Neues Landratsamt in Künzelsau wird später fertig als geplant – Warum es zur Verzögerung kommt
Der Hohenlohekreis erklärt, warum das neue Landratsamt gegenüber den Plänen vom Herbst 2023 so weit nach hinten rutscht. Der neue Stadteingang ist ein komplexes Bauvorhaben, bei dem Künzelsau in vielerlei Hinsicht mitmischt. Das macht die Abstimmungen so kompliziert.

Das neue Kreishaus wird später fertig als geplant: Diese Hiobsbotschaft erreichte das Landratsamt am Gründonnerstagabend. Dezernent Michael Schellmann musste da erst mal schlucken. Und Landrat Matthias Neth fiel aus allen Wolken, als er über die Osterfeiertage einmal ins Büro kam, obwohl er Urlaub hatte, und die missliche Kunde vernahm. Das Osterfest bekam so für beide einen bitteren Beigeschmack.
Neues Landratsamt in Künzelsau: Der Landrat wollte vor allem eines: schnell Tacheles reden
Für Neth war klar: Die Kreisräte und die Bevölkerung müssen schnell informiert werden. Dies tat er am 8. April bei der öffentlichen Kreistagssitzung. Als das Gremium Ende Oktober 2023 den finalen Baubeschluss für das erste neue Verwaltungsgebäude fasste, hieß es noch: Die 330 Arbeitsplätze sollen im Frühjahr 2027 bezogen und alle wichtigen Bürgerdienste ab dann viel kundennäher angeboten werden. Nun wurde dieser Zeitplan korrigiert: Im schlimmsten Fall könnte es erst im ersten Halbjahr 2029, also zwei Jahre später, so weit sein, sagte Neth in Pfedelbach.
In einem halben Jahr derart krass umsteuern zu müssen: Wie kann das sein? Zumal neben den zwei Hauptplanern auf Seiten der Stadt und des Kreises noch 15 bis 20 andere Fachplaner seit etlichen Monaten intensiv mit dem Projekt beschäftigt sind? Und stets versichert wurde, die Abstimmungen liefen sehr eng zwischen den beiden Partnern, die einen gemeinsamen Architektenwettbewerb für den neuen Stadteingang ausgelobt hatten, in dem das neue Landratsamt eine bedeutende Rolle spielt. Oder verderben am Ende doch zu viele Köche den Brei? Darüber sprach die Hohenloher Zeitung mit den zuständigen Kräften beim Landratsamt.
Der zuständige Dezernent nennt die Gründe
"Das Ganze ist super, super ärgerlich", gibt Dezernent Michael Schellmann zu. Auch wenn er betont, dass der Zeitplan Ende Oktober 2023 nur unter Vorbehalt öffentlich verkündet worden und "noch mit etlichen Risiken behaftet war". Diese bestehen offenbar vor allem darin, "dass dieses Bauprojekt ein hohes Maß an Koordination erfordert", weil die Stadt parallel zum neuen Landratsamt auch ein Parkhaus baut: direkt daneben.
Auch sonst sei städtebaulich viel im Umbruch, "das entspricht ja fast einer Flurneuordnung". Hinzu kommt, dass auf dem Baugrund noch Altlasten beseitigt werden müssen. Dort war früher das Areal der Firma Stahl. Seit Ende Februar erledigt eine Spezialfirma diesen Job. Ein dritter Punkt sei, so Schellmann, dass die Verkehrsanbindung völlig neu konzipiert werden muss, "mit einer Rampe zur B19". Eine "große Bürde" im Zuge des mehrstufigen Mammutprojekts (siehe Grafik) sei, "dass das Kaufland über die gesamte Bauzeit beliefert werden muss". Dies sei ein logistischer Drahtseilakt, "weil sich dadurch das Baufeld immer wieder verändern wird".
Kreishaus ist nur ein Baustein
Alles in allem sei das Kreishaus deshalb nur ein - wenn auch wichtiger - Baustein innerhalb eines hoch komplexen Bauvorhabens, bei dem "ein Rädchen in das andere greifen" und alle Bauphasen aufeinander abgestimmt sein müssten. Das größte Problem sei: Weil erstmal jeder für sich plane, könnten Stadt und Kreis anfangs noch gar nicht alle Bauabläufe exakt koordinieren. Dies sei erst nach und nach möglich.
Die Ernüchterung von Gründonnerstag
Und damit ist Schellmann am Abend des Gründonnerstags angelangt, "an dem wir erstmals konkretere Planungen der Stadt bekommen und relativ schnell gesehen haben: Das passt nicht ganz zu unseren Vorstellungen". Ein Punkt sei, dass die von Künzelsau gemanagte Altlastensanierung länger dauere als gedacht, weil mehr belastetes Erdmaterial ausgehoben werden müsse. Zudem sei der Baugrund problembehaftet. Die Entwässerung und Absicherung der Baugrube sei sehr herausfordernd, von der Gründung und Verankerung des Neubaus ganz zu schweigen. Das enge Baufeld in Tallage, verbunden mit der schwierigen Topographie, ist somit äußerst tückisch. Zwei Untergeschosse und vier Obergeschosse: Auch dieses In-die-Höhe-Bauen ist knifflig, weil in der Breite keine Zeit gewonnen werden kann.
"Wir werden mit der Stadt Künzelsau alles daran setzen, dass wir das Baufeld früher freibekommen", sagt Schellmann. Alles, was dabei helfe, den Bauprozess doch noch zu beschleunigen, werde in Absprache mit dem Projektsteuerer, der Firma Assmann aus Frankfurt, und dem Stuttgarter Architekturbüro Kubus 360 als Hauptplaner des Landratsamts-Neubaus ausgeschöpft. Zweites Ziel sei, "den Kostenrahmen von 70 Millionen Euro einzuhalten", etwa indem teurere Gewerke zur Ausschreibung in Pakete gepackt und früher vergeben werden, um günstigere Marktpreise zu sichern.
Wie geht es in den nächsten Wochen weiter? "Nach den Sommerferien wollen wir den Bauantrag einreichen", sagt Christian Wolz, der Chef des Kreishochbauamts. "Die Stadt hat uns zugesagt, dass die Genehmigung relativ schnell kommen kann." Baustart könnte laut Wolz "im Sommer 2025" sein. Und dann? "15 bis 20 Millionen Euro pro Jahr kann man gut verbauen." Das heißt: "Wenn wir den Neubau in drei Jahren hinbekommen könnten, wäre das top." Damit wäre er nicht erst 2029, sondern schon 2028 fertig.



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