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Hohenloher Krankenhaus steckt in der Kostenfalle

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Die Träger-GmbH schreibt weiter rote Zahlen. Der Hohenlohekreis muss für die hohen Defizite und Investitionen gehörig bluten.

Der Neubau des Hohenloher Krankenhauses in Öhringen soll 100 Millionen Euro kosten. Der Preis ist vertraglich garantiert, könnte aber noch steigen.
Der Neubau des Hohenloher Krankenhauses in Öhringen soll 100 Millionen Euro kosten. Der Preis ist vertraglich garantiert, könnte aber noch steigen.  Foto: Reichert, Ralf

Das laufende Geschäftsjahr des Hohenloher Krankenhauses (HK) neigt sich dem Ende zu. Klar ist auch diesmal: Die Trägergesellschaft schreibt rote Zahlen. Den konkreten Fehlbetrag möchte Thomas Wigant, Regionalleiter der federführenden BBT-Gruppe, noch nicht nennen. Er dürfte aber kaum unter jenen 3,5 Millionen Euro liegen, die 2022 zu Buche standen. Auch für das kommende Jahr rechnet Wigant mit einem Defizit. Er sieht bis 2027 noch viele Unwägbarkeiten. "Ein finaler Gesetzentwurf für die Krankenhausreform liegt noch nicht vor und das parlamentarische Verfahren ist noch nicht abgeschlossen." Offen sei auch "die Frage nach einem Vorschaltgesetz zur Finanzierung des Inflationsausgleichs und der anstehenden Lohnerhöhungen".

Hohenloher Krankenhaus: Finanzlage bleibt äußerst angespannt

Dem HK geht es also nicht anders als den meisten Kliniken im Land, deren Finanzlage äußerst angespannt ist. Drei von vier Häusern rechnen für 2023 mit einem Minus und rund 74 Prozent mit einer weiteren Verschlechterung in den nächsten zwölf Monaten. "Hauptursachen sind die enormen Preissteigerungen bei Energie, Lebensmitteln oder medizinischen Materialien. Dazu kommen die Tarifsteigerungen für unsere Mitarbeitenden, die schon in 2023 monatliche Sonderzahlungen erhalten haben und ab März 2024 weitere deutliche Tarifsteigerungen bekommen werden", so Wigant.

Regionaldirektor: "Werden von der Bundespolitik komplett alleingelassen"

Unternehmen aus anderen Branchen reagierten auf die Inflation, indem sie ihre Preise anpassen und an die Kunden weitergeben würden. Krankenhäuser könnten dies nicht, weil die Preise durch das Fallpauschalen-System gedeckelt seien. Kliniken müssten also höhere Kosten schlucken, ohne ihre Erlöse steigern zu können. "In dieser prekären Situation werden wir von der Bundespolitik komplett alleingelassen." Auch die Länder gewährten zu wenig Zuschüsse, um Gebäude zu modernisieren. Die Folge: Erste Kliniken schlitterten in die Insolvenz. "Die einzige Strategie dagegen ist seit Jahren die Optimierung der Abläufe und der Versuch, effizienter zu arbeiten. Das ist auch sinnvoll, aber es ist ausstrapaziert." Noch mehr Patienten in immer kürzerer Zeit zu versorgen - das überfordere alle klinischen Berufsgruppen.

Akuthilfe des Landes nur Tropfen auf den heißen Stein

Zumindest hat das Land im August eine Akuthilfe von 126 Millionen Euro beschlossen. Dies sei aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die grundsätzlichen Finanzierungsprobleme würden damit nicht gelöst. Dies sei nur möglich, wenn der Bund die gestiegenen Kosten dauerhaft finanziere.

Ohne die Zuschüsse des Kreises wäre das Krankenhaus längst pleite

Würde der Hohenlohekreis die Betriebsdefizite nicht ausgleichen, wäre das hiesige Krankenhaus längst pleite. Den anderen kommunalen Kliniken geht es genauso. Bis Ende 2019 war der Kreis verpflichtet, alle Verluste vollständig zu tragen. Seit 2020 kann er dies jedes Jahr freiwillig tun: per Kreistagsbeschluss. 6,1 Millionen Euro zahlte er vor drei Jahren - allerdings trieben hier die Folgen von Corona das Defizit stark nach oben. 2021 überwies der Kreis 400 000 Euro, 2022 waren es 3,5 Millionen Euro. Vorsorglich hat der Kreistag im Juni 2023 den Weg freigemacht, um diese freiwilligen Zuschüsse bis 2027 weiter zu garantieren. 14,8 Millionen Euro sind dafür ab 2024 eingeplant.

Auch die Investitionen belasten den Kreishaushalt immens

Der Hohenlohekreis muss aber auch für die Investitionen gehörig bluten. Dies liegt daran, dass die seit Frühjahr 2018 verantwortliche BBT-Gruppe der einzige Interessent war, um als Mehrheitseigentümerin die Hohenloher Krankenhaus gGmbH zu retten. Entsprechend gut war deren Position, als der Konsortialvertrag mit dem Kreis als Minderheitsgesellschafter verhandelt wurde. Das Ergebnis: Für den Klinik-Neubau in Öhringen muss zuvorderst der Kreis sein Portemonnaie öffnen. 51,5 Millionen zahlt das Land, 48,5 Millionen muss das HK selbst aufbringen. Bisher hat nur der Kreis die dafür nötigen Darlehen finanziert. Zuletzt waren dies 1,3 Millionen pro Jahr.

Erst wenn das HK wieder verlässlich in die Gewinnzone rutscht, muss die Träger-GmbH diese Investition selbst stemmen. Hinzu kommt ein Sonderdarlehen des Kreises über zehn Millionen Euro, das 2024 fällig wird, weil der Neubau in Öhringen 100 Millionen und nicht wie 2018 gedacht 85 Millionen Euro kosten soll. Dieser Preis ist zwar vertraglich garantiert, könnte aber noch steigen. Für die Folgenutzung des alten Kliniktrakts will der Kreis bis 2027 weitere fünf Millionen Euro bereitstellen.

Neue Finanzchefin seit November an Bord

Für die Finanzen des Hohenloher Krankenhauses zuständig ist die Kaufmännische Direktorin der Träger-GmbH. Melanie Junge erledigte diesen Job seit November 2019. Ende März 2023 verließ sie das HK und ist nun Geschäftsführerin der SLK-Kliniken Praxis GmbH: ein Teil des Heilbronner Fachverbunds. Bis Herbst kümmerte sie sich noch um den Klinikneubau in Öhringen: per Beratervertrag. Seit November ist Melanie Zeitler-Dauner neue Finanzchefin der HK-GmbH. Zuvor war sie Vorständin der Bezirkskliniken Mittelfranken. Ines Manegold von der Freiburger VC&S AG war bis dahin als Interims-Managerin tätig.

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