Neues Parkhaus in Künzelsau: Was bleibt übrig von den Plänen?
Weil die Kosten für das neue Parkhaus explodierten, gilt jetzt eine Obergrenze von zehn Millionen Euro. Warum sich Künzelsau bei dem Prestigeprojekt verzockt hat und nun ein Generalübernehmer beauftragt wird. Eine Analyse.
Das Baufeld ist plattgewalzt und sieht fast fertig aus. Doch erst ab Herbst 2026 könnten die Bagger rollen, um das neue Parkhaus an der Stuttgarter Straße zu errichten. Das hatte sich die Stadt Künzelsau ganz anders vorgestellt. Mitte 2026 hätte dieser erste Komplex stehen sollen, nachdem der Spatenstich wie geplant Anfang 2024 erfolgt war – allerdings nur symbolisch, auf das Gesamtprojekt „Neuer Stadteingang“ gemünzt.
Nun wird das Parkhaus – wenn alles gut läuft – mehr als zwei Jahre später fertig sein. Wie kann das sein? Offiziell heißt es, „Kostensteigerungen“ seien verantwortlich. Sie hätten die Stadt veranlasst, das Projekt auf links zu drehen und eine „Kostenobergrenze von zehn Millionen“ Euro zu ziehen, wie das Rathaus auf Stimme-Anfrage verkündet.
Mehrkosten für Parkhaus in Künzelsau: Warum der Neubau teurer wird
Unterm Strich spielten aber wohl noch andere Faktoren eine Rolle. Da das Parkhaus ein Teil des neuen Stadteingangs ist, sollte es auch optisch etwas hermachen. Deshalb wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Dass der Baugrund dort sehr schwammig ist, weil sich in der Tiefe viel Wasser sammelt, und das Parkhaus deshalb speziell gegründet und verankert werden musste, war klar.
Doch offenbar hatte man die wahren und immer teuren Tücken dieser geologischen Besonderheiten unterschätzt. Genauso wie bei den Altlasten, die im Untergrund schlummern und von der Stadt entsorgt worden sind – und nun nachträglich aufs Neue beseitigt werden müssen, weil herauskam: Da ist ja noch asbesthaltiges Auffüllmaterial. Bei den Proben hatte man es offenbar nicht so genau genommen – oder nicht alle Bereiche des Areals gründlich gecheckt. Die Mehrkosten dafür hatten den Gemeinderat jüngst auf die Palme gebracht.
Trotz Architektenwettbewerb: Parkhaus-Pläne von Siegerbüro „nicht umsetzbar“
Vom Architektenwettbewerb und den schönen Plänen des Siegerbüros redet jetzt keiner mehr. „Die bestehenden Planungsverträge wurden beendet“, bestätigt die Stadtverwaltung. Vor allem, weil „Einsparpotenziale im bisherigen Planungsprozess nicht umsetzbar waren“. Daraufhin sei 2024 entschieden worden, eine neue „Kostenobergrenze von zehn Millionen Euro“ festzulegen und das Projekt im Verfahren „Planen und Bauen“ umzusetzen.
Sprich: In einem Rutsch und in einem Paket, gemanagt von einem Generalübernehmer (GÜ), der sowohl die Baukosten als auch die Bauzeit einhalten muss. Beides wird vertraglich festgeschrieben. Am 16. Dezember entscheidet der Gemeinderat, wer den Zuschlag erhält.
Baustart für Parkhaus in Künzelsau nicht vor Herbst 2026
Bereits am 6. Mai hatte das Gremium beschlossen, das neue Parkhaus „im Rahmen eines Verhandlungsverfahrens mit Teilnahmewettbewerb auszuschreiben“, erklärt die Stadt. Die Kostenobergrenze wurde in derselben Sitzung ebenfalls verabschiedet. „Im September bewertete eine Kommission die eingegangenen Angebote.“ Dann startete das Verhandlungsverfahren. Das Ergebnis dieses jüngsten Prozesses wird nun am 16. Dezember dem Gemeinderat präsentiert. „Wenn alles nach den Vorstellungen der Stadtverwaltung ablaufen kann, könnte der Baustart im Herbst 2026 sein“, schreibt das Rathaus der Stimme.
Land und Bund fördern Parkhaus-Neubau: Wie viel bleibt an Künzelsau hängen?
Zur Bauzeit gibt es noch keine Infos. Auch konkrete Kostenschätzungen fehlen. Aus der Beschlussvorlage des Gemeinderats ist nur ersichtlich, dass die Investitionskosten auf drei Jahre gesehen wie folgt berechnet wurden: 2025 mit 1,58 Millionen Euro, 2026 mit vier Millionen und 2027 mit 3,75 Millionen Euro. Ob und wie viel das Land und der Bund zu diesem Bauprojekt beisteuern, ist unklar. Fest steht: Der neue „Stadteingang Stuttgarter Straße“ ist ein Sanierungsgebiet und wird deshalb gefördert.
Statt Parkhaus: Stadt Künzelsau spricht lieber von einem „Mobility Hub“
Von einem „Parkhaus“ ist seitens der Stadtverwaltung übrigens gar nicht die Rede. Es heißt stattdessen „Mobility Hub“, oder: „Mobilitätsdrehscheibe“. Und man hat es ganz liebevoll „Elsa“ getauft. Laut der ursprünglichen Pläne verbirgt sich hinter dem Gebäudeentwurf weit mehr als ein Abstellplatz für Pkw. Fahrräder sollten hier in großer Zahl geparkt werden können, sowie eine Rad-Reparatur-Werkstatt und ein Car-Sharing-Bereich Einzug halten.
Das Konzept beinhaltete ebenso die Möglichkeit, dass die Parkfläche verkleinert werden kann, wenn der Individualverkehr abnimmt. Die Spitze gen Norden sollte abtrennbar sein und in Gewerbeflächen oder Mikro-Apartments umgewandelt werden können. In welcher Form und Dimension diese Punkte in dem eingedampften Konzept noch zum Tragen kommen, wird sich zeigen.
Hohenlohekreis muss am Landratsamt-Neubau in Künzelsau sparen
Der erste Bauabschnitt des neuen Kreishauses entsteht direkt neben dem neuen Parkhaus. Der Hohenlohekreis stimmt sich dazu eng mit der Stadt Künzelsau ab und beteiligte sich an dem Architektenwettbewerb, um für den neuen Stadteingang die attraktivste Lösung zu finden. Doch auch hier ging der Schuss nach hinten los. Die viel zu teuren Pläne des Siegerbüros waren nicht zu halten.
Im November 2024 beschloss der Kreistag eine Kostenobergrenze von 70 Millionen Euro. Die laufenden Planungen wurden beendet. Nun soll es, wie bei der Stadt, ein Generalübernehmer richten, der im April 2026 beauftragt wird. Bei der Bauzeit ist man ebenfalls über zwei Jahre in Verzug. Im ersten Quartal 2029 soll alles fertig sein.
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