Beschenken die Spielerinnen der Sport-Union Neckarsulm ihren Trainer zum Fünfzigsten?
Thomas Zeitz verantwortet gegen Bayer 04 Leverkusen zum 50. Mal eine Bundesliga-Partie der Sport-Union Neckarsulm. Seine 49 bisherigen Partien waren mitunter Spiele der Extreme.

Ein „zu einhundert Prozent positives“ Zwischenfazit zieht Thomas Zeitz, als er auf seine fast zwei Jahre bei der Sport-Union Neckarsulm angesprochen wird. Mit einem Sieg könnten sich seine Spielerinnen am Freitagabend (19 Uhr, Ostermann-Arena Leverkusen) nicht nur selbst mit dem Klassenerhalt belohnen, sondern auch ihren Trainer zum Jubiläum beschenken. Für den 51-Jährigen ist das zweite Playdown-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen das 50. Bundesliga-Spiel in seiner seit Sommer 2023 währenden Amtszeit. „Ich hoffe, es kommen mindestens nochmal so viele dazu“, sagt Zeitz, der sich des bevorstehenden Meilensteins gar nicht bewusst war.
Zeitz hat Hadzimuhamedovic und Morgant überholt
In seinem zweiten Jahr hat es Zeitz bei der Sport-Union bereits auf Rang zwei der Neckarsulmer Trainer-Rangliste geschafft. Im Laufe der Hauptrunde hatte er Emir Hadzimuhamedovic und Pascal Morgant überholt, die in 38 respektive 37 Bundesliga-Spielen die Verantwortung getragen hatten. Vor ihm steht nun nur noch Tanja Logvin, die in ihren zwei Amtszeiten in insgesamt 74 Partien als Trainerin fungierte.
Seine 49 bisherigen Partien waren Spiele der Extreme, mit historischen Höhen und zuvor ungekannten Tiefen. Allerdings auch mit einer Entwicklung, wie Zeitz selbst betont. „Diese war zwar nicht immer linear, aber das ist eine Entwicklung ja fast nie.“ So sei der neunte Platz in dieser Spielzeit auf dem Papier zwar nur minimal besser als der Zehnte in der Vorsaison, das Zustandekommen der Endplatzierung sei allerdings deutlich souveräner gewesen. Im Frühjahr 2024 war die Sport-Union erst am letzten Spieltag noch auf Rang zehn gesprungen.
Zeitz’ Amtszeit beginnt mit zwei deutlichen Heimniederlagen
Geschuldet gewesen war die Zitterpartie vor allem dem historisch schlechten Saisonstart mit zehn Niederlagen in Folge. Schon Zeitz’ erstes Spiel war am 9. September 2023 mit 20:34 gegen die TuS Metzingen gehörig in die Hose gegangen. „Wir waren ängstlich, wie das Kaninchen vor der Schlange“, musste der Trainer damals konsterniert feststellen.

In Zeitz’ zweitem Heimspiel handelte sich die Sport-Union durch ein 17:39 gegen den Thüringer HC ihre bis heute höchste Bundesliga-Heimniederlage ein, so dass sich der Trainer früh genötigt sah, einen Offenen Brief an Fans und Unterstützer zu schreiben. „Das waren Phasen, in denen man schon etwas zu knabbern hatte“, gibt Thomas Zeitz heute mit Blick auf sein erstes halbes Jahr im Unterland zu.
Saisonendspurt im Frühjahr 2024 bleibt in Erinnerung
Umso schöner sei dann aber der zweite Teil seiner ersten Saison gewesen. Nach zehn Niederlagen in Folge – zum damaligen Zeitpunkt der schlechteste Saisonstart in der Geschichte der Bundesliga – platzte der Knoten am 6. Januar 2024 beim 35:23 in Bad Wildungen. Zeitz selbst hatte zu diesem Zeitpunkt über ein Jahr auf einen Bundesliga-Sieg gewartet, die Sport-Union genau 17 Wochen.

In besonderer Erinnerung ist Zeitz auch der 25. Spieltag der Vorsaison geblieben, als seine Mannschaft im Fernduell mit dem SV Union Halle-Neustadt, der beim Buxtehuder SV in Hälfte zwei mit sechs Toren geführt hatte, mit dem Rücken zur Wand stand: „Da hätte es schon vorbei sein können, aber ‚Buxte‘ dreht das Spiel gegen Halle noch und wir gewinnen danach in Blomberg.“ Gerade angesichts der furiosen Aufholjagd im Saisonendspurt sei es eine „sehr, sehr schöne“ erste Spielzeit gewesen.
Lerneffekt setzt bei der Sport-Union im Februar ein
Auch in der zweiten rumpelte es zu Beginn. Wenn auch auf einem sportlich klar besseren Niveau, frustrierte den Trainer bald, dass sich seine Mannschaft immer wieder selbst um den Lohn ihrer Mühen brachte. Der fehlende Lerneffekt wurmte den 51-Jährigen.

Dass er nach frustrierenden Januar-Spielen gegen den VfL Oldenburg (26:27) und in Buxtehude (23:36) ab Februar dann aber einsetzte, kennzeichnet die zweite Saison der Ära Zeitz. „In der gesamten Saison waren viele Sachen dabei, die nicht immer zu zwei Punkten geführt haben, aber wichtig für unsere Entwicklung waren“, betont Zeitz. Beim Jubiläumsspiel am Freitag können seine Spielerinnen dies beweisen.
Zahlenspiele
Statistisch gesehen war Thomas Zeitz’ erste Saison enttäuschend. Bei einer Siegquote von unter 27 Prozent gab es 0,54 Punkte pro Spiel. In dieser Spielzeit steht die Mannschaft nach dem ersten Playdown-Spiel bei 0,78 Punkten pro Partie und einer Siegquote von 39 Prozent. Unter die Ägide des gebürtigen Frankfurters fallen auch Rekordspiele wie die höchsten Heim- (28:16 im Januar 2024 gegen die HSG Blomberg-Lippe) und Auswärtssiege (35:23 im Januar 2024 bei der HSG Bad Wildungen) der Neckarsulmer Bundesliga-Geschichte sowie das mit 17:39 verlorene Heimspiel im September 2023 gegen den Thüringer HC als Negativrekord.