Landrat Neth: Hohenloher Krankenhaus ist auf Kurs
Das Defizit sei geringer als woanders, der Neubau bringe weitere Verbesserungen, selbst Änderungen durch die Krankenhausreform seien baulich problemlos umsetzbar: Vor seinem nahenden Abschied schildert der Hohenloher Landrat noch einmal seine Sicht der Singe.

Vor seiner Verabschiedung am heutigen Freitag wollte Landrat Matthias Neth alle großen Themenblöcke abgeräumt haben. Dazu zählt auch das Hohenloher Krankenhaus (HK). Im Gespräch mit der HZ äußerst er sich nun noch einmal zum aktuellsten Stand. Auch in der letzten Kreistagssitzung am 8. April ging es darum: allerdings im nicht-öffentlich Teil.
"Wir haben verhindert, dass wir ungebremst ins Minus laufen"
Neth macht einen zufriedenen Eindruck. Denn: "Es läuft gerade gut in Öhringen. Natürlich sind wir nicht bei einer schwarzen Null, aber im Vergleich zu sehr vielen anderen Krankenhäusern im Land haben wir verhindert, dass wir ungebremst ins Minus laufen." Im Geschäftsjahr 2022 machte die Hohenloher Krankenhaus gGmbH einen Verlust von 376 000 Euro - dies jedoch nur, weil der Kreis als Mitgesellschafter 3,2 Millionen Euro freiwillig zugeschossen hat. 2021 lag der Fehlbetrag noch bei 3,9 Millionen Euro, damals brachte der Kreis nur 970 000 Euro. 2020 kam es besonders dick: Damals, im ersten Corona-Jahr, musste der Kreis das fette Klinik-Defizit mit 6,1 Millionen Euro ausgleichen.
Zwei bis drei Millionen pro Jahr aus der Kreiskasse? "Das können wir problemlos stehen"
Und 2023? "Das genaue Ergebnis haben wir noch nicht, der Wirtschaftsprüfer ist noch dran", sagt Neth. 2,5 Millionen Euro stehten diesmal im Raum, um das Defizit zu bereinigen. "Das wird wahrscheinlich auch ausreichen." Aber kann es sich der Kreis überhaupt leisten, Jahr für Jahr zwei bis drei Millionen Euro aus dem normalen Haushalt in die Klinik-GmbH zu pumpen? Neth glaubt: "Ja, das können wir als Kreis problemlos stehen." Zum Vergleich: Das Krankenhaus in Crailsheim fährt pro Jahr acht bis neun Millionen Miese ein. Vorsorglich hat der Kreistag bis 2027 weitere 14,8 Millionen Euro für diesen Zweck freigemacht.
Neubau geht in 2025 in Betrieb: Danach sollen die Bilanzen noch besser werden
Der Landrat erkennt schon jetzt deutliche Verbesserungen in den Abläufen, seit das HK nur noch an einem Standort betrieben wird. "Wenn der Neubau bezogen ist, wird das weiter nach oben gehen." Das Übergangsjahr 2025 werde "schwierig". Denn: "Umzugsjahre sind teure Jahre, weil wir ja etliche Leistungen ein bisschen herunterfahren müssen." Klar sei: Der Neubau soll 2025 in Betrieb gehen. Und mit ihm die Bilanzen noch besser werden.
Was bringt die Krankenhausreform?
Aber was ist mit der Krankenhausreform, die bald wohl final beraten und beschlossen wird? Wie sehr gefährdet Lauterbachs Mammutwerk Bestand und Wirtschaftlichkeit der Öhringer Klinik? Neth ist da nicht bange. "Zwar weiß immer noch keiner ganz genau, was die Reform bringen wird. Aber abzusehen ist, dass uns das Land als Krankenhausplaner noch konkreter sagt, was wir anbieten sollen." Im Klartext: Das medizinische Konzept könnte sich gegenüber den früheren Plänen durchaus noch ändern - und in einigen Bereichen mehr ambulant statt stationär laufen.
"Wir bauen klug und modular und sind in der Lage, auf neue Trends zu reagieren"
Der Neubau war bislang zwar auf dieses medizinische Konzept abgestimmt - doch er könnte ohne großen Aufwand an neue Modelle angepasst werden. "Wir bauen klug und modular und sind in der Lage, auf neue Trends, etwa eine stärkere Ambulantisierung, zu reagieren", erklärt Neth. "Das ist einer der Riesen-Vorteile des Neubaus: So, wie wir das angepackt haben, sind wir sehr flexibel." Die Verantwortlichen der BBT-Gruppe als Mehrheitsgesellschafter der Klinik-GmbH haben dies bereits im März bestätigt, als sie die HZ über die Baustelle führten. Spezielle Bereiche könnten problemlos umgebaut und anders genutzt werden. Die Basis-Ausstattung in der Notfall- und Akutmedizin tangiert dies aber nicht.
Kreis pflegt engen Schulterschluss zum Land
Neth ist auch deshalb so optimistisch, "weil wir einen engen Schulterschluss zum Land haben und Minister Lucha unser Projekt sehr wichtig ist" - als Klinik-Leuchtturm im ländlichen Raum. 51,5 Millionen Euro zahlte das Land für den Neubau - 48,5 Millionen muss die Klinik-GmbH stemmen, wobei die Refinanzierung vorerst ganz am Kreis hängenbleibt: mit einer jährlichen Rate von 1,7 Millionen Euro. Sie wird so lange aus der Kreiskasse kommen müssen, bis das HK verlässlich schwarze Zahlen schreibt. Neth sagt dazu: "Das belastet unseren Etat gar nicht, das haben wir über viele Jahre eingepreist." Ist das normal? "Ja. In dieser verrückten Krankenhauswelt ist es leider so, dass die kommunalen Mitgesellschafter den Invest leisten - auch wenn es im Gesetz ganz anders steht."
Kosten von 100 Millionen Euro sind garantiert
100 Millionen Euro soll der Klinik-Neubau kosten. Ist dieser Betrag zu halten? Die Protagonisten sagen: Ja. Fakt ist: Der Medizindienstleister Vamed hat diese maximale Summe vertraglich garantiert. Als Tochter des privaten Gesundheitskonzerns Fresenius plant, errichtet und betreibt das Unternehmen unter anderem Kliniken . Für den hiesigen Neubau ist es Generalübernehmer. Laut Handelsblatt ist Vamed in finanzieller Schieflage. Hat dies Folgen für Öhringen? Ein Sprecher beteuert: "Wir waren bisher stets ein verlässlicher Partner und werden dies auch in Zukunft sein. Trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen der vergangenen Jahr ist es Vamed auch in dieser Zeit gelungen, Projekte im vereinbarten Kosten- und Zeitrahmen abzuschließen."