Nach Zahlen des BWKG-Indikators erwarten mehr als 83 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser für 2024 Defizite. Das betrifft alle kommunale wie freigemeinnützige Träger gleichermaßen, hieß es bei der Pressekonferenz. Ausdruck der Misere sind nicht nur Klinikschließungen, manchmal ist der Prozess auch weniger sichtbar, so werden zum Beispiel weniger lukrative Behandlungen nicht mehr angeboten.
Großes Kliniksterben befürchtet: Hohenloher Einzugsgebiet stark betroffen
Kommunalvertreter und die Krankenhausgesellschaft in Baden-Württemberg schlagen Alarm. Dass ihre Sorgen begründet sind, zeigen viele Beispiele von Kliniken in Finanznot rund um Hohenlohe.

Schon lange klagen die Kliniken im Land über eine Unterfinanzierung und fordern mehr Geld von Land und Bund. Nun haben die Appelle neue Dringlichkeit erreicht. Wie ernst die finanzielle Lage in weiten Teilen des Landes ist, zeigen zudem Beispiele aus dem Nordosten Baden-Württembergs, wo die ersten Betreiber aufgeben.
„Wir brauchen Unterstützung und wir brauchen sie sofort“, forderten angesichts dessen die Spitzen von Städtetag, Landkreistag und Baden-Württembergischer Krankenhausgesellschaft in Stuttgart. Vom Land wollen sie unter anderem ein kurzfristiges Nothilfeprogramm im Umfang von 300 Millionen Euro und eine Erhöhung der Pauschalförderung um 100 Millionen Euro. „Wir sind nicht mehr in der Lage für die säumigen Schuldner Bund und Land einzustehen“, sagte Joachim Walter, der Präsident des Landkreistags.
Kliniksterben auch in Baden-Württemberg: Diese Einrichtungen in Hohenlohe schreiben rote Zahlen
„Die Landesregierung muss endlich akzeptieren, in welcher Schieflage wir sind“, so Frank Mentrup, Oberbürgermeister von Karlsruhe und Präsident des Städtetags. Der BWKG-Vorsitzende und Landrat Heiner Scheffold sagte, es gebe praktisch kein Krankenhaus mehr im Südwesten, das in der Lage sei, eine schwarze Null zu schreiben. Er mahnte, der gesellschaftliche Frieden sei gefährdet, wenn kein Geld mehr für die Klinik vor Ort, für Schulen und Kindergärten da sei, aber gleichzeitig Sozialausgaben für bestimmte Bevölkerungsgruppen weiter anstiegen.
Rote Zahlen schreiben inzwischen alle Kliniken im Hohenloher Einzugsgebiet. Im vergangenen Jahr kam das Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim dazu. Es werde ein Defizit „im einstelligen Millionenbereich“ aufweisen, so eine Sprecherin der BBT-Gruppe – konkrete Zahlen könne sie nicht nennen, da der Jahresabschluss noch nicht von den Gremien festgestellt sei. Jedoch erwarte man für das aktuelle Jahr eine Ergebnisverbesserung, so dass mittelfristig wieder schwarze Zahlen geschrieben werden, hieß es weiter.
Veränderungen in Schwäbisch Hall: Diak-Klinikum steht vor Verkauf
Das Schwäbisch Haller Diak-Klinikum steht dagegen vor dem Verkauf, nachdem der Träger Diakoneo für das Jahr ein Minus im zweistelligen Millionenbereich erwartet. Einer der Verhandlungspartner ist, als Teil einer Bietergemeinschaft mit einem privaten Träger, der Landkreis Schwäbisch Hall. In dessen Besitz ist bereits das Klinikum Crailsheim, für das ein wachsendes Defizit erwartet wird.
Für den Finanzausgleich sei man auf den Kreishaushalt angewiesen, wie Klinik-Geschäftsführer Werner Schmidt sagt. Auch beim Hohenloher Krankenhaus in Öhringen wurde das Defizit vom Kreis ausgeglichen – Hohenlohekreis und BBT-Gruppe sind gemeinsam Träger des Hauses.
Gesundheitssystem in Baden-Württemberg: So steht es um Kliniken in Wertheim und Heilbronn
Hart getroffen hat es das nordfränkische Wertheim: Die Klinik in Trägerschaft der Bayerischen Rotkreuz Schwesternschaft ist seit knapp zwei Monaten geschlossen. Der Weiterbetrieb "unter den gegebenen Voraussetzungen als Grund- und Regelversorger" sei nicht möglich, hatte dieser mitgeteilt. Joachim Walter prognostizierte: „Und wir werden bis zum Jahresende weitere massive Einschläge an der einen oder anderen Stelle sehen.“
Für die SLK-Kliniken scheint die Lage derzeit noch weniger ernst. Für 2022 steht mit knapp 7 Millionen Euro ein deutliches Plus in den Büchern, für 2023 rechne man mit einem „geringeren Jahresüberschuss“, so eine Sprecherin. SLK-Chef Thomas Weber hatte im Juni 2023 ein erwartetes Defizit von fünf Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2023 genannt.