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Audi, Mercedes und Co.: Drei Gründe für die Krise der deutschen Autoindustrie

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Die deutschen Autobauer stehen unter massivem Druck – und das gleich an mehreren Fronten. Die Krise betrifft auch starke Marken wie Audi, Mercedes oder Porsche. Das sind die Gründe.


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In der deutschen Autoindustrie sind mehr als 700.000 Menschen beschäftigt. Gemessen am Umsatz ist sie die mit Abstand größte Industriebranche des Landes. Doch die Konzerne stecken tief in der Krise. Ob Absatz, Umsatz und vor allem der Gewinn: Die jüngst vorgelegten Halbjahreszahlen sind erschreckend.

Selbst der erfolgsverwöhnte Sportwagenhersteller Porsche musste einen Gewinneinbruch um mehr als 70 Prozent hinnehmen. Bei Audi sank das Konzernergebnis um 37,5 Prozent. Nun reagieren die meisten Hersteller mit Sparprogrammen. Tausende Arbeitsplätze sollen in den nächsten Jahren wegfallen. Audi etwa baut bis Ende des Jahrzehnts an den deutschen Standorten bis zu 7500 Stellen ab.  

Autoexperte Dudenhöffer: „Wir haben eine grundlegende Krise in der Autoindustrie“

„Wir haben eine grundlegende Krise in der deutschen Autoindustrie“, sagt Experte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR - Center Automotive Research mit Sitz in Bochum. „Im wichtigsten Markt China ist die Lage besonders schlimm, dort verlieren alle.“ Aufstrebende einheimische Hersteller, der anhaltende Preiskampf und Modelle, die im Reich der Mitte einfach nicht ankommen, seien die Ursache für die Misere auf dem größten Automarkt der Welt. „Die deutschen Autos sind aktuell zu teuer und nicht spannend genug“, so Dudenhöffer.

Porsche-Chef Oliver Blume: „Werden in China nicht mehr das alte Volumen sehen“

Bei Porsche sank die Zahl der Auslieferungen in China von Januar bis Juni um 28 Prozent auf 21.302 Einheiten. Das ist der schlechteste Wert seit elf Jahren. „Wir werden in China nicht mehr das alte Volumen sehen“, sagt CEO Oliver Blume. 2020 hat die VW-Tochter dort noch fast 90.000 Fahrzeuge ausgeliefert, im vergangenen Jahr waren es noch etwas mehr als 79.000 Einheiten. Der Trend ginge jetzt in Richtung 40.000 bis 50.000 Einheiten jährlich. „Es geht nun darum, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen und das Geschäft in China so auszurichten, dass wir in Zukunft dort eine zweistellige Rendite erwirtschaften“, so Blume.

Den stärksten Rückgang im ersten Halbjahr hat auch die Konzernschwester Audi in China verzeichnet. Dort sank die Zahl der Auslieferungen um 10,2 Prozent auf 287.600 Einheiten. Im Reich der Mitte will Audi mit einer eigenen Marke und der Hilfe eines einheimischen Partners zurück zu alter Stärke. Der chinesische Konzern SAIC liefert Plattform und Software für die künftigen Modelle der Marke AUDI, die ohne vier Ringe auskommen. Das erste Modell E5 Sportback wurde in weniger als drei Jahren entwickelt und kommt noch dieses Jahr auf den Markt. 2026 sollen die nächsten beiden Fahrzeuge folgen.

Wohin mit den vielen Neuwagen? Die deutschen Autobauer kämpfen aktuell mit einer rasant sinkenden Nachfrage in China und den US-Zöllen.
Wohin mit den vielen Neuwagen? Die deutschen Autobauer kämpfen aktuell mit einer rasant sinkenden Nachfrage in China und den US-Zöllen.  Foto: Hendrik Schmidt

US-Zölle kosten die Unternehmen teils dreistellige Millionensummen

Zweite große Baustelle ist für viele Hersteller der US-Markt. Mittlerweile sind die Importzölle auf Neuwagen zwar von 25 auf 15 Prozent gesunken, sie belasten aber die Marken ohne eigene Fertigung in den Staaten deutlich. So hat Audi in den ersten sechs Monaten des Jahres fast 600 Millionen Euro dafür aufwenden müssen.

In Ingolstadt denkt man derzeit intensiv über ein eigenes US-Werk nach, eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen. Die USA waren für Porsche im ersten Halbjahr der stärkste Einzelmarkt mit rund 43.600 Autos – ein Plus von zehn Prozent. Allerdings musste der Autobauer rund 400 Millionen Euro für die Zölle aufwenden. „Wir müssen schauen, wie wir die Preisgestaltung in den USA künftig ausrichten“, sagt Finanzvorstand Jochen Breckner. Zuletzt seien die Preise in den Staaten leicht angehoben worden. Eine US-Fertigung sei aktuell nicht geplant.

Der Hochlauf der Elektromobilität stockt vor allem in Europa und den USA

Die dritte große Baustelle ist die Elektromobilität. Während in China bereits jeder zweite Neuwagen elektrisch unterwegs ist, geht es in Europa und den USA deutlich langsamer voran. „Da waren die Planungen, die weit vor 2020 getroffen wurden, noch ganz anders“, sagt Porsche-Chef Blume. Daher sei eine „strategische Neuausrichtung des Unternehmens nötig“. Blume will die Verbrenner- und Hybridmodelle länger laufen lassen als bisher geplant, „auch noch deutlich nach 2030“.


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Audi peilt nach Informationen der Heilbronner Stimme in diesem Jahr erstmals einen Anteil von 20 Prozent für E-Autos am Gesamtabsatz an. Angesichts der aktuellen Situation auf den Märkten weltweit setzt Audi beim Thema Antrieb nun aber noch mehr auf Flexibilität. „Die Produktion unserer letzten Verbrenner werden wir in Abhängigkeit von der jeweils unterschiedlichen Entwicklung der Weltmärkte steuern“, sagt Audi-CEO Gernot Döllner. „Mit dem Dreiklang aus Verbrennern, Plug-in-Hybriden und E-Autos können wir den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden auf allen Märkten weltweit gerecht werden.“

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