Ende der großen Freiheit: Für E-Scooter in Heilbronn gibt es Parkzonen
Mieten, fahren, abstellen: So einfach ist das längst nicht mehr. In Heilbronn sind die Auflagen für das Abstellen von E-Scootern einmal mehr verschärft worden. Stadt und Betreiber äußern sich.

"Free Floating" heißt das Versprechen der Leih-Elektroroller, die mittlerweile in vielen deutschen Großstädten Standard sind, die wegen Wildparkerei aber auch immer wieder für Unmut sorgten. In Reinkultur gab es das Prinzip des freien Fließens aber nie.
Verbotszonen regelten, wo die Roller abgestellt werden durften und wo nicht. Die Apps der Anbieter machten es unmöglich, die Gefährte regulär in Tabubereichen loszuwerden.
Neue Regeln für E-Scooter: Künftig gelten für Leihroller in Heilbronn Parkzonen
Heilbronn hat die Nutzung jetzt weiter eingeschränkt. In der Innenstadt gibt es 22 feste Parkzonen für 600 Roller und 200 Elektroräder, die der einzige verblieben Anbieter Tier anbietet. Drumherum sind Sperrzonen eingerichtet. Wer sich dort von seinem Roller verabschiedet, wird kräftig zur Kasse gebeten.
Die Uhr der Leih-App tickt zwei Stunden weiter, außerdem gibt es für Parksünder 25 Strafe. Bei happigen Leihgebühren von 29 Cent pro Minute sind fast 60 Euro beisammen. Außerhalb der Innenstadt ist Free Floating weiter möglich – mit den bekannten Einschränkungen und Sperrzonen in Parks, vor Einfahrten und an weiteren kritischen Punkten.
Leihroller in Heilbronn: Weitere Sharingstationen sollen folgen
„Sharingstationen in anderen Städten haben gezeigt, dass die Beschwerden deutlich zurückgehen, wenn es ausgewiesene Parkzonen gibt“, sagte Bürgermeister Andreas Ringle bei der Einführung der Parkzonen Ende Mai. „Wir planen deshalb langfristig, noch weitere Sharingstationen in allen Stadtteilen einzurichten.“
Während andere Anbieter wie der Branchenprimus Lime in Heilbronn längst das Weite gesucht und das unter anderem mit Auflagen seitens der Stadt begründet haben, gibt sich Heilbronn-Monopolist Tier gelassen. Feste Abstellflächen in der City, mehr Freiheit in den Außenbezirken, das sei "die optimale Lösung", sagt Luisa Lindenthal, Sprecherin des deutschen Anbieters mit Hauptsitz in Berlin.
E-Scooter in Heilbronn: Nur ein Anbieter hat Leihroller im Angebot
"Dies gelingt jedoch auch nur mit einer ausreichenden Anzahl an Abstellflächen für E-Scooter, Fahrräder sowie Lastenräder sowie gut ausgebauten Radwegen", betont die Sprecherin. Ideal seien Parkzonen alle 100 bis 200 Meter. Mit dem Geschäft in der Stadt zeigt sich Tier zufrieden.
Seit dem Start im Jahr 2020 hätten 60.000 Nutzer in Heilbronn 850.000 Fahrten absolviert und dabei eine Strecke von 1,4 Millionen Kilometern zurückgelegt, teilt das Unternehmen mit. In der Region ist Tier noch in Neckarsulm, Weinsberg und Untereisesheim vertreten. "Ob und wann wir unseren Service auch in weiteren Städten und Gemeinden in der Umgebung anbieten können, ist derzeit nicht abzusehen", so Sprecherin Lindenthal.
Preise für E-Scooter in Heilbronn vergleichsweise hoch
Die Geschichte der Miet-Elektroroller in Heilbronn ist kurz und bewegt. Mit Bird, Lime, Zeus und Tier konkurrierten anfangs vier Anbieter um den Markt, drei sind ausgestiegen. In Heilbronn ist die Roller-Nutzung vergleichsweise teuer. Tier verlangt 29 Cent pro Minute, hinzu kommt eine einmalige Freischaltgebühr pro Fahrt. Identisch sind die Preise in Stuttgart und Ludwigsburg, günstiger hingegen etwa in Heidelberg. Allerdings sind die E-Bikes, die auch den Transport kleiner Gepäckstücke ermöglichen, nicht teurer als die Scooter.
Ob sich die neuen Regeln bewährt haben, kann die Stadt noch nicht sagen. Für eine Bilanz sei es zu früh, heißt es aus dem Rathaus. "Es ist auch noch kein Feedback aus der Bevölkerung beziehungsweise aus Handel und Gastro bei der Stadt Heilbronn eingegangen."