Überall rote Zahlen: So steht es um die Kliniken in Hohenlohe
Die Finanzierung von Krankenhäusern ist nicht einfach. Viele Kliniken kämpfen gegen Defizite, Schließung, Verkauf. So sieht es in Öhringen, Schwäbisch Hall, Crailsheim, Bad Mergentheim und Wertheim aus.

Im Jahr 2022 gab es noch ein Krankenhaus in Hohenlohe, das schwarze Zahlen geschrieben hat: Das Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim. Doch im vergangene Jahr konnte auch dort nicht genügend Geld verdient werden, um die Ausgaben auszugleichen. Nun wird vermehrtes Kliniksterben in der Region befürchtet.
Das Krankenhaus gehört zur BBT-Gruppe, die auch Teilhaber des Hohenloher Krankenhauses in Öhringen ist. In Mergentheim werde für das Jahr 2023 „ein negatives Ergebnis im einstelligen Millionenbereich vorliegen“, wie eine Sprecherin der BBT-Gruppe auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt. Konkrete Zahlen könne sie „erst nach der endgültigen Feststellung des Jahresabschlusses durch unsere Aufsichtsgremien nennen“. Jedoch ist sie optimistisch: „Mittelfristig planen wir, wie in der Vergangenheit auch, mit konstant positiven Jahresergebnissen.“
Finanzierung von Kliniken problematisch: Kreise Geld dazugeben
Zurückhaltender ist die Sprecherin, was das Hohenloher Krankenhaus in Öhringen betrifft. Dort spricht sie von einem „leicht negativen Ergebnis“ im Jahr 2023 und nennt aus demselben Grund wie beim Caritas-Krankenhaus keine genauen Zahlen. Auf die Frage, wie sich die Defizite am Hohenloher Krankenhaus in den kommenden Jahren entwickeln, gibt sie keine Antwort.

Das Haus schreibt allerdings schon seit mehreren Jahren rote Zahlen. Im Gespräch mit der Hohenloher Zeitung hatte der ehemalige Landrat Mathias Neth im April gesagt: 2,5 Millionen Euro Zuschuss des Landkreises würden „wahrscheinlich“ ausreichen, um das Defizit auszugleichen. Es werde erwartet, dass sich die Situation in Öhringen verbessere, wenn der Neubau bezogen sei. Der Landkreis könne den Geldaufwand Jahr für Jahr stemmen, so Neth.
Finanzierung von Krankenhäusern – So steht es um die Klinik Crailsheim
In einer ähnlichen Situation steckt der Landkreis Schwäbisch Hall, der alleiniger Träger des Klinikums Crailsheim ist. Das steckt schon tiefer in den Minuszahlen. War der Betrag im Jahr 2022 noch bei 5,5 Millionen Euro gestanden, steigt er für das Jahr 2023 auf knapp 7,4 Millionen an, so Klinik-Geschäftsführer Werner Schmidt.
Das werde sich auch in den kommenden Jahren nicht bessern. Er erwarte Defizite „in ähnlicher Größenordnung und weiter ansteigend, abhängig von einem dringend notwendigen Inflationsausgleich und den Auswirkungen der Krankenhausreform“. Das Problem sei, dass die Krankenhausfinanzierung – durch Krankenkassen und Steuergeld – nicht kostendeckend sei. „Die Folge sind Jahr um Jahr steigende Defizite“, so Schmidt.
Zu viel Geld fehlt: Klinik Diak in Schwäbisch Hall wird verkauft
Das Klinikum sei auf seinen alleinigen Träger, den Kreis Hall, angewiesen, um das Defizit auszugleichen. „Das Leistungsangebot des Kreisklinikums soll erhalten bleiben.“ Allein durch mehr Patienten und eine höhere Auslastung nach Eröffnung des Krankenhausanbaus im Jahr 2025 könnten wirtschaftliche Verbesserung erreicht werden, so Schmidt. „Ohne eine wesentliche Verbesserung der Vergütung für die Krankenhausleistungen werden die Defizite aber nicht verringert werden können.“

Stark ins Defizit ist das Diak-Klinikum in Schwäbisch Hall gekommen: Für dieses Jahr wird ein Minus im zweistelligen Bereich erwartet, mit steigender Tendenz. Der Träger, Diakoneo Neuendettelsau, hat beim Kreistag einen Antrag auf Defizitausgleich gestellt. Der hätte das Geld nur freigegeben, wenn der Landkreis mindestens die Hälfte der Anteile an der Klinik bekommen hätte. Nun verhandelt Diakoneo über den Verkauf von Anteilen oder des ganzen Hauses - unter anderem mit einer Bietergemeinschaft, deren einer Teil der Kreis Hall ist.
Krankenhaus-Reform soll kommen – für Klinik in Wertheim kommt Hilfe zu spät
Die Krankenhausreform soll für eine bessere Finanzierung der Häuser sorgen. Doch wie sie aussieht, wann sie greift und wie lange die Übergangsphase zum neuen System dauert, sei noch nicht klar, so die BBT-Sprecherin. Bis dahin werde es „vor allem“ darauf ankommen, dass die Preisanpassungen für die Behandlungen den tatsächlichen Kostensteigerungen folgen.
Zu spät kommt die Reform auf jeden Fall für die Rotkreuzklinik in Wertheim. Sie hat in diesem Jahr die Türen geschlossen, das Krankenhaus wird aufgelöst. Das Insolvenzverfahren hatte im September 2023 begonnen, Gespräche zur Übernahme durch die Stadt Wertheim und danach mit einem privaten Träger waren nicht erfolgreich.
Im Jahr 2016 war ein nach Angaben der Stadt 46 Millionen Euro teurer Neubau eröffnet worden, den das Land Baden-Württemberg mit 34 Millionen gefördert hat. Nach den Plänen der Stadt soll auf dem Areal nun ein ambulantes Gesundheitszentrum entstehen. Mitte August entscheide der Gemeinderat über den Kauf.