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Kehrtwende nach Kostenschock
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Neues Landratsamt in Künzelsau soll günstiger werden

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Ein Generalübernehmer wacht über Zeit und Geld. Der Auftrag wird im Frühjahr 2026 vergeben. 2029 soll der Verwaltungstrakt in Betrieb gehen. 

Auf dem früheren Schotterparkplatz vor dem Kaufland entsteht der erste Trakt des neuen Landratsamts. Das Baufeld wird seit geraumer Zeit vorbereitet.
Auf dem früheren Schotterparkplatz vor dem Kaufland entsteht der erste Trakt des neuen Landratsamts. Das Baufeld wird seit geraumer Zeit vorbereitet.  Foto: Draskovits, Katrin

Der erste Bauabschnitt des neuen Landratsamts in Künzelsau soll deutlich günstiger werden, als es die letzte Kostenschätzung vorhergesagt hatte. Im November 2024 lag die Summe von 76,6 Millionen Euro auf dem Tisch. Daraufhin zog der Kreistag die Reißleine. Das Gremium will nun bis Frühjahr 2026 einen Generalübernehmer beauftragt haben, der den gesamten Planungs- und Bauprozess verlässlich managt und den reduzierten Preis sowie die vorgegebene Bauzeit einhält. Beides wird vertraglich fixiert. Das Gremium machte am Montag den Weg in diese Richtung frei: einstimmig und ohne weitere Debatten.

Landrat Ian Schölzel: „Es gibt genügend Interessenten“ 

Die Verwaltung hatte in den vergangenen Wochen den Markt auf mögliche Unternehmen und Kapazitäten erkundet und geprüft, ob ein solches Vorgehen juristisch möglich sei. Die klare Antwort ist: Ja. „Wir hatten sehr gute Gespräche, und es gibt genügend Interessen“, sagte Landrat Ian Schölzel in der Kreistagssitzung in Zweiflingen.

Einsparungen nach ersten Schätzungen zwischen zwölf und 34 Prozent möglich

14 Unternehmen wurden angeschrieben, sechs meldeten sich und intensivierten ihr Interesse bei einem Gespräch im Landratsamt. Dabei stellte sich heraus, dass sie alle vorgegeben Kriterien erfüllen könnten: Sie haben freie Kapazitäten und können die Terminziele einhalten. Sie können die bislang vorhandenen Baupläne optimieren und abspecken. Und sie sind deshalb in der Lage, die Baukosten zu drücken. „Und zwar zwischen zwölf und 34 Prozent“, erklärte der Projektleiter im Landratsamt, Philipp Noll.

Seit der konsequenten Kehrtwende im November herrscht Ruhe

Nun folge der „Teilnehmerwettbewerb“ und das „Vergabeverfahren“, das bis März/April 2026 abgeschlossen sein soll. „Im zweiten Quartal 2029 soll das neue Gebäude in Betrieb gehen“, so Noll. Nicht nur die Baukosten waren immer stärker gestiegen, auch die Bauzeit rutschte immer weiter nach hinten, was im Kreistag zu großem Unmut führte. Seit der konsequenten Kehrtwende im November herrscht Ruhe.

CDU-Kreisrat Foss: „Wir sind auf dem richtigen Weg“ 

CDU und AfD CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Foss sagte: „Die Markterkundung hat gezeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg. Und es war richtig, dass wir zu einem Generalübernehmer gewechselt sind. Ich bin frohen Mutes, dass wir zu einem guten Ergebnis kommen, das wir uns als Kreis auch leisten können.“

AfD-Kreisrat Moll: „Es lohnt sich, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen“

Jens Moll von der AfD-Fraktion bedankte sich „bei allen anderen Fraktionen für die gute Zusammenarbeit“. Man sehe, dass es sich lohne, wenn „alle gemeinsam an einem Strang“ zögen. Eine Kostensenkung von „34 Prozent oder 20 Millionen Euro“, das sei „ein Haufen.“ Die AfD habe von Anfang an gesagt, dass der Neubau zu teuer sei. „Daher freut es mich besonders, dass die CDU das aufgegriffen hat und dass wir hier jetzt vorwärts kommen. Wir hoffen, dass wir uns an dem Angebot der Firma Goldbeck orientieren können und einen verwaltungstechnischen Zweckbau mit modernen Büros bekommen. Wir wollen ein gutes Kreishaus, wo unsere Mitarbeiter gut untergebracht sind und gerne zur Arbeit gehen. Aber wir brauchen kein zweites Versailles und keinen Lampenladen in Berlin.“ Man müsse auf die Kosten schauen, „vor allem, weil wir noch einen zweiten Bauabschnitt realisieren wollen. Ich würde mich freuen, wenn die anderen weiter so konstruktiv mitziehen, dann klappt das auch“. Die von Moll genannte Firma Goldbeck taxiert die mögliche Kostensenkung auf 34 Prozent und geht damit am weitesten von den sechs Interessenten.

Das sagen die Vertreter von SPD und Grünen

Dem nun beschlossenen Vorgehen erteilte Irmgard Kircher-Wieland (SPD) „ absoluten Zuspruch“. Die Projektgruppe habe „sehr konstruktiv“ gearbeitet und ein sehr gutes Miteinander gepflegt. „Wir haben das Projekt so weit gemeinsam auf den Weg gebracht, dass wir ein bezahlbares Kreishaus bekommen ohne Luxus, aber mit guten Arbeitsbedingungen.“ Catherine Kern von den Grünen sagte: „Wir finden es erfreulich, dass eine Mehrzahl von Firmen ihr Interesse gezeigt hat.“ Denn: „Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Aber: „Der Neubau soll nachhaltig sein und so ausgestattet, dass sich die Angestellten darin wohlfühlen.“ Einen wie von AfD-Kreisrat Jens Moll apostrophierten „Zweckbau“ halte sie deshalb für „befremdlich“.

FDP-Rat Schenk: Konstruktive Gespräche auch mit der Stadt Künzelsau 

FDP-Kreisrat Michael Schenk betonte die „äußerst konstruktive“ Umkehr, nachdem man beim Kreishaus in eine „Sackgasse“ geraten sei. Dies beinhalte auch, „dass man mit der Stadt Künzelsau genauso konstruktiv reden und zusammen mit dem Parkhaus noch einige Kosteneinsparungen erreichen kann.“

Im November 2024 wurden die Baukosten auf 76,6 Millionen Euro geschätzt. Im Sommer 2021 waren 75 Millionen Euro für den ersten und zweiten Bauabschnitt taxiert worden – inklusive Abriss des B-Baus. Die Verwaltung hielt sich danach bedeckt, bis im Herbst 2023 die Bombe platzte und 69,6 Millionen nur für den ersten Trakt genannt wurden, in dem alle Bürgerdienste vereint sind. Das sorgte für erheblichen Unmut im Kreistag. Der Ärger wurde noch größer, als im April 2024 feststand, dass der Neubau nicht im Frühjahr 2027 fertig wird, sondern erst 2029. Die neuerliche Kostensteigerung im November brachte das Fass dann zum Überlaufen. Der Kreistag beschloss eine Kostenbremse, der Neubau darf demnach maximal 70 Millionen Euro kosten. 

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