Porsche-Gewinn im Sturzflug: China-Geschäft und US-Zölle belasten Ergebnis deutlich
Porsche hat ein extrem schwaches erstes Halbjahr hinter sich. Der Gewinn der VW-Tochter ist um mehr als 70 Prozent eingebrochen. CEO Blume kündigt eine „strategische Neuausrichtung“ an.
Der VW-Konzern steckt wie viele anderen Autobauer in der Krise. Besonders kritisch ist dabei, dass es nun auch die Ertragsperlen erwischt: Bei der Sportwagenmarke Porsche fiel der Gewinn im ersten Halbjahr von 2,9 Milliarden Euro auf gerade einmal 732 Millionen Euro, das sind rund 70 Prozent weniger als von Januar bis Juni vergangenen Jahres. Die Rendite krachte von 16,2 auf 5,2 Prozent runter. Der Umsatz gab um 6,7 Prozent auf 18,16 Milliarden Euro nach. Auch Mercedes-Benz hatte am Morgen einen Gewinnabsturz bekannt gegeben.
Krise trifft auch Porsche: Belastung durch schwaches China-Geschäft
Was den Absatz angeht, fällt auch der Blick aufs erste Halbjahr negativ aus: Von Januar bis Juni hat Porsche weltweit 146.391 Fahrzeuge an Kundinnen und Kunden ausgeliefert. Das sind 6,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Weiterhin große Probleme hat Porsche in China. Im Reich der Mitte sank die Zahl der Auslieferungen um 28 Prozent auf 21.302 Einheiten. Das ist der schlechteste Wert seit elf Jahren.
Für China erwartet Porsche, dass der Absatz nicht mehr die alten Bestwerte erreichen wird. 2020 hat die Sportwagenmarke dort noch fast 90.000 Fahrzeuge ausgeliefert, im vergangenen Jahr waren es noch etwas mehr als 79.000 Einheiten. "Es geht nun darum, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen und das Geschäft in China so auszurichten, dass wir in Zukunft dort eine zweistellige Rendite erwirtschaften", sagt CEO Oliver Blume. Volumen allein sei nicht die wichtigste Kennzahl.
Porsche: US-Zölle kosten das Unternehmen rund 400 Millionen Euro
Auch in Deutschland musste der Sportwagenbauer in Minus von 23 Prozent auf knapp 16.000 Fahrzeuge hinnehmen. Stärkster Einzelmarkt im ersten Halbjahr waren die USA mit 43.577 Autos – ein Plus von zehn Prozent. Da Porsche aber keine eigene Produktion in den USA hat, musste der Autobauer rund 400 Millionen Euro für die US-Importzölle aufwenden. Dazu kommt eine weitere halbe Milliarde Euro für den Aufbau der Batteriefertigung für E-Autos. Das belastete das Ergebnis ebenfalls ."Die Einigung, die nun zwischen der EU und den USA getroffen wurde, gibt uns Planbarkeit", sagt Finanzvorstand Jochen Breckner. "Dennoch belasten die Importzölle in Höhe von 15 Prozent unser Ergebnis und wir müssen schauen, wie wir die Preisgestaltung in den USA künftig ausrichten." Zuletzt seien die Preise in den Staaten leicht angehoben worden. Eine US-Fertigung sei aktuell nicht geplant.
Porsche-Chef Blume: „Das ist kein Unwetter, die Welt verändert sich massiv“
„Wir haben es weltweit weiterhin mit erheblichen Herausforderungen zu tun. Es ist kein Unwetter, das vorüberzieht. Die Welt verändert sich massiv – und vor allem anders als noch vor einigen Jahren erwartet“, sagt Porsche-Chef Blume. „Einzelne strategische Entscheidungen von damals erscheinen heute in einem anderen Licht. Deshalb entwickeln wir Porsche grundlegend weiter.“
In China sei die Nachfrage im Premium- und Luxussegment zurückgegangen. „Zudem verläuft die Transformation zur Elektromobilität insgesamt langsamer als erwartet, vor allem in den USA und Europa. Da waren die Planungen, die weit vor 2020 getroffen wurden, anders." Daher sei eine „strategische Neuausrichtung des Unternehmens nötig“. Porsche stehe nicht da, "wo wir uns sehen und wo wir hingehören". Modellseitig will der Autobauer nach Angaben von CEO Blume seine Verbrenner- und Hybridmodelle länger laufen lassen als bisher geplant, "auch noch deutlich nach 2030".
Zweites Sparprogramm wird mit dem Porsche-Betriebsrat verhandelt
„Ziel unserer strategischen Neuausrichtung ist es, unsere Rentabilität und Widerstandsfähigkeit zu stärken”, sagt Finanzvorstand Breckner. Im zweiten Halbjahr nimmt Porsche wie angekündigt Verhandlungen mit der Arbeitnehmervertretung über ein zweites Sparpaket auf. „Um Porsche zukunftsfest zu machen, werden wir über weitreichende Ansätze sprechen“, so Breckner.
Bereits im Frühjahr hatte die VW-Tochter angekündigt, am Stammsitz in Zuffenhausen und im Entwicklungszentrum in Weissach rund 1900 Stellen abzubauen. Betriebsbedingte Kündigungen sind angesichts der Beschäftigungssicherung bis 2030 ausgeschlossen. Was das neue Sparpaket alles beinhaltet, ist bislang noch unklar, es werde aber "tiefe Einschnitte" geben.
Porsche senkt seine Prognose für 2025 nach schwachem ersten Halbjahr
Für das Gesamtjahr rechnet Porsche zwar weiterhin mit einem Umsatz zwischen rund 37 Milliarden bis 38 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite soll nun aber nur noch zwischen fünf und sieben Prozent liegen. Bisher wurden 6,5 bis 8,5 Prozent in Aussicht gestellt, aber ohne Effekte aus den US-Importzöllen. Für 2026 rechnet CEO Blume wieder mit einem positiven Momentum. Ziel sei es, mit einer umfangreichen Reskalierung und einem flexibleren Angebot die Rentabilität zu stärken. Vor ein paar Jahren hatte sich Porsche eine Rendite von 20 Prozent als Ziel gesetzt. "Dafür müssten sich die geopolitischen Rahmenbedingungen massiv ändern", sagt Breckner,
Oliver Blume: "Doppelrolle ist zeitlich befristet - das bleibt auch so"
Oliver Blume führt nicht nur Porsche, sondern auch den gesamten VW-Konzern. "Wir haben immer gesagt: Die Doppelrolle ist zeitlich befristet - das bleibt auch so", sagt Blume. Aufgrund seiner langen Erfahrung bei Porsche sei es wichtig, dass er die Restrukturierung der Sportwagenmarke noch weiter begleite. "Ich stehe zu meiner Verantwortung bei Porsche, auch in schwierigen Zeiten", so Blume. "Wir schauen jetzt, wie wir dieses Jahr vorankommen und werden dann zu gegebener Zeit informieren, wann die Doppelrolle aufgelöst wird."
Autoexperte Dudenhöffer: „Porsche ist ein Sanierungsfall geworden“
Lange Zeit zeigten bei Porsche alle Werte nur nach oben, doch nun ist die Kult-Marke kein Selbstläufer mehr. „Man muss sich große Sorgen um Porsche machen. Porsche erleidet einen Gewinneinbruch von rund 70 Prozent und es gibt nach meiner Einschätzung wenig Hoffnung auf baldige bessere Zeiten“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR - Center Automotive Research in Bochum. „Porsche ist zum Sanierungsfall geworden“, so Dudenhöffer.