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Das erwarten regionale Kliniken von der Reform

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Die Krankenhausreform von Minister Karl Lauterbach wird seit Langem erwartet und ist teils heftig umstritten. Das sagen Verantwortliche von Vulpius-Klinik, Klinikum am Weissenhof und den SLK-Kliniken zu den bisher bekannten Inhalten.

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Foto: dpa  Foto: Marcus Brandt

Schon seit Anfang November 2022, als die Regierungskommission ein erstes Konzept für die Krankenhausreform vorlegte, wird über das Thema gestritten.

Dabei gab es bisher nur wenig Konkretes zu Inhalten und dafür viel Raum für Spekulationen und Ängste. Regionale Klinikvertreter äußerten sich entsprechend vorsichtig bis skeptisch zu möglichen Inhalten der Reform.

Vulpius-Klinik Bad Rappenau zur Krankenhausreform: Transparenzregister könnte zu Lasten von Patienten gehen

"Es ist leider noch nicht sehr viel bekannt, auch wir bekommen die meisten Informationen aus der Presse" sagt Professor Michael Clarius, Chefarzt an der Bad Rappenauer Vulpius-Klinik. Deshalb sei es kaum möglich, vorausschauende Pläne für die Zeit nach der Krankenhausreform zu machen. Unklar ist ihm, wie die künftigen Finanzierungsregeln auf sein Haus anzuwenden sind. Ein neues Vergütungssystem sieht vor, dass die Fallpauschalen pro Patient gesenkt werden. Im Gegenzug sollen Krankenhäuser künftig stärker für das Vorhalten von Infrastruktur bezahlt werden, zum Beispiel interdisziplinäre Notaufnahmen oder Medizintechnik. Solche Infrastruktur werde aber in einer Fachklinik wie der ihren zu einem viel geringeren Umfang benötigt als im Allgemeinkrankenhaus, sagt Clarius. "Wenn die Infrastruktur und die Vorhaltungen besser bezahlt werden, das Geld im Topf aber gleich bleibt, wo soll dann das Geld für uns herkommen?", fragt er.

Das Krankenhaus-Transparenzregister, in dem Patienten ab Mai über geeignete Kliniken Informationen bekommen sollen, findet er zwar grundsätzlich gut. "Aber es wird dadurch einen Selektionsprozess bei elektiven Operationen in der Medizin geben", fürchtet er. Sprich: Kliniken lehnen womöglich Patienten ab, bei denen das Risiko für Komplikationen hoch ist, denn das könnte sich negativ auf die Bewertung der Klinik auswirken. Davon könnten etwa Menschen mit besonders hohem Body-Maß-Index, also hohem Körpergewicht, betroffen sein. "Das mit dem Transparenzregister klingt einfach, aber Qualität statistisch sauber und verständlich abzubilden ist nicht einfach", so Clarius. Das Register war ursprünglich für Anfang Mai angekündigt, in Betrieb ist es bislang noch nicht.

Klinikum am Weissenhof in Weinsberg: Stimmung ist überwiegend positiv

Auf positive Resonanz stoßen die Pläne für die Krankenhausreform im Klinikum am Weissenhof. "Die Psychiatrie findet sich ganz gut wieder", sagt der ärztliche Direktor Matthias Michel. Der Trend zu mehr ambulanter Behandlung, weg von stationären Aufenthalten sei richtig und sinnvoll, so das Stimmungsbild.

Eine der wesentlichen Herausforderungen für die Zukunft: Trotz knapper Personaldecke die Versorgung in Tiefe und Qualität aufrechterhalten. Dafür brauche es mehr Flexibilität und weniger starre Strukturen, so die Forderung - zum Beispiel bei der Frage, welche Personengruppen direkt am Patienten arbeiten und welche Aufgaben sie dabei übernehmen dürfen.

SLK-Kliniken Heilbronn: Für eine verlässliche Planung fehlen wichtige Parameter

Der SLK-Verbund habe sich in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen neu aufgestellt und blicke grundsätzlich optimistisch auf die Reform, heißt es von dort. Allerdings könne man erst, wenn die Kriterien für die sogenannten Leistungsgruppen feststünden, etwa in Bezug auf Personal, Ausstattung oder Infrastruktur, "seriös planen und abschätzen, welche Auswirkungen dies hat". Es würden verschiedene Szenarien erarbeitet, um dem Versorgungsauftrag auch künftig gerecht zu werden.

Ende März hatte der neue SLK-Geschäftsführer Harald Becker im Stimme-Interview angekündigt, dass Doppelstrukturen künftig nicht mehr möglich sein werden. "Redundanzen werden nicht mehr bezahlt und müssen beseitigt werden", so Becker. Im Verbund gehe es zudem um Prozessoptimierung und Verbesserungen an den Schnittstellen. "Einrichtungen, die zwar alle für sich top organisiert sind, aber in der Zusammenarbeit nicht funktionieren, kann es nicht mehr geben. Becker mahnte auch eine engere Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten an und sprach in diesem Zusammenhang von "Versorgungsketten, um die bestmögliche Gesundheitsversorgung herzustellen".

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