schwabenhaus entfernt – für eine Debatte um den Umgang mit historischen Gebäuden geführt. Auch dieses Gebäude stand damals den Plänen der Schwarz-Gruppe im Weg.