Debatte um Döner-Obergrenze – Experte erklärt: Diese Probleme hat Heilbronn
Heilbronn hat die Döner-Läden im Blick: Sind es zu viel? Müssen sie begrenzt werden? Die CDU im Gemeinderat treibt das Thema voran. So schätzt ein Professor der Hochschule Heilbronn die Lage ein.
Die Stadt Heilbronn diskutiert über Döner-Läden, Barbershops und Automaten-Geschäfte. Gibt es zu viele davon? Müssen Gemeinderat und Stadtverwaltung steuernd eingreifen? Können sie das überhaupt? Die Diskussion geht weit über die politischen Gremien hinaus, erreicht die Einwohner und sorgt für bundesweite Aufmerksamkeit.
Dass Heilbronn gerade jetzt über die Döner diskutiert, wundert Professor Christian Buer von der Hochschule Heilbronn. Dort leitet er die Abteilung Tourismuswirtschaft und ist unter anderem Studiendekan Hotel and Restaurant Management. "Ich wusste, dass die Debatte kommt." Nur hätte er sie schon vor Jahren erwartet, als beispielsweise die Anzahl der Imbisse rund ums K3 zugenommen hat.
Debatte um Döner-Obergrenze: So bewertet ein Experte die Lage in der Heilbronner Innenstadt
Was die Anzahl der Döner-Läden angeht, so sieht Christian Buer kein Problem. Würde man alle Imbisse zwischen Wollhaus und K3 verteilen, merke das niemand. Die Realität ist eine andere: In der Sülmer City beim K3 gibt es viele solcher Imbisse. "Wir haben eine relativ hohe Dichte an Döner-Gastronomie, das fällt auf."
Mit den Döner-Läden kämen auch die Kunden, die von solchen Imbissen angesprochen werden. Heilbronn ist für ihn dabei kein Einzelfall. Er muss nur in seine Heimatstadt Leonberg blicken: Dort sei es wie in Heilbronn rund um ein Einkaufszentrum, wo es mehrere asiatische Gastronomen, Barbershops und Döner gebe.
Diskussion um Döner-Obergrenze: Einzelhandel hat laut Professor versagt
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig. "Als der Einzelhandel versagt hat, sind die Handyläden gekommen", erinnert Christian Buer im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. Als bei denen die Umsätze wegbrachen, wollten Eigentümer weiterhin die Flächen vermieten. Dann seien eben Familien gekommen, die unternehmerisch tätig seien. Was früher der klassische Italiener gewesen sei, ist für ihn heute der Döner.
Viele sorgen sich um etablierte Gastronomen. Christian Buer geht allerdings davon aus, dass die Anzahl an Sterne-Köchen insgesamt abnehmen werde. In die Gastrolandschaft einzugreifen, Döner und Barbershops begrenzen zu wollen, das ist für Christian Buer eine reine Verzweiflungstat.
Ohnehin geht er davon aus, dass eine solche Begrenzung von Gerichten gekippt würde. Begrenzungen brächten nichts, es käme nur zu Verschiebungen. "Sobald solche Regeln kommen, schafft man andere Lagen, an die Imbisse ausweichen."
Döner-Diskussion als "Stein des Anstoßes" für eine attraktive Innenstadt
Der Wissenschaftler blickt auf das Wachstum, das Heilbronn derzeit bei den wissenschaftlichen Einrichtungen erfährt. Der Bildungscampus wächst weiter in Richtung Neckar. Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich kommt in einigen Monaten mit einer eigenen Außenstelle.
Was müsse man tun, damit Mitarbeiter aus der Schweiz nach Heilbronn ziehen? Entweder gut bezahlen. Oder eine attraktive Stadt haben. Dazu könne die aktuelle Döner-Debatte beitragen. Immerhin komme jetzt Bewegung in das Thema. "Man braucht einen Stein des Anstoßes."
Bei der Döner-Debatte dürfe man allerdings eines nicht vergessen: Angebot schaffe eine Nachfrage, viele gingen gern zum Döner. "Wir sind halt doch eine Studentenstadt", so Christian Buer.

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