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ADFC sieht Licht und Schatten beim Radverkehr in Heilbronn

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Die Fahrradbranche floriert in der Corona-Pandemie, der Radverkehr hat im vergangenen Jahr zugenommen - auch in Heilbronn. Mit Volker Geis vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club haben wir über die Bemühungen der Stadt für eine bessere Infrastruktur gesprochen.

Fahrradfahrer haben es in Heilbronn nicht immer leicht, der ADFC sieht aber deutliche Fortschritte bei der Infrastruktur.
Fotos: Berger/Veigel
Fahrradfahrer haben es in Heilbronn nicht immer leicht, der ADFC sieht aber deutliche Fortschritte bei der Infrastruktur. Fotos: Berger/Veigel

Zumindest die Fahrradbranche floriert in der Corona-Pandemie, der Radverkehr hat im vergangenen Jahr zugenommen. Im Interview spricht Volker Geis vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) über die Entwicklung und über Heilbronns Bemühungen, die Infrastruktur zu verbessern.

 

Der Fahrradverkehr boomt im Corona-Jahr 2020 auch in Heilbronn. Teilen Sie diesen Eindruck?

Volker Geis: Ja, es waren deutlich mehr Radler unterwegs. Das bestätigen auch die Zählungen der Stadt. Ich fürchte allerdings, dass es zum beträchtlichen Teil coronabedingt war und nicht so weitergeht. Ich hoffe, dass ich mich irre.

 

Sie sehen also keinen Bewusstseinswandel zugunsten des Fahrrads?

Geis: Mal sehen, solche Entwicklungen dauern lange. Aber ich denke, dass der Autoverkehr zunehmend kritisch gesehen wird.

 

Hielt die Infrastruktur mit der wachsenden Beliebtheit des Fahrrads Schritt?

Geis: Nein, das sieht man auch an den steigenden Unfallzahlen. Die sind zum Teil auf die mangelnde Infrastruktur zurückzuführen. Nehmen wir den Neckarradweg in Heilbronn zwischen Neckarhalde und Wertwiesenpark. Da teilen sich Fußgänger und Radler den viel genutzten Weg. Das ist unfallträchtig und ein Beispiel für Infrastruktur, die dem gestiegenen Bedarf nicht gewachsen ist.

 

Die Verwaltung sieht Heilbronn als Fahrradstadt im deutschlandweiten Vergleich im vorderen Mittelfeld. Was meinen Sie?

Geis: Mittelfeld, da kann ich mitgehen. Es hat sich tatsächlich einiges getan. Aber "vorderes" - das scheint mir etwas hoch gegriffen. Es gab auch viele Punkte, da hat die Stadt gekniffen. An der Allee gibt es weiter keinen Radweg, das ist ein finsteres Kapitel.

 

Wo sehen Sie gelungene Beispiele?

Geis: Ich finde es gut, dass wie beim Jägerhaus außerörtliche Schutzstreifen ausprobiert werden. Damit signalisiert man, dass der Radverkehr ernst genommen wird. So wächst vielleicht bei manchen Autofahrern die Erkenntnis, dass es nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer gibt. Gut ist auch, dass es in Heilbronn immer mehr Abstellmöglichkeiten gibt, etwa das geplante Fahrradparkhaus am Bahnhof. Mutig war es, die Götzenturmbrücke zu sperren. Die Stadt hat ein paar sinnvolle Schritte unternommen.


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Wenn Sie zwei Wünsche für Radwege frei hätten, was würden Sie angehen?

Geis: Ein Problem ist der Neckaruferweg. Da verstehe ich die Stadt nicht, die gerne den Weg am Westufer als Alternative zur Engstelle vor dem Marrahaus anpreist. Das mag okay sein, wenn Sie nach Neckargartach fahren. Aber für Radler, die zum Soleo, zum Bildungscampus oder in die Innenstadt wollen, ist das Unsinn. Da muss eine Alternative geschaffen werden.

 

Der zweite Wunsch?

Geis: Ich wünsche mir Mut zu Shared-Space-Zonen oder Begegnungszonen in der Innenstadt! Das scheint mir eine der gerechtesten Lösungen in der Stadt. Alle Verkehrsteilnehmer sind gleichberechtigt. Wer sich mit einem sperrigen Auto fortbewegt, hat keine Vorrechte vor einer Person, die ressourcenschonend zu Fuß, auf dem Fahrrad oder Tretroller oder Monowheel oder wie auch immer unterwegs ist.

 

Die Straßenverkehrsordnung wurde 2020 geändert, um Radfahrer besser zu schützen, etwa mit einem Mindestabstand beim Überholen. Hat es gewirkt?

Geis: Nein. Ich würde gerne mal nachmessen, wie oft ich mit dem vorgeschriebenen Abstand überholt werde. Das steht auf dem Papier. Da wird noch viel Wasser den Neckar runterfließen, bis das richtig angekommen ist.

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Kommentare

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Gerd Hofmann am 08.01.2021 19:08 Uhr

Waren das noch Zeiten, als der ADFC noch einen politischen Anspruch hatte...
https://radfahreninheilbronn.wordpress.com/2019/08/10/als-der-adfc-heilbronn-noch-einen-politischen-anspruch-hatte/

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