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Diak in Schwäbisch Hall
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Verkauf, Defizit, Verhandlungen - Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Krankenhaus

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Diakoneo will mindestens Anteile am Haller Klinikum verkaufen. Wie es dazu kommen konnte und wer die möglichen Käufer sind

Graue Wolken ziehen auf über dem Diak-Klinikum in Schwäbisch Hall. Aber nicht nur hier hat Diakoneo Probleme. Das Unternehmen sucht auch bei Kliniken in Nürnberg und Schwabach nach neuen Lösungen.
Graue Wolken ziehen auf über dem Diak-Klinikum in Schwäbisch Hall. Aber nicht nur hier hat Diakoneo Probleme. Das Unternehmen sucht auch bei Kliniken in Nürnberg und Schwabach nach neuen Lösungen.  Foto: Götz Greiner

Diakoneo, der Träger des Diak-Klinikums in Schwäbisch Hall, steckt in finanziellen Nöten. Deswegen verhandelt das freigemeinnützige Unternehmen mit Partnern über den Verkauf – als Ganzes oder in Anteilen. Das sind die Antworten auf oft gestellte Fragen:

Was ist los mit dem Krankenhaus in Schwäbisch Hall?

Das wirtschaftliche Ergebnis des Diak-Klinikum ist tief in die roten Zahlen gerutscht. Die Dimensionen werden in einem Antrag an den Kreistag des Landkreis Schwäbisch Hall deutlich, diese Verluste auszugleichen. Demnach stand 2022 ein Minus von 5,96 Millionen Euro, für 2023 wird mit einem Defizit von acht Millionen gerechnet. Der Fehlbetrag wachse laut Sitzungsunterlagen weiter. Man erwarte, dass das Defizit auf bis zu 19,5 Millionen im Jahr 2027 steige. Vom Träger Diakoneo werden die Prognosen nicht bestätigt. Eine Sprecherin sagt nur, dass für 2024 ein Defizit im zweistelligen Millionenbereich erwartet wird.

Wie konnte es dazu kommen?

Von einer starken Zukunft ging man im Jahr 2019 aus, als das Diakoniewerk Schwäbisch Hall und die Diakonie Neuendettelsau zu Diakoneo fusionierten, dem größten diakonischen Unternehmen Süddeutschlands. Doch die Erwartungen wurden enttäuscht. Schuld sei die unzureichende Finanzierung der Krankenhäuser, steht in einer Pressemitteilung von Diakoneo. Die laufenden Ausgaben seien stärker gestiegen als die Einnahmen. Weiter heißt es, man dürfe auch in nächster Zeit nicht damit rechnen, dass das Diak Klinikum auskömmlich betrieben werden könne. Mathias Hartmann, Vorstandsvorsitzender von Diakoneo, kritisiert: Die Politik sei „nicht bereit, klare Entscheidungen zu treffen, um das Gesundheitssystem gut zu strukturieren und finanziell auszustatten“. Das Bundesgesundheitsministerium reagiert auf Nachfrage dieser Zeitung nicht auf diesen konkreten Vorwurf.

Welche Rolle spielt der Landkreis Schwäbisch Hall?

Diakoneo hatte zu Beginn des Jahres den Haller Kreistag um den Ausgleich des Defizits gebeten. Diesen hatte das Gremium für das Klinikum in Crailsheim genehmigt, dessen Träger der Landkreis ist. Die Kreisräte haben einstimmig beschlossen, das Diak-Defizit nur auszugleichen, wenn der Kreis mindestens die Hälfte der Anteile am Klinikum bekommt – oder mehr bei entsprechend sinkender Defizitbeteiligung von Diakoneo, so ein Kreis-Sprecher. Das Unternehmen lehnte ab.

Wer sind mögliche zukünftige Träger des Diak-Klinikums?

Diakoneo hat ein sogenanntes Markterkundungsverfahren durchgeführt. Zwei Verhandlungspartner haben sich dabei hervorgetan. Der erste ist eine Bietergemeinschaft aus Landkreis Schwäbisch Hall und dem privaten Träger SRH Kliniken, zu dem bereits zehn Kliniken in Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen-Anhalt gehören. Gesprächsbasis sei eine gleichberechtigte Beteiligung, so ein Kreissprecher. Zweiter Verhandlungspartner sind die Sana Kliniken, nach eigenen Angaben mit 53 Krankenhäusern einer der größten privatwirtschaftlich organisierten Klinikbetreiber in Deutschland. Ob und in welcher Form Anteile bei Diakoneo verbleiben, sei Gegenstand der Verhandlungen, sagt eine Sprecherin. Spätestens im Herbst 2025 soll eine Einigung vertraglich fixiert sein.

Verbessert sich die Klinikfinanzierung nicht durch neue Gesetze?

Von den angestrebten Änderungen im Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz könnten Krankenhäuser mittelfristig profitieren. Das stellt das Leibniz-Institut im „Krankenhaus Rating Report 2024“ fest, den auch Diakoneo in der Mitteilung erwähnt. Laut Report sei es möglich, dass im Jahr 2030 74 Prozent der Krankenhäuser schwarze Zahlen schreiben. Für Diakoneo kommen diese möglichen Verbesserungen zu spät: „Freigemeinnützige Träger wie wir können so lange Zeiten finanziell nicht überbrücken“, erklärt Vorstandschef Hartmann.

Wie geht es mit dem Diak weiter?

Die Diakoneo-Sprecherin betont, dass das Krankenhaus „als Zentralversorger für eine ganze Region nicht zu ersetzen“ sei. Mit den derzeitigen Verhandlungspartnern halte man es für möglich, die Ziele für das Diak zu erreichen – „eine nachhaltige Zukunft für unsere Mitarbeitenden zu schaffen, eine optimale Gesundheitsversorgung vor Ort für unsere Patienten sicherzustellen und wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen zu treffen“. 

In Deutschland gibt es drei mögliche Träger-Typen für Krankenhäuser in der gesetzlichen Gesundheitsversorgung: Staatlich – zum Beispiel ein Landkreis; diese werden durch Steuern finanziert. Privat – wie Unternehmen; sie haben eine Gewinnabsicht. Und freigemeinnützig – wie kirchliche Träger; ihr Ziel ist die Deckung der Betriebskosten. Ein solcher Träger ist Diakoneo. Auch in Nürnberg und Schwabach verhandelt das Unternehmern mit möglichen Käufern. Die Klinik am Stammsitz Neuendettelsau schloss bereits Ende des vergangenen Jahres.

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